Dez 06 2018

Superschnelles Internet rückt in Sichtweite

Veröffentlicht von um 15:02 unter Pressespiegel

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 04.12.2018 / Hans-Dieter Wolz

Die Hoffnung steigt auf ein noch schnelleres Internet in Kernen, wie es vor allem Firmen in den Gewerbegebieten fordern. Nach kontroverser Diskussion im Gemeinderat Kernen steht fest: Die Gemeinde wird sich beim Bau eines schnellen Glasfasernetzes für Internetverbindungen an einer Kooperation mit dem Unternehmen Telekom beteiligen.

Ziel ist es unter anderem, in allen Gewerbegebieten und zur Hälfte der privaten Haushalte in der Region bis 2025 superschnelle Glasfaseranschlussmöglichkeiten zu verlegen, egal ob sich die Nutzer für einen solchen Anschluss dann schon entscheiden. Statt den derzeit in Kernen bei guten Bedingungen allerhöchstens denkbaren 100 Mbit pro Sekunde sollen dann Datenraten von 1000 Mbit sowohl im Up- als auch im Download möglich sein. Die Glasfaserkabel sollen bis ins Haus und bis aufs Firmengelände verlegt werden, während derzeit die letzte Meile vom Verteilerkasten zum Verbraucher noch auf veralteten Kupferkabeln beruht. „Die Glasfaser liegt bisher nur bis zu den Verteilerkästen der Telekom“, sagt Bürgermeister Stefan Altenberger. Der Beschluss, in der jüngsten Sitzung gefällt bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung, beruht noch nicht auf Plänen oder einer vereinbarten Beteiligung, wie sie die Telekom als Sachleistung in Form von bestehenden Glasfaserkabeln, Leerrohren oder Tiefbauarbeiten im Gegenzug für das regionale Breitbandnetz fordert. Es handelt sich vielmehr um einen ersten Schritt, um dabei zu sein: Der Gemeinderat hat die Verwaltung einstweilen nur ermächtigt, dem Zweckverband „Breitbandausbau Rems-Murr“ beizutreten. Dieser Zweckverband, dessen Kosten das Landratsamt übernimmt, wird in einer näheren Zukunft über die neu zu gründende Regionale Breitband Kompetenz-Center GmbH Einfluss auf die Kooperation nehmen und den Netzausbau im Rems-Murr-Kreis koordinieren. Genaue Pläne, wo und mit welchem Verfahren ausgebaut wird und welche Geldmittel dafür eingesetzt werden, fehlen noch. Die Telekom hat versprochen, etwa das Doppelte als bisher für den Netzausbau in der Region vorgesehen war, als Eigenmittel einzusetzen.

„Wir sind durch den Beitritt zu nichts verpflichtet“, sagte Bürgermeister Stefan Altenberger vor dem Gemeinderat, dessen Mitgliedern große Skepsis über das vor kurzem noch unvorstellbare Versprechen der Telekom anzusehen war. Der Bürgermeister erhofft sich aber durch die Kooperation, dass die Gemeindeverwaltung erstmals bei den Netzausbauplänen der Telekommunikationsfirmen ein Mitspracherecht erhält und die Telekom es beim Netzausbau im Kreis künftig unterlässt, vorhandene Leitungen einfach zu überbauen und die vorherige Investition eines Wettbewerbers, sei es eine Privatfirma, seien es Stadtwerke, damit entwertet. Kritische Stimmen, insbesondere PFB-Gemeinderat Eberhard Kögel, hatten auf solche Vorgänge hingewiesen. Ein Antrag von Bettina Futschik (PFB) die Abstimmung zu verschieben, fand bei sieben zu zwölf Stimmen und zwei Enthaltungen keine Mehrheit. „Verschieben bringt nichts. Entweder wir sind dabei, oder wir bleiben ein gallisches Dorf und nichts wird sich ändern“, kommentierte der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas Wersch.

Die bereits laufende Kooperation der Gemeindeverwaltung mit einer anderen Anbieterfirma und Gewerbebetrieben in den schlecht mit Internet versorgten Gebieten Lange Äcker/Lange Furchäcker in Rommelshausen sowie Mercedesstraße in Stetten will der Bürgermeister vorerst weiterführen. Allerdings klagt er über die hohen Anforderungen an Bürokratie für die erhofften Zuschüsse der Bundesregierung: „Wir haben 60 000 Euro allein für den Ingenieur ausgegeben, der uns bei der Antragstellung behilflich war.“ Außerdem muss die Verwaltung zusätzlich zum Bundeszuschuss einen Eigenanteil von 200 000 Euro an den Investitionskosten einbringen, um eine Deckungslücke für die Anbieterfirma zu stopfen. Weiterhin ist dieses Projekt eines Glasfasernetzes erst in der Antragsphase. Die Gemeinde Kernen sei wohl sehr einseitig beraten worden, wenn sie dem zustimmte, kritisierte OGL-Gemeinderat Michael Burger vor dem Hintergrund des Telekom-Angebots. Aus dieser Erfahrung heraus sind zahlreiche Gemeinderäte der Ansicht, dass nur die Telekom in Deutschland die Größe und Erfahrung für die Herkulesaufgabe eines Netzes für die gesamte Region hat.

So stellte es auch Michael Murer, der Breitbandkoordinator in der Kreisverwaltung dar. Die vielfach kritisierten Geschäftsgebaren der Telekom sind ihm aber auch bekannt. „Wir haben nicht immer gute Erfahrungen mit der Telekom gemacht“, sagte der Bürgermeister. Murer gibt zu: „Eine Liebeshochzeit wird das nicht, das ist allen klar.“ Es werde aber bei dieser Kooperation zumindest feste Ansprechpartner statt der bisher immer wechselnden Telekom-Mitarbeiter am Telefon geben.

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