Feb 17 2017

Mr. Gartenschau unterstützt – aber Kritik am Verfahren

Veröffentlicht von um 10:02 unter Pressespiegel

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 16.02.2017 / Text: Hans-Dieter Wolz

Fast alle Räte freuen sich, dass mit Wolf Grünenwald ein Veranstaltungsprofi beauftragt wurde

Mancher Gemeinderäte ist wohl etwas schockiert gewesen angesichts des Honorars für den neu beauftragten „Mr. Gartenschau“, Wolf Grünenwald mit seiner Agentur Wolfevent. Über die drei Jahre, in denen der erfahrene Veranstalter die Kernener Termine der Remstal-Gartenschau vorbereiten und organisieren soll, wird er etwa 250 000 Euro für seine Arbeit bekommen. Allein im ersten Jahr 2017 wird von 70 000 Euro gesprochen. „Das ist eine stolze Summe“, sagt Matthias Kramer, der OGL-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat.

Abgesehen von der sehr kritischen Stellungnahme des PFB-Gemeinderats Eberhard Kögel wählten die Fraktionen allerdings nur leise Kritik am Schritt des Bürgermeisters, denn im Gemeinderat ist ebenso wie bei Altenberger die Erkenntnis gereift, dass die Remstal-Gartenschau vor Ort einen Fachmann braucht, der weiß, wie ein solches Festival umzutreiben ist und die Besucher anzulocken sind. „Abzuwarten“, so sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas Wersch, „wäre blauäugig gewesen. Dass die Gemeinde jemanden braucht, der die Trommel rührt, ist selbstredend.“ Der Zeitpunkt der Auftragserteilung an Grünenwald war demnach geschickt, nachdem die anfänglichen Bedenken wegen der Kosten im Gemeinderat sich verflüchtigen: „Vor einem Jahr hätte jeder gesagt, da braucht man nicht drüber reden“, erinnert sich Kramer zurück.

Die Kritik galt – wie so oft – dem Verfahren. „Scheibchenweise“ seien die Informationen über weitere Kosten der Gartenschau dem Gemeinderat beigebracht worden, sagte Hans Dietzel, der UFW-Fraktionsvorsitzende, schon in seiner Haushaltsrede: „Mal wird ein kleines Projekt unter Zeitdruck beschlossen, dann ein weiteres, für das noch kaum Informationen vorliegen, und so geht es immer weiter.“

Seit die Bürgervertreter den ersten Schreck verdaut und den redegewandten Wolf Grünenwald in einer nichtöffentlichen Sitzung des Gemeinderats kennengelernt haben, überwiegen dennoch Zuversicht und Hoffnung, dass der Manager den Kernener Teil der Gartenschau zu einem Erfolg bringt. „Er ist ein sehr sympathischer Mensch, wirkt sehr engagiert“, sagt der Vorsitzende der OGL-Fraktion, Matthias Kramer. Seine Fraktion sei ohnehin überzeugt gewesen, dass die Organisation der Gartenschau nicht allein durch die Gemeindeverwaltung geschehen kann: „Wir haben es befürwortet, dass jemand kommt und die Verwaltung darin unterstützt“, sagt er und verspürt Zeitdruck. „Wir müssen langsam an die Pötte.“

Da Grünenwald auch den Auftrag hat, ein Marketing-Konzept für den Gartenschau-Ableger Kernen zu entwickelt, erfüllt er ein Stück weit den Antrag der OGL für den Haushaltsplan 2017, den die Gemeinderatsmehrheit vor kurzem noch mit einer Mehrheit von 5 zu 17 Stimmen abgelehnt hatte. Darin hatte die OGL darauf hingewiesen, dass das Schloss in Stetten insbesondere ein Anziehungspunkt sein könnte, und 50 000 Euro für ein Tourismus- Marketingkonzept mit Betonung auf die Schlossanlage für die Remstal-Gartenschau gefordert. „Ich denke schon, dass sich Wolf Grünenwald auch an diese Sache macht und entsprechend unseren Vorstellungen etwas läuft“, sagt Matthias Kramer.

Wieder einmal ist es Eberhard Kögel, (PFB), der aus dem Chor der Befürworter aussteigt. „Mit der Gartenschau ist es wie mit einem Hefeteig: Die Ausgaben blähen sich immer weiter auf: Steg 200 000, „Weißes Haus“ 70 000, Manager 250 000, und so weiter“, sagt Kögel und fragt erneut: „Brauchen wir das?“ Er stört sich am Programm des neuen Managers, der 2019 Schlag auf Schlag mit Veranstaltungen auf Kernen aufmerksam machen will. „Für die Gartenschau gibt es so viele nachhaltige Ideen unserer Bürger aus den Arbeitsgruppen. Müssen wir dann für viel Geld ,Events’ und Manager von außerhalb einkaufen? Warum können wir uns nicht auf unsere eigenen Kräfte verlassen?“

Hans Dietzel stellt eine – rhetorische – Gegenfrage: „Machen wir die Gartenschau richtig oder halblebig? Ich hätte auch gerne in Ruhe darüber nachgedacht, aber die Verpflichtung von Wolf Grünenwald war von Altenberger ein cleverer Schachzug. Der Mann ist charmant und bringt die Gartenschau in Schwung.“

Ihm stimmt Hans Peter Kirgis, der SPD-Fraktionsvorsitzende zu. „Mit ihm als Manager hat die Gemeinde jemanden gutes gefunden. Wenn man Leute nach Kernen ziehen will, braucht man einen Profi. Für einen Nuller ist so jemand nicht zu haben.“ Und er fügt hinzu: „Wenn auch bisher die Informationen etwas spärlich geflossen sind“. Auch Kirgis fühlt sich nur „scheibchenweise“ informiert. Dietzel und Kirgis betonten beide die Hoffnung, dass Grünenwald Sponsorengelder für die Remstal-Gartenschau gewinnen kann, womit er einige Erfahrung hat. „Vielleicht kann ja ein erheblicher Teil seines Honorars wieder von Sponsoren eingeholt werden.“

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