Nov 18 2016

Schlosspark: Wie viel ist er Kernen wert?

Veröffentlicht von um 20:11 unter Pressespiegel

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 02.11.2016 / Text: Hans-Joachim Schechinger

Die Sanierungskosten der Gemeinde für den Diakoniepark sollen auf 442 500 Euro steigen / Borck: Der Park gehört nicht uns

Welchen Beitrag ist Kernen bereit, in die Sanierung des Stettener Schlossparks zu stecken? Eigentümerin ist die Diakonie. Doch die öffentliche Anlage, die fürs Gartenschaujahr 2019 als Auftakt der historischen Achse zwischen Schloss und Yburg umgestaltet werden soll, benötigt dazu aus Sicht des Planers eine Investition, die jetzt bei einer Million Euro liegt. Der Anteil der Gemeinde stiege deutlich über das gesetzte Maximum von 350 000 Euro.

Eine Entscheidung hat das Kernener Gemeindeparlament noch nicht getroffen. Das Gremium nahm in seiner jüngsten Sitzung nur den überarbeiteten Entwurf des Sindelfinger Landschaftsplaners Peter Neher mit seiner nach unten korrigierten Kostenberechnung zur Kenntnis. Vor zwei Jahren, als noch angenommen werden konnte, dass der Gartenschaugemeinde Kernen aus dem Fördertopf „Natur in Stadt und Land“ (NSL) 125 000 Euro bewilligt werden würden, ging der Planer von Gesamtkosten in Höhe von 1,42 Millionen aus. Im Idealentwurf stiegen die Kosten gar auf 1,6 Millionen Euro an. Das Volumen dieser funktionalen wie gestalterischen Neuordnung der Stettener Parkanlage, die aus öffentlichen Mitteln zu tragen wäre, erschien dem Gemeinderat als überzogen. Dazu gehörte auch ein Pavillon mit WC-Anlagen. Das Gremium deckelte folglich den Anteil der Gemeinde bei 350 000 Euro.

Die geplante Achse ist dem Rotstift zum Opfer gefallen

Mittlerweile wurde der Umbau abgespeckt. Ziel war es zunächst, die historische Achse in Fortsetzung der Freitreppe wieder herauszuarbeiten und am Ende des zentralen Wegs, der auf Schrittplatten im Rasen in einen Brunnenplatz mit Skulptur münden sollte, eine Öffnung in die Klosterstraße zu schaffen. Davon ist der Planer unterm Kostendruck wieder abgerückt. Es wird keine Oberflächenbehandlung des Asphaltbelags geben, und die Schrittplatten entfallen.

Auch der Endpunkt der Achse mit Brunnenplatz, Spiegelwand und neuem Zugang zur Klostermauer ist jetzt gestrichen. Das geplante Café mit Außenbereich fällt gleichfalls dem Rotstift zum Opfer. Das in die Wiese gemauerte Podest, auf dem das Programm der Diakonie-Jahresfeste seit 150 Jahren spielt, soll komplett verschwinden. Stattdessen kann laut Plan bei Bedarf eine mobile Bühne auf den komplett sanierten Spielplatz gestellt werden. Dieser soll von umliegenden Blickhindernissen befreit werden, so dass künftig die Yburg von hier zu sehen ist. Daneben wird eine Boulebahn angelegt. Jenseits der Parkachse soll im westlichen Teil ein inklusiver Kinderspielplatz mit Kletterskulptur, Wasserspiel und Seniorenparcours angelegt werden.

Das reduzierte Gesamtpaket kostet noch rund eine Million Euro. Doch die gedeckelten 350 000 Euro an kommunalen Drittmitteln reichen nicht. Beigeordneter Horst Schaal war es zwar gelungen, im Regierungspräsidium Fördermittel aus dem Landessanierungsprogramm für den öffentlichen Ruhe- und Spielplatz sowie den neuen Veranstaltungsplatz freizuschaufeln. Und auch der Beitrag aus den Fördergeldern (NSL) für die Remstalgartenschau hat sich erhöht. Trotzdem müsste Kernen seine Komplementärmittel von den gedeckelten 350 000 Euro auf 442 500 Euro anheben. Einigen Gemeinderäten bereitet diese Mehrbelastung Bauchschmerzen.

„Man hat hier das Gefühl, der Park gehört uns, aber er gehört uns nicht“, wandte CDU-Gemeinderat Volker Borck ein. „Wir haben mit gutem Grund damals bei 350 000 Euro gedeckelt. Wir geben zusätzlich 92 000 Euro aus für jemanden, der sich gar nicht beteiligt. Das halte ich für bemerkenswert.“ Es sei zu überlegen, so Borck, ob man die Diakonie nicht mit ins Boot holt, so dass sie sich mit einem Investitionsbeitrag auch verantwortlich fühle und die Pflege der Anlage übernimmt. Auch SPD-Fraktionschef Hans-Peter Kirgis zeigte sich trotz „toller Planung“ erschrocken über das Ausmaß der Kosten: Er fordere einen Pachtvertrag über 25 oder 30 Jahre. Er vermisse eine Beteiligung der Diakonie, zumal die Kommune auch die Kosten für die Toiletten trage.

Beigeordneter Horst Schaal entgegnete: „Die Gemeinde investiert, aber wir erwarten von der Diakonie, dass der Park weiterhin von ihr erhalten und gepflegt wird.“ Selbst wenn die Diakonie den Schlosspark wie geplant der Gemeinde nur auf 15 Jahre verpachtet, gebe „es keinen Zweifel, dass er auch länger zur Verfügung steht. Die Diakonie ist ein verlässlicher Partner.“

Für UFW-Fraktionschef Hans Dietzel ist der Deckel in Höhe von 350 000 Euro maßgebend. Sprich: Die Diakonie müsste sich finanziell einbringen. Er erwarte, dass der Pachtvertrag über 25 Jahre läuft und die Diakonie die Pflege übernimmt. BM Altenberger entgegnete: „Das ist unrealistisch, was Sie jetzt fordern. Dann werden wir das nicht schaffen.“ Horst Schaal pflichtete bei: „Die Diakonie hat von Anfang an gesagt: Wir haben für den Schlosspark kein Geld.“

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