Mai 29 2019
Die Jugend will mitgestalten
Quelle: Fellbacher Zeitung vom 23.05.2019 / Brigitte Hess
Das größte Interesse einiger Jungwähler in Fellbach betrifft Umweltthemen und den Klimaschutz
Den „Friday for Future“ findet Annalena Volk sehr wichtig: „Bei den Demonstrationen ist solch eine Energie spürbar – diese Jugendlichen haben Visionen“, sagt die 21-Jährige, die sich auf der Liste des Parteifreien Bündnisses für die Gemeinderatswahl in Kernen aufstellen ließ. Zum „Speed Dating“ sind am Dienstagabend gerade mal vier Mädchen ins Jugendhaus K7 nach Rommelshausen gekommen. Ihnen sitzen von der CDU, der SPD und der Unabhängigen Grünen Liste jeweils ein gestandener Kommunalpolitiker und ein „Neuling“ auf der Liste zur Gemeinderatswahl gegenüber. Fürs Parteifreie Bündnis sind zwei Kandidaten gekommen.
„Der Termin wurde einfach nicht richtig kommuniziert, ich habe ihn mehr oder weniger zufällig heute auf Instagram entdeckt“, sagt Dilara Akdeniz über die schwache Beteiligung. Sie hat immerhin drei Freundinnen aus der Schule aktiviert. Zu viert sind die Mädchen da. Kurzerhand ändern Michel Salzer und Felicitas Ortlieb von der Landeszentrale für politische Bildung die geplanten kurzen Zweiergespräche in eine große Runde. Zuerst stellen sich die Kommunalpolitiker und die jungen Kandidaten vor, erklären kurz, was ihnen wichtig ist, beziehungsweise weshalb sie sich zur Kandidatur entschlossen haben. „Ich will wissen, was die Parteien für Jugendliche und für die Umwelt tun“, sagt Julia Bezler. Sowohl die Nachwuchs-Kandidaten, die alle zum ersten Mal für den Gemeinderat kandidieren, als auch die Jungwählerinnen finden, dass die Jugend durchaus politisch sei und dies durch die Freitags-Demos jetzt auch öffentlich sichtbar wird. Marc Schmid, Kandidat auf der CDU-Liste (Anm.: hier irrt die Redakteurin – Marc Schmid ist nicht auf der CDU-Liste. Hier liegt eine Verwechslung mit Lukas Edelmaier vor, der bei der Veranstaltung anwesend war), hat das Ziel, den Individualverkehr zu reduzieren und einen Unverpackt-Laden nach Kernen zu bringen.
Andreas Colosi – er kandidiert für das Parteifreie Bündnis – findet, dass junge Menschen in die Politik müssen, weil sie neue Ideen bringen: „Entscheidungen, die heute gefällt werden, betreffen uns. Wir müssen sie noch lange mittragen.“ Obwohl sich die Jugendlichen ein Leben ohne ihr Handy nicht vorstellen können, sehen sie beispielsweise den 5G-Netzausbau durchaus skeptisch: „Wenn das gesundheitlich schädlich ist, will ich das nicht“, sagt Evita Fattorusso.
Die vier Mädchen wollen auch ganz konkret wissen, was gegen Wohnungsnot und zu hohe Mieten getan wird, ob der Flächenverbrauch nicht gestoppt werden muss. „Und wie ist eigentlich in Kernen die Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister?“, fragt eine. Die Politiker antworten offen. „Es wäre gut, wenn bei der Wahl im September ein zweiter Kandidat dabei wäre – nur dann hätten wir ja eine echte Wahl“, sagt SPD-Gemeinderat Christoph Schönleber und seine Gemeinderatskollegen nicken (Anm.: auch hier irrt die Redakteurin: diese Aussage stammt von Matthias Kramer, Offene Grüne Liste).
Aber was kann das kleine Kernen, ja das kleine Deutschland tun, damit der Klimawandel erträglich bleibt? Dass die Zukunft herausfordernd sein wird, das wissen sowohl die jungen Wähler als auch die „Alten“ und eventuell „Neuen“ im Gemeinderat.