Mai 29 2019

Zweifel am Bedarf für einen neuen Supermarkt

Veröffentlicht von um 06:16 unter Pressespiegel

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 25.05.2019 / Hans-Dieter Wolz

Wenn ein Verkehrsgutachten eine Lösung für die Einfahrt in die Karlstraße in Rommelshausen findet, sind auch Ladenflächen auf einem Gemeindegrundstück denkbar. Umzugswünsche bestehen. Die Gemeinderäte reagieren aber zurückhaltend

Es kann heikel sein, im Berufsverkehr aus der Günter-Haußmann-Straße in Rommelshausen auf die Karlstraße auszubiegen. Die Lücken in der Schlange sind kurz – manchmal wird es eng für Autofahrer. Doch die Gemeinde besitzt noch ein großes Grundstück hinter der Drogerie Rossmann – und will es auch bebauen lassen. Deshalb lässt sie jetzt durch Verkehrsexperten klären, wie die Kreuzung entschärft und das Ausfahren erleichtert werden kann. Das ließ Bürgermeister Stefan Altenberger kürzlich im Gemeinderat durchblicken.

Was auf dem Areal entstehen soll, ist offen – hängt aber stark von der Verkehrsfrage ab. Denkbar ist etwa ein größerer Lebensmittelmarkt. Geprüft worden ist der Standort schon einmal im Rahmen der jahrzehntelangen Discounter-Diskussion. Damals war das jetzige Wohngebiet als Einkaufsareal im Gespräch, der Verkehrsfluss schien aber schwer zu regeln. Letztlich winkten die Experten ab, der neue Discounter durfte auf den Spitzäckern am Ortsrand bauen und wurde 2014 eröffnet.

Die Verkehrsfrage blieb auch deshalb ungelöst. Eine Ampel an der Kreuzung mit der Karlstraße schien problematisch, weil in beiden Abbiegerichtungen schon Fußgängerampeln den Verkehr in kurzer Folge immer wieder stoppen. Ein Kreisverkehr scheiterte am fehlenden Platz, ein Grunderwerb war offenbar nicht möglich. Doch sollten Verwaltung und Gutachter inzwischen zu einem anderen Ergebnis kommen, stellt sich auch die Frage nach der Nutzung neu. Ansiedlungswünsche für einen großen Lebensmittelmarkt sind schließlich immer wieder geäußert worden und bestehen offenbar weiterhin.

Die Begeisterung im Gemeinderat ist allerdings nicht groß: „Der Markt ist gesättigt. Es gibt keinen Bedarf für einen weiteren Vollsortimenter“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas Wersch. Anders sehe es aus, wenn der Edeka-Markt auf ein Gelände im Ortskern übersiedeln und dort erweitern könnte. Als zeitgemäß für solche Märkte gelten heute 1600 oder gar 1700 Quadratmeter Verkaufsfläche, aus der Sicht der Betreiber rentable Größen. Der Laden an der Karlstraße ist viel kleiner. Deshalb gab es in Rommelshausen immer wieder die Sorge, der Standort werde über kurz oder lang schließen. „Totgesagte leben erstaunlich lang. Vor 20 Jahren geriet der Gemeinderat schon einmal in Panik, als mit der Schließung gedroht wurde. Danach war zehn Jahre lang nichts mehr zu hören“, sagt Andreas Wersch.

Die CDU, die einst den Standort Tulpenstraße gegenüber den Spitzäckern präferierte, hält auch heute noch fest: „Wichtig ist, dass die Leute nicht ins Auto sitzen müssen, sondern zu Fuß einkaufen gehen können.“ Doch das haben die Menschen jetzt schon: „Ich finde den Status quo ausreichend, es gibt keine Notwendigkeit, mehr zu machen.“

„Wir sind ganz gut aufgestellt“, sagt auch Hans Dietzel, Fraktionschef der UFW. „Wenn einer der großen Märkte erweitern könnte, wäre das wünschenswert, aber es ist nicht die erste Priorität. Und die Frage der Parkplätze und die verkehrliche Problematik müssten gelöst sein.“ Der schon jetzt starke Verkehr durch Rommelshausen sei vor der Wahl im Gespräch mit den Bürgern für alle Kandidaten ein großes Thema, berichtet er.

„Ein größerer Frequenzbringer bringt auch mehr Verkehr mit sich“, räumt auch der SPD-Fraktionschef Hans-Peter Kirgis ein. Dies müsse geregelt werden. „Falls sich eine Chance bietet, die Ortskerne durch attraktive Läden zu beleben, müssen wir aber zugreifen. Die Frage ist, wo haben wir Chancen darauf?“ Der OGL-Fraktionsvorsitzende Matthias Kramer gibt seine Meinung „als Privatperson“ ab, weil die Fraktion noch unentschieden ist. Er stellt aber die Wünsche der Betreiber nach Größe infrage: „Mit dem jetzigen Vollsortimenter bin ich zufrieden. Alles andere ist arg verzwungen.“ Kramer sieht das Areal auch nicht als gute Alternative für den Edeka-Markt. „Er könnte auch am jetzigen Standort mehr Umsatz machen, wenn er sich etwas anstrengt. Wir sollten eher Gelassenheit walten lassen.“

„Einen größeren Vollsortimenter im Ortskern könnten wir unterstützen. Er müsste allerdings zu Fuß erreichbar sein“, sagt Eberhard Kögel vom Parteifreien Bündnis PFB. Möglicherweise werde es aber einen Proteststurm der Anwohner geben. Er empfiehlt, sich schon allein deswegen ganz neue Konzepte zu überlegen, um Autofahrten zum Einkauf entbehrlich zu machen. „Die Waren sollten mit einem E-Fahrrad ausgefahren werden“, erinnert Kögel an den Senior-Chef im Rewe-Markt, der jahrelang für alte Leute die Einkaufstüten ausfuhr. Auch eine Apotheke bietet in Rommelshausen diesen Service an.

Bürgermeister Stefan Altenberger lässt seine Sprecherin ausrichten: „Die beiden bestehenden Vollsortimenter sind gut in den Ortsteilen verankert.“ Er stellt ausdrücklich klar: „Es bestehen derzeit keine Überlegungen, Vollsortimenter außerhalb auf der grünen Wiese zu platzieren. Ein Vollsortimenter gehört in die Ortsmitte.“

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