Okt 15 2018

Zwischen Visionen und Kostendruck

Veröffentlicht von um 17:57 unter Pressespiegel

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 13.10.2018 / Text: Sebastian Striebich

Bürgerbeteiligung Wohngebiet Hangweide: Gemeinderat nimmt Stellung / Bewerbung für Internationale Baumesse geplant

Das Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum und teuren Bauplätzen, zwischen zukunftsweisenden Visionen und pragmatischen Lösungen für das Wohngebiet Hangweide ist im Bürgerhaus erneut diskutiert worden. Einigkeit zwischen Bürgern, Räten und Verwaltung herrscht bei der Internationalen Bauausstellung 2027: Kernen will sich bewerben.

Worum die Kommunalpolitiker die Bürger beneiden, wird gleich zum Auftakt des „Trialogs“ (Moderator Konrad Hummel) zwischen Bürgern, Rathausspitze und Gemeinderäten deutlich: „Sie können frei denken, alle Gedanken zusammenspinnen, was in der Hangweide entwickelt werden könnte. Wir im Gemeinderat begrenzen immer sofort jede Idee: Was kostet es? Wie ist die rechtliche Situation? Wir sind in ein sehr enges Korsett gepresst“, sagte CDU-Fraktionschef Andreas Wersch in seiner Stellungnahme zu den Bürgerempfehlungen für das Wohngebiet Hangweide, die sich aus mehreren Workshops in den vergangenen Wochen ergeben hatten (wir berichteten). Manche Vision, so Wersch, werde an der Realität scheitern.

Bei der Veranstaltung im Bürgerhaus, die den vorläufigen Abschluss des Bürgerbeteiligungsprozesses zum geplanten Wohngebiet Hangweide bildete, traten die Spannungsfelder erneut deutlich zutage: Urban, sozialgemischt und dicht soll das Wohngebiet laut Bürgerempfehlung sein – allerdings sollen die Gebäude höchstens vier, fünf Geschosse hoch sein.

Hochhäuser auf der Hangweide?

Für große Augen und gar die Furcht vor einer Hochhaussiedlung im Stil der Korber Höhe sorgte bei einigen die Stellungnahme von Bürgermeister Altenberger, der sich auch „zehngeschossige“ Wohnhäuser auf der Hangweide vorstellen kann. Das Gebiet könne dann ja am Boden „luftiger“ gestaltet sein. Denn, das machte der Rathauschef deutlich, ohne sich auf Zahlen festlegen zu wollen: Das Bauland in der Hangweide ist nicht günstig zu haben, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen eine umso größere Herausforderung. Und von einem direkten finanziellen Gewinn durch das Wohngebiet wage er nicht einmal zu träumen.

Mal ganz abgesehen davon, dass auf die Gemeinde laut Stefan Altenberger spannende Verhandlungen mit der Kreisbaugesellschaft und der Kommunalentwicklung GmbH der LBBW über die Entwicklung des Wohngebiets zukommen, wenn die drei Partner die Hangweide erst einmal von der Diakonie erworben haben.

In Arbeitsgruppen zum Wettbewerb und den Kosten für das Großprojekt tauschten sich die rund 50 Teilnehmer – Gemeinderäte, Bürger sowie Bürgermeister Altenberger und Beigeordneter Peter Mauch – angeregt aus. UFW-Fraktionschef Hans Dietzel meldete den Beteiligten zurück, seine Fraktion wolle keinen dritten Kernener Ortsteil, die Hangweide solle fußläufig an Rommelshausen angeschlossen werden. SPD-Mann Christoph Schönleber hält zu diesem Zweck auf eine Verschiebung des dortigen Landschaftsschutzgebietes für möglich und sagte: „Wir sehen dort keine Einfamilienhäuser, dafür ist die Ressource Bauland zu rar.“ Matthias Kramer (OGL) freute sich über „viele grüne Gedanken“ in den Bürgerempfehlungen, sprach sich für inklusive Spielplätze aus und forderte: „Preisgünstiges Bauen darf nicht auf Klimakosten gehen.“

Einigkeit herrschte zwischen Bürgern, Räten und Verwaltung: Eine Bewerbung für die Internationale Baumesse 2027 (IBA) bietet Chancen für die Hangweide und Kernen als Gemeinde. Auch weil die Anforderungen sich von den fantastischen Bauwerken der Vergangenheit zur Frage hin verschoben hätten: „Wie löst man die Engpässe dieser Zeit“, so Moderator Konrad Hummel. Beigeordneter Peter Mauch sieht durchaus gute Chancen für eine erfolgreiche Bewerbung – gerade, weil Kernen eine so intensive Bürgerbeteiligung vorweisen kann.

In einer Art kreativem „Bäumchen wechsel dich“ hatten die Teilnehmer des Workshops im Bürgerhaus Argumente zur IBA-Bewerbung formuliert: Die Hangweide soll demnach eine „sozial-kommunikative, generationsübergreifende Lösung, modellhaft für die Region“ sein. Sie sei „autofrei und intergenerativ“. Die Gemeinde gewinne an „Renommee durch hochkarätige Planer mit innovativen Ideen“.

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