Feb 20 2019

Wahl ohne Kampf?

Veröffentlicht von um 23:10 unter Pressespiegel

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 19.02.2019 / Sebastian Striebich

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Stefan Altenberger im Herbst ohne ernsthaften Konkurrenten zur Bürgermeisterwahl antritt

„Eine Wahl ist erst dann eine Wahl, wenn man auch eine Alternative hat.“ Das sagt Matthias Kramer, Vorsitzender der Gemeinderatsfraktion der Offenen Grünen Liste (OGL). Wünscht er sich einen Gegenkandidaten zu Altenberger für die Bürgermeisterwahl am 29. September? „Das würde sicherlich nicht schaden.“ So richtig will der Grüne aber nicht daran glauben, dass der Rathauschef Konkurrenz bekommt: „Dafür läuft es in Kernen zu gut, als dass sich das jemand antun würde.“ Höchstens ein Neuling, der sich auch mit einer Niederlage nichts verbauen würde, käme infrage.

Keine der im Gemeinderat vertretenen Parteien hat auf Anfrage unserer Zeitung angekündigt, sich aktiv auf die Suche nach einem Gegenkandidaten zu machen. Die Fraktionsvorsitzenden von CDU und Unabhängigen Freien Wählern haben klar verneint, nicht zuletzt, weil sie Altenbergers Arbeit schätzen. Grundsätzlich ablehnen würden sie einen fähigen Gegenkandidaten aber nicht. SPD-Chef Hans-Peter Kirgis sagt, die Genossen hätten sich mit der Bürgermeisterwahl noch nicht beschäftigt – die Kommunalwahl im Mai ist derzeit das dominierende Thema. Doch auch Kirgis konstatiert Altenberger: „Im Großen und Ganzen sitzt er fest im Sattel. Seine Bilanz ist ja wirklich nicht schlecht“. Und Ebbe Kögel vom Parteifreien Bündnis ist zwar um keinen Streit mit Altenberger verlegen, orakelte aber bereits Monate bevor dieser überhaupt seine Kandidatur verkündet hatte: „Es wird weder einen großen Wahlkampf noch einen zweiten Wahlgang geben.“

Der Amtsinhaber hat in der Regel gute Chancen auf die Wiederwahl Es spricht etwas mehr als ein halbes Jahr vor der Bürgermeisterwahl einiges dafür, dass Kögel mit seiner Prognose recht behält. Sämtliche Amtsinhaber im Umkreis, die in der jüngeren Vergangenheit wieder zur Wahl angetreten sind, haben diese auch klar für sich entschieden. In Winnenden bekam OB Hartmut Holzwarth Anfang 2018 mehr als 90 Prozent der Stimmen, genau wie Thomas Bernlöhr einige Wochen später. In Schwaikheim und Plüderhausen erzielten Gegenkandidaten aus dem Ort immerhin Achtungserfolge. Dort gab es allerdings auch große politische Streitthemen, die das Potenzial hatten, die Gemeinden zu spalten – in Plüderhausen-Walkersbach das Bürgerhaus, in Schwaikheim der Zwist zwischen Bürgermeister Gerhard Häuser und der SPD.

In Kernen bekam Stefan Altenberger bei seiner Wiederwahl 2011 satte 93,3 Prozent der Wählerstimmen. Das heißt aber nicht, dass seine Politik nur auf Gegenliebe stößt. Immer wieder wird hinter vorgehaltener Hand Kritik am Führungsstil Altenbergers geübt. Nicht selten kippt der Gemeinderat Vorschläge der Verwaltung – zuletzt setzten sich etwa die Gegner des Bike-Towers durch. Manchen in Kernen sind die Millionen für Bauprojekte und Gartenschau-Events zu viel, sie wünschen sich stattdessen größere Investitionen im sozialen Bereich. Aber: „Er hat vieles bewegt und auf den Weg gebracht. Er ist wirklich immer noch sehr rührig und motiviert“, lobt UFW-Fraktionschef Hans Dietzel.

„Ich kann nicht ausmachen, dass die Stimmungslage gegen ihn ist“, sagt Andreas Wersch. „Wo er greifbar ist, das regeln wir im Gemeinderat. Es ist nicht so, dass wir nur dasitzen und ihm auf die Schulter klopfen.“ OGL-Mann Matthias Kramer sagt: „Er könnte für meinen Geschmack mehr Visionär sein, sich mehr für grüne Themen engagieren. Aber er macht nichts grob falsch.“ Und selbst der gerne stichelnde Ebbe Kögel gibt zu: „Also er ist nicht der schlechteste Bürgermeister. Es könnte schlimmer sein.“ Das könnte man aus dem Mund des schwäbischen Bademeisters durchaus als Lob interpretieren. Einig sind sich alle in einem Punkt: Auf Spaßkandidaten können sie bei der Bürgermeisterwahl getrost verzichten. Wobei deren Unterhaltungswert eventuell einer höheren Wahlbeteiligung zuträglich wäre – die lag bei Altenbergers Wiederwahl 2011 bei gerade mal 28,1 Prozent.

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