Sep 30 2018

Einigung auf dem Schmidener Feld

Veröffentlicht von um 18:10 unter Pressespiegel

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 29.09.2018 / Text: Sebastian Striebich

Gemeinde verpflichtet sich, wertvolle Ackerflächen zu schützen / Bürgerinitiative akzeptiert Gewerbegebietsarrondierung

„Wir haben einen guten Kompromiss gefunden“, freut sich Bürgermeister Stefan Altenberger. Und Wolfgang Neher, der mit der Schutzgemeinschaft Schmidener Feld seit Jahren gegen die Versiegelung des Ackerbodens im Westen von Rommelshausen kämpft, hofft, dass nun Frieden einkehrt. Die Gemeinde wird die Arrondierung des Gewerbegebiets vorantreiben, schiebt einer großen Erweiterung aber langfristig den Riegel vor – und setzt sich für den Erhalt der Freiflächen ein.

Am Donnerstagabend hat der Gemeinderat in der Glockenkelter eine Strategie für das Schmidener Feld beschlossen. Bei einer Gegenstimme und drei Enthaltungen stimmte die große Mehrheit des Gremiums für den Kompromiss, den das Rathaus gemeinsam mit der Bürgerinitiative Schutzgemeinschaft Schmidener Feld gefunden hatte.

Demnach soll die Arrondierung des bestehenden Gewerbegebiets den langfristigen Siedlungsrand definieren. Sprich: die Gemeinde wird das Gewerbegebiet um 0,8 Hektar erweitern, verzichtet aber ausdrücklich auf die Versiegelung weiterer wertvoller Ackerflächen im Rommelshausener Westen. Und – das festzulegen, war der Schutzgemeinschaft besonders wichtig – die Gemeinde setzt sich aktiv für die nachhaltige Sicherung der Freiflächen auf dem Schmidener Feld ein. Sie verpflichtet sich zum Einsatz für diese Flächen auf landes- und regionalplanerischer Ebene und für die Ausweitung des „regionalen Grünzugs“ in diesem Gebiet. Eine Erschließungsstraße des Gewerbegebiets über das Schmidener Feld wird es nicht geben.

Der Kompromiss entspricht somit der aktuellen Beschlusslage des Gemeinderats zur Gewerbegebietserweiterung aus dem Jahr 2015, ergänzt allerdings durch die ausdrückliche Erklärung der Gemeinde, das Gebiet nicht weiter vergrößern zu wollen. Eine solche Erweiterung hatte die Schutzgemeinschaft befürchtet, die mit Naturschutz – Stichwort: bedrohte Rebhuhn-Population – und besonders wertvollen Ackerflächen argumentiert.

Der Einigung waren jahrelange Diskussionen vorausgegangen, die vor allem im Internet in persönlichen Angriffen und Streit mündeten. Ein Transparent, das die Schutzgemeinschaft am Ortseingang auf dem Schmidener Feld errichtet hatte, um gegen die Versiegelung wertvoller Ackerflächen zu protestieren, erregte immer wieder die Gemüter – zwischenzeitlich wurde es gar in Brand gesetzt.

„Es ist wichtig, dass es nun eine gewisse Befriedung im Dorf gibt“, sagte Wolfgang Neher bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der Schutzgemeinschaft mit Bürgermeister Altenberger, Vertretern der Verwaltung und Gemeinderäten am Freitagvormittag im Rathaus.

Der Kompromiss sei in der Schutzgemeinschaft schwierig durchzusetzen gewesen, so Neher, der ihn gleichwohl als Erfolg begreift. Dass sich die Gemeinde auch bei Regionalplanern für den Erhalt der guten Ackerflächen starkmachen will, sei „eine Absichtserklärung, an der sie sich messen lassen müssen“, sagte Neher an Bürgermeister Stefan Altenberger gerichtet. Sollte die Gemeinde sich nicht an die Abmachungen halten, müsste sie wieder „mit enormem Widerstand rechnen“. 2015 hatte die Schutzgemeinschaft 1300 Unterschriften gegen jegliche Erweiterungen auf dem Schmidener Feld gesammelt.

Altenberger sagte: „Der Gemeinderatsbeschluss ist ein starkes Zeichen, eine Verbindlichkeit, die ernst zu nehmen ist“, und betonte, die Gemeinde habe den Kompromiss mit der Schutzgemeinschaft aus freien Stücken gesucht: „Wir hätten es auch durchboxen können.“

Bei gemeinsamer Pressekonferenz wird munter weiterdiskutiert

Wer bei der gemeinsamen Pressekonferenz im Rathaus Friede, Freude, Eierkuchen erwartet hatte, wurde ohnehin überrascht. Mehrfach brachen in der Runde, die eigentlich Einigkeit demonstrieren wollte, alte Konfliktfelder auf – gerade CDU-Mann Andreas Wersch und Wolfgang Neher bekamen sich einige Male fast in die Wolle.

Allerdings schlugen beide Seiten auch immer wieder versöhnliche Töne an. „Politik heißt, dass man sich am Ende die Hand geben und in die Augen blicken kann“, sagte Wolfgang Neher. Er wolle den guten Kompromiss keinesfalls zerreden. Den Mitgliedern der Schutzgemeinschaft sei es wichtig, nicht als bloße Verweigerer da zu stehen. Eine eventuelle Ausdehnung der Gewerbeflächen Lange Äcker II nach Norden hin zur B 29 halten sie sogar für sinnvoll, da es sich hier um Böden von geringer Güte handle. Außerdem sei das Areal weder für Naherholungszwecke noch für Landwirtschaft attraktiv. Diesem Vorschlag gegenüber ist das Rathaus nicht abgeneigt.

Auflösen will sich die Schutzgemeinschaft Schmidener Feld übrigens nicht. Stattdessen wollen sich Neher und Co. dem Thema Verkehrsbelastung in Rommelshausen zuwenden. Und dass sie ihr umstrittenes Plakat gegen Flächenversiegelung am Ortseingang wirklich abbauen werden, wie es das Landratsamt verlangt, wollten sie bei der Pressekonferenz nicht versprechen.

Stimmen zum Kompromiss

Hans-Peter Kirgis (SPD): „Ich bin froh, dass diese Einigung zustande gekommen ist. Sie entspricht der Planung, mehr wollten wir nicht. Wir haben schon im Wahlkampf 2014 die Position vertreten, dass das für uns das Äußerste ist.“

Andreas Wersch (CDU): „Damit ist die Erschließung über die Fellbacher Straße ad acta gelegt. Das finden einige von uns sehr schade.“

Hans Dietzel (UFW): „Das ist eine gute Grundlage. Ein Dank an alle Beteiligten, dass es jetzt diesen Konsens gegeben hat.“

Michael Burger (OGL): „Ein großes Lob an die Bürgerinitiative Schmidener Feld, die sich sehr verdient um Kernen gemacht hat. Es bleibt das Problem, dass hier gutes Ackerland verbaut wird. Ich werde mich deshalb enthalten.“

Peter Mauch, Technischer Beigeordneter: „Es ist unsere gemeinsame Haltung, dass wir die Fläche langfristig frei halten. Es gibt aber keine Schutzzone, die so stark ist, dass sie eine Bebauung auf alle Zeit verhindert.“

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