Nov 03 2018

Barrierefreier Toilettenwagen wühlt auf

Veröffentlicht von um 07:00 unter Pressespiegel

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung v. 02.11.2018 / Text: Laura Steinke

Gemeinderat diskutiert in seiner jüngsten Sitzung über die Anschaffung eines rollstuhl- und kinderwagengerechten WCs

Der Kauf eines barrierefreien Toilettenwagens hat in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats eine Diskussion entfacht. Alle sind sich einig, dass Barrierefreiheit wichtig für die Gemeinde ist, doch über die Umsetzung herrscht Uneinigkeit. Der Gemeinderat vertagte die Entscheidung.

Bis die Gemeinde Kernen Alternativen für einen barrierefreien Toilettenwagen testen wird, hat der Gemeinderat die Entscheidung über die Anschaffung vertagt. Die Mitglieder wollen in einer Sitzung Ende November oder Anfang Dezember darüber beraten. Sicher ist, dass noch in diesem Jahr darüber weiterberaten wird, so Rita Hackh von der Gemeinde Kernen. Bürger und insbesondere Teilnehmer des Arbeitskreises Barrierefreiheit baten die Gemeindeverwaltung wiederholt, bei Veranstaltungen eine rollstuhlgerechte Toilette anzubieten. Nun soll ein solcher Toilettenanhänger inklusive winterfester Ausführung für knapp 32 000 Euro gekauft werden. Klar ist allen Ratsmitgliedern: Barrierefreiheit ist wichtig. Doch über die Anschaffungssumme lässt sich streiten.03

„Wir sind der Meinung, dass er sich amortisierten wird und dass wir durch den Wagen ganz vorne mit dabei sind, was Barrierefreiheit angeht“, sagt Bürgermeister Stefan Altenberger. Denn durch die Vermietung an Vereine könnte Geld eingenommen werden. Der Toilettenwagen würde einen Ersatz für einen barrierefreien Umbau der Sanitäranlage im Schlosspark liefern. Die Kosten dafür würden sich auf 30 000 Euro belaufen.

„Es gibt so viele Möglichkeiten, einen Wagen zu mieten, man muss nur früh genug planen“, sagt Gemeinderat Erich Ehrlich (SPD). Die Recherche der Gemeinde ergab andere Ergebnisse: So gebe es nur ein geringes Angebot für rollstuhlgerechte WC-Wagen, die schnell ausgebucht seien. Doch für Erich Ehrlich steht fest: „Man kauft so was nicht. Es entstehen nur Probleme: Betreuungs-, Lagerungs- und Entsorgungsprobleme.“

Bei der Kirbe in Rommelshausen beispielsweise habe in drei Tagen niemand das WC-Personal in der Stettener Straße nach einer rollstuhlgerechten Toilette gefragt. Außerdem gebe es ja die Möglichkeit, die Toilette im Bürgerhaus zu nutzen.

„Besser als nichts“

Hermann Wildermuth, der sich in Kernen für Barrierefreiheit einsetzt, ist sich unschlüssig: „Ich weiß nicht, ob man den Wagen beschaffen oder nur mieten sollte. Er wäre sowieso nicht die Optimallösung.“ Doch für ihn ist klar: „Wir brauchen den Wagen.“ Zwar sei dieser aufgrund der beengten Räumlichkeiten für Rollstuhlfahrer auch nur begrenzt barrierefrei, aber „besser als nichts“.

Bürgermeister Stefan Altenberger ist jedoch guter Dinge: „Der Wagen würde im Gartenschau-Design beklebt werden. Er wäre ein Werbeträger für die Gartenschau.“ Auch Gemeinderat Volker Borck (CDU) hält den Wagen für eine „gute Investition für den Schlosspark während der Gartenschau“. Ernst Maile, ebenfalls von der CDU, plädiert für eine größere Variante, dieser wäre zu klein. Der Wagen besteht aus jeweils einer Kabine für Frauen und Männer und einer weiteren barrierefreien Kabine. Enthalten ist außerdem ein Wickeltisch. Die benötigte Stellfläche für einen Wagen entspricht laut Gemeinde circa der Größe eines Parkplatzes. Auch Erich Ehrlich zweifelt: „Man müsste immer noch einen zweiten Wagen aufstellen. Das bedeutet doppelter Platzverbrauch, doppelte Betreuung.“ Da der Wagen Wasseranschlüsse braucht, wäre er beispielsweise nicht bei der Yburg und beim Klettergarten einsetzbar.

Eberhard Kögel vom Parteifreien Bündnis plädiert dafür, einen solchen Wagen erst einmal in Nachbarkommunen zu testen. Denn er habe Zweifel, dass behinderte Menschen überhaupt die Tür öffnen könnten. „Das können wir ausprobieren“, stimmt Altenberger zu.

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