Jan 27 2017

Grundschulen brauchen Sozialarbeiter

Veröffentlicht von um 11:13 unter Pressespiegel

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 17.01.2017 / Text: Christiane Widmann

CDU, UFW und SPD beantragen gemeinsam eine 50-Prozent-Stelle / Grund: Mehr verhaltensauffällige Kinder auch in Kernen

Eine steigende Zahl von Grundschulkindern zeigt sich aggressiv oder will nicht lernen – auch in Kernen. Um Problemen im Unterricht entgegenzuwirken, soll deshalb der Halden- und Karl-Mauch-Schule vom Schuljahr 2017/18 an ein Schulsozialarbeiter zugeteilt werden: Das beantragten die CDU-, UFW- und SPD-Fraktion in einem gemeinsamen Haushaltsantrag.

Formal noch im Antragsstatus, ist es eigentlich schon beschlossene Sache: Vom kommenden Schuljahr 2017/18 an wird den Kernener Grundschulen – der Stettener Karl-Mauch- sowie der Rommelshausener Haldenschule – ein Schulsozialarbeiter zugewiesen. In einem gemeinsamen Vorstoß stellten die CDU-, UFW- und SPD-Fraktion einen Haushaltsantrag für eine halbe Stelle. Die Gemeindeverwaltung signalisierte Verständnis und schlug die Einrichtung einer 30-Prozent-Stelle vor. Welchen Umfang das Deputat haben wird, muss der Gemeinderat entscheiden. Bleiben die drei Antragsteller bei ihrer Forderung, ist ihnen Erfolg garantiert: Zusammen stellen sie 17 der Kernener 22 Gemeinderäte.

Hintergrund des Antrags ist ein gestiegener Bedarf für die Betreuung von verhaltensauffälligen Schülern: solchen, die sich aggressiv zeigen, nicht lernen wollen oder den Unterricht stören. Entsprechende Erfahrungsberichte von Grundschulpersonal in Stetten und Rommelshausen sind ihm zugetragen worden, berichtet der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas Wersch. Sie decken sich mit Tendenzen, die er selbst in seiner Arbeit als stellvertretender Schulleiter der Auberlen-Realschule Fellbach und im Austausch mit Kollegen feststellt.

Bisher liegt es bei den Lehrern, den Betreuungsbedarf aufzufangen. Die Belastungsgrenze ist in Werschs Augen bald erreicht. „Im Gemeinderat hieß es: Die Lehrer sollen mal was machen. Aber das können wir einfach nicht leisten“, gibt er zu bedenken. „Das kann man als Lehrer irgendwann nicht mehr auffangen.“ Der Unterricht muss schließlich laufen. Wenn ein Schüler beständig mit Aufmerksamkeit oder Zurechtweisung bedacht werden muss, leidet zwangsläufig die Konzentration und Betreuung der gesamten Klasse.

Schulsozialarbeiter soll Lehrer und Schüler entlasten

Die Hoffnung hinter der Einstellung eines Schulsozialarbeiters ist zum einen, Lehrer entlasten zu können. Aufgabe des Sozialarbeiters wäre es, sich den Kindern zu widmen, die über längere Zeit stören oder Einzelbetreuung benötigen. Zum anderen geht es darum, den Schülern frühzeitig ein besseres Lernverhalten anzuerziehen. „Damit man das Kind auf die richtige Bahn bringt“, erklärt Hans Dietzel, Fraktionsvorsitzender der UFW, „nach dem Motto: Wehret den Anfängen.“

Aber auch für Eltern sollen Schulsozialarbeiter eine Anlaufstelle sein, beispielsweise, wenn zu Hause Probleme mit einem Kind bestehen. „Manche tun sich leichter, mit einem Sozialarbeiter darüber zu reden als mit einem Lehrer“, weiß Wersch. Den Rahmen sollen dann Gespräche mit dem Sozialarbeiter bilden, bei akutem Bedarf spontan, ansonsten in einer oder mehreren Sitzungen mit Terminvereinbarung.

Damit dieser Rahmen gewährleistet werden kann, pocht Wersch auf die 50-Prozent-Stelle mit 19,5 Arbeitsstunden pro Woche: „Ich sehe den Bedarf höher als 50 Prozent. Alles drunter wird keinen Sinn machen.“ Die Arbeitszeit verteilt sich schließlich auf zwei Schulen – mit jeweils etwa zwei Stunden pro Schultag. Die Gemeindeverwaltung schlug demgegenüber vor, mit 30 Prozent, also insgesamt 11,7 Stunden pro Woche und ungefähr einer Stunde pro Tag und Schule, zu beginnen. Dafür könnte eine bereits bestehende 30-Prozent-Stelle umgeschichtet werden, die vor eineinhalb Jahren bei der Auflösung der Hauptschulklassen der Karl-Mauch-Schule frei wurde.

Der tatsächliche Zeitbedarf ist noch nicht geklärt, argumentiert Hauptamtsleiter Bernhard Bühler: „Bei den Grundschulen hat man sich noch gar keine Gedanken gemacht, was alles ansteht, was zu tun ist, wer zuständig ist.“ Aber auch eine halbe Stelle umzulegen ist nach Einschätzung von Bürgermeister Stefan Altenberger möglich.

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