Mai 29 2019

Freud und Leid am Tag danach

Veröffentlicht von um 06:18 unter Pressespiegel

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 29.05.2019 / Sebastian Striebich

Stimmen aus den Fraktionen zur Gemeinderatswahl: Glückliche Grüne, gefrustete Genossen

Bei der SPD herrscht nach der Niederlage bei der Kommunalwahl großer Frust. Wie die CDU hadern die Genossen mit dem Bundestrend. Drei Kernener Ratsfraktionen fühlen sich hingegen als Gewinner: UFW, OGL und PFB. Eine Gewinnerin der Gemeinderatswahl steht eindeutig fest: die Demokratie. Deutlich mehr Kernener als noch vor fünf Jahren haben am Sonntag ihre Stimmen abgegeben. Die Wahlbeteiligung kletterte von 52,9 Prozent um 8,5 Prozentpunkte auf 61,4 Prozent. Insgesamt 7701 Wähler gingen zur Urne, sie verteilten 153 416 gültige Stimmen auf die Kandidaten. Ein kleiner Wermutstropfen: 194 ungültige Stimmzettel sortierten die Wahlhelfer aus.

Ohne Verlierer kommt allerdings kaum eine demokratische Wahl aus. Als am Montagabend feststand, wer dem Gemeinderat in den kommenden fünf Jahren angehören wird, jubelten die einen, während andere in die Röhre guckten. Etwa bei der CDU, die Walter Zimmers Verzicht auf eine erneute Kandidatur nicht kompensieren konnte und mit Rainer Müller sogar noch einen zweiten Rat verliert. Müller war seit 2002 im Gemeinderat engagiert und wäre gerne noch für fünf weitere Jahre im Einsatz gewesen. Enttäuscht sei er aber nicht, so Müller: „Der Wähler hat entschieden.“

Mit acht Sitzen für die CDU hat auch Fraktionssprecher Andreas Wersch nicht gerechnet, die seien ja erst durch den Wechsel von Ernst Maile (ehemals UFW) zustande gekommen. „Aber sieben hätten wir schon gern gehabt“, so der Feuerwehrkommandant, der den Verlust im Bundestrend begründet sieht – von dem die CDU ja in der Vergangenheit auch schon profitiert habe.

Apropos Trend: Von einer „Trendwende“ sprach am Dienstag ein bestens aufgelegter Stettener Bademeister: Stimmenkönig Ebbe Kögel. Dessen Freude beschränkte sich nicht nur darauf, dass er als einziger Kandidat die 5000-Stimmen-Marke geknackt hat und sein Parteifreies Bündnis von 6,2 Prozent 2014 auf nun 14,7 Prozent gesprungen ist. Kögel freute sich auch über den frischen Wind, der „mit unserem Anderas Colosi und den beiden Damen von den Grünen“ in den Rat einkehre. Einzig, dass seine 21 Jahre alte PFB-Spitzenkandidatin Annalena Volk es ganz knapp nicht ins Gremium geschafft habe, sei schade.

SPD-Fraktionschef Hans-Peter Kirgis: „Gute Sacharbeit nicht honoriert“

Erst 19 Jahre alt ist Larissa Keller, eine von zwei neuen Rätinnen bei der Offenen Grünen Liste (OGL). Deren Fraktionssprecher Matthias Kramer freut sich über das starke Ergebnis und den zusätzlichen Sitz: „Das ist das Ergebnis, das wir uns gewünscht haben“, sagte Kramer am Dienstag. Dass seine Fraktion die Abgänge von Andreas Stiene, Bettina Futschik und nun Christof Leibbrand so gut verkraften würde, hätte er nicht erwartet. Während die OGL vom Bundestrend profitierte, erging es den Genossen ähnlich wie der Union.

SPD-Rat Christoph Schönleber holte zwar mehr Stimmen als bei seinem Antritt vor fünf Jahren, scheidet aber dennoch aus dem Gremium aus. Bei Fraktionschef Hans-Peter Kirgis ist der Frust entsprechend groß, gerade weil sich Schönleber seit seiner Wahl vor fünf Jahren „schwer ins Zeug gelegt“ habe. „Gute Sacharbeit“ werde vom Wähler „ganz offensichtlich nicht honoriert, so der enttäuschte SPD-Sprecher.

Hingegen „sehr zufrieden“ sind laut Fraktionssprecher Hans Dietzel die Unabhängigen Freien Wähler, die nun wieder fünf Sitze im Gremium haben. Besonders freut sich Dietzel für seinen Fraktionskollegen Martin Weiß, der fast 900 Stimmen mehr auf sich vereinte als noch vor fünf Jahren – insgesamt 4860, die zweitmeisten von allen Kandidaten. „Mit Christoph Kern haben wir außerdem einen jungen, engagierten Mann im Gemeinderat untergebracht“, sagt Dietzel. Überhaupt seien die Verhältnisse im Gremium nun wieder ausgewogener.

Sieger und Verlierer in Prozentangaben

Im Vergleich zur Gemeinderatswahl 2014, als sie auf 31,6 Prozent der Stimmen kam, hat die CDU in Kernen 4,1 Prozentpunkte eingebüßt – sie landete bei 27,5 Prozent. Das bedeutet: zwei Sitze weniger. Dennoch bleibt die Unionsfraktion stärkste Kraft im Rat.

Die Unabhängigen Freien Wähler konnten ihre fünf Sitze halten. Nachdem Sie von 2009 auf 2014 satte 5,5 Prozentpunkte verloren hatten, waren es diesmal nur 0,8 – von 23,9 Prozent ging ihr Stimmanteil auf 23,1 Prozent zurück.

Gleich 4,7 Prozentpunkte verlor die SPD: Sie stürzte von 20,8 Prozent im Jahr 2014 auf 16,1 Prozent der Stimmen ab. Statt fünf sitzen in Zukunft nur noch vier Genossen im Rat.

Ebenso viele Bürgervertreter entsendet die Offene Grüne Liste in der kommenden Legislaturperiode ins Gremium. Sie legte 1,1 Prozentpunkte zu und kletterte von 17,5 auf 18,6 Prozent der Stimmen. Die Fraktion wächst von drei auf vier Vertreter.

Den deutlichsten Zuwachs verzeichnet das Parteifreie Bündnis um Stimmenkönig Ebbe Kögel. Von 6,2 Prozent stieg der Stimmenanteil des PFB um 8,5 Punkte auf 14,7 Prozent. Zur Wahl 2014 war das PFB allerdings mit nur fünf Kandidaten angetreten.

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