Sep 30 2018

Friedensschluss westlich von Rommelshausen

Veröffentlicht von um 18:11 unter Pressespiegel

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 29.09.2018 / Text: Hans-Dieter Wolz

Bürgermeister Stefan Altenberger und die Schutzgemeinschaft Schmidener Feld finden Kompromiss: Nach der Erschließung des Gewerbegebiets Lange Äcker III endet die Ausdehnung nach Westen. Der regionale Grünzug soll größer werden

Ein langjähriger kommunalpolitischer Streit ist geschlichtet. Die Schutzgemeinschaft Schmidener Feld hat sich mit Bürgermeister Stefan Altenberger verständigt auf die Erschließung des Gewerbegebiets Lange Äcker III und den anschließenden Stopp weiteren Landverbrauchs in westlicher Richtung. „Es ist ein guter Kompromiss, bei dem jeder zurückstecken musste“, sagt der Schultes. Der Gemeinderat hat die neue Handlungsstrategie der Frei- und Gewerbeflächenentwicklung „Lange Äcker III“ in seiner Sitzung am Donnerstag beschlossen.

Die in der Schutzgemeinschaft Schmidener Feld vereinigten Bürger hatten sich bisher gewünscht, dass keine Ackerflächen mehr für Gewerbegebiete in Anspruch genommen werden. Rund 1300 Unterschriften hatten sie bereits gegen das schon geplante Gebiet Lange Äcker III gesammelt. Auf der anderen Seite stand die Gemeinderatsmehrheit, die dies aufgrund der idealen Erschließungsstruktur und Standortgunst, wie ebene Flächen und S-Bahn-Nähe, als sinnvoll ansah. Der Riss ging durch die Bürgerschaft. Im Internet sei gepöbelt worden, klagt Wolfgang Neher von der Schutzgemeinschaft. Jemand habe sogar versucht, ihre Plakate anzuzünden.

Die Einigung folgt einer Linie, die die SPD-Fraktion schon längerer Zeit verfolgte, nur noch die Langen Äcker III zwischen der Kellerei Kern und zwei Feldscheuern zu erschließen und dies als westlichen Ortsrand festzulegen. Zusätzlich ist jetzt aber vereinbart worden, dass die Freiflächen auf dem Schmidener Feld nachhaltig gesichert werden sollen. Sie sollen, soweit noch nicht geschehen, dem regionalen Grünzug zugeschlagen werden und somit einen planerischen Schutz erhalten: „Dafür wird sich die Gemeinde Kernen auf landes- und regionalplanerischer Ebene einsetzen“, betont Bürgermeister Stefan Altenberger. Damit kann der Schultes Sorgen teilweise zerstreuen, dass die Gewerbegebietserweiterungen an dieser Stelle doch noch weitergehen.

Bürgermeister und Gemeinderat waren der Schutzgemeinschaft bereits entgegen gekommen. Am 12. Februar 2015 hatte der Gemeinderat beschlossen, den Bereich „Lange Äcker III“ um 0,8 Hektar zu arrondieren, aber von einer großen Erweiterung abzusehen. Diese hätte ein Gewerbegebiet von der Kellerei Kern nach Süden hin bis zur Fellbacher Straße umfasst.

Um auch diesen Verzicht schriftlich zu bestätigen, einigten sich Bürgermeister Stefan Altenberger, der Beigeordneten Peter Mauch und die Schutzgemeinschaft bei Gesprächen auf die am Donnerstag im Gemeinderat beschlossene Handlungsstrategie für die Frei- und Gewerbeflächenerweiterung. Sie legt als Ziel der Gemeindepolitik fest, die Freiflächen auf dem Schmidener Feld nachhaltig zu sichern. Der Grünzug soll in ein Gebiet hineinreichen, das örtlich bekannt ist unter dem Namen Schaal’scher Grünkeil. Der frühere Beigeordnete Horst Schaal hatte dieses Gebiet in Form eines Keils ungefähr zwischen der Erwin-Bahnmüller-Straße und dem Schmidener Weg sowie der Cannstatter Straße auf einer Karte veranschaulicht.

In der Abstimmung am Donnerstag stimmte der Gemeinderat ausdrücklich zu, dass die genannte Arrondierung abschließend den langfristigen Siedlungsrand von Rommelshausen definiert. Eine darüber hinausgehende südliche und westliche Erweiterung des Gewerbegebiets und eine Erschließungsstraße über das Schmidener Feld werden nicht weiter verfolgt.

Die Mitglieder der Schutzgemeinschaft betonen, sie seien keinesfalls bloße Verweigerer. Sie halten eine eventuelle Ausdehnung der Gewerbeflächen vom Anwesen Kolibri nach Norden hin zur B 29 sogar für sinnvoll. Denn in diesem Bereich handle es sich um Böden von geringer Güte und insgesamt um ein Areal, das keinen Nutzen für Naherholungszwecke und als landwirtschaftliche Fläche habe. „Damit kann eine Entlastung des Schmidener Felds erreicht werden“, betont die Schutzgemeinschaft.

Stimmen

Bürgermeister Stefan Altenberger: „Bei uns haben sich bereits wieder vier Firmen mit dem Wunsch nach einem kleinen Grundstück gemeldet. Wir werden das Gebiet Lange Äcker so entwickeln, dass wir dann noch Reserven haben. Es ist schön, dass wir in diesem Punkt zusammengefunden haben“.

Bürgermeister Stefan Altenberger: „Wir alle wissen, dass wir uns nicht für alle Zeiten binden können. Aber im Moment und mittelfristig kommt da jetzt keine Erweiterung nach Westen mehr. Das gilt auch nicht nur für meine Amtszeit. Die vereinbarte Regelung gilt, egal wer im Amt ist. Wir halten uns an die Grenzen und werden keine neuen Flächen in den Flächennutzungsplan aufnehmen“.

Wolfgang Neher, Schutzgemeinschaft: „An dieser Aussage müssen sie sich messen lassen. Wir dürfen aber den Kompromiss nicht zerreden. Er wird die Zersiedlung vielleicht nicht ewig aufhalten, aber auf zehn bis 15 Jahre ist es nun festgeschrieben.

Hans Schniepp, Schutzgemeinschaft: „Für mich war es hart, aber der Kompromiss muss sein“.

Bürgermeister Stefan Altenberger: „Die Rebhühner sind nicht ausgestorben, weil wir die Langen Äcker III geplant haben. Das hat etwa mit der veränderten Bodennutzung durch die Landwirtschaft zu tun“.

Andreas Wersch, CDU-Gemeinderat: „Die Erschließungsstraße bis zur Fellbacher Straße wäre teuer geworden, aber sie wäre die einzige Chance gewesen, den Ortskern von Rommelshausen vom Schwerverkehr zu entlasten“.

Helga Mutschler-Thamm, Schutzgemeinschaft: „Die Straße vom Gewerbegebiet bis zur Fellbacher Straße wäre sinnvoll gewesen, aber nicht auf den guten Ackerböden“.

Wolfgang Neher, Schutzgemeinschaft: „Diese Straße hätte aber auch Druck erzeugt, auf beiden Seiten weitere Gewerbegebiete anzusiedeln. Zur Entlastung des Ortskerns wäre es besser, die Waiblinger Straße für Lastwagenverkehr zu sperren“.

Bürgermeister Stefan Altenberger: „Damit vertreiben wir den Verkehr nur auf andere Gemarkungen. Die jetzige Handlungsstrategie ist ein guter Kompromiss“.

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