Apr 02 2016

Keine Fördermittel für nur einen Bauern

Veröffentlicht von um 19:17 unter Pressespiegel

Trotz Skepsis soll es wieder Geld für Ackerränder geben

Das Bepflanzen von Ackerrändern hat die Gemeinde Kernen schon einmal finanziell belohnt. An eine Neuauflage dachte das Rathaus bisher allerdings nicht. 4000 Euro seien damals ausbezahlt worden – ohne nachhaltigen Effekt, sagt Horst Schaal, der Kernener Beigeordnete und Bauamtsleiter. Die Fördergelder seien damals lediglich von einem örtlichen Landwirt in Anspruch genommen worden. „Wir möchten nicht, dass genau dieser Landwirt wieder davon profitiert.“ Doch jetzt will die CDU-Gemeinderatsfraktion ein neues Programm zur Förderung von blühenden Ackerrandstreifen auflegen. Im Technischen Ausschuss fand der Antrag eine klare Mehrheit. Die Verwaltung allerdings be02zweifelt die ökologische Wirksamkeit.

Horst Schaal glaubt nicht, dass eine Neuauflage viel bringt. Schon vor einigen Jahren erhielten Landwirte einen finanziellen Ausgleich dafür, dass sie die Seitenstreifen ihrer Äcker mit Naturschönheiten wie Kornblumen, Sonnenblumen oder Feldrittersporn bepflanzten. Doch bis auf einen Bauern machte keiner von der Möglichkeit Gebrauch. Und nach dem Auslaufen der Förderung im Jahr 2002 seien die bepflanzten Ackerränder zumeist wieder umgepflügt worden, sagte Horst Schaal. In den bunten Ackerrandstreifen fänden zwar Hasen, Insekten und Vögel Schutz und Nahrung, außerdem böten bepflanzte Ackerrandstreifen vielen Insekten und Kleinlebewesen einen guten Nahrungs- und Schutzraum: „Nicht jedoch den Rebhühnern.“ Die nämlich benötigten einen mindestens acht Meter breiten Raum, um vor ihren natürlichen Feinden wie Füchsen und Greifvögeln, Schutz zu finden.

CDU-Gemeinderat Volker Borck verteidigte den Antrag. Er hält die Bepflanzung von Ackerrandstreifen für ökologisch wertvoll und erinnerte daran, dass seinerzeit sogar Stieglitze in Kernen beobachtet worden seien. Jene Vogelart, die der Naturschutzbund (NABU) zum Vogel des Jahres 2016 gekürt und zum „Botschafter für mehr Artenvielfalt und Farbe in Agrarräumen und Siedlungsbereichen“ ernannt hat. „Schon allein deswegen würde es sich lohnen. Auch Bienen finden in Ackerrandstreifen Nahrung.“ Sein Fraktionskollege Walter Zimmer regte an, auch darüber nachzudenken, auf den Weinbergen zwischen den Rebstöcken einzusäen, denn auch hier könnten Nahrungsquellen für Bienen entstehen.

Bürgermeister Stefan Altenberger versicherte, an diesem Thema sei die Gemeinde „bereits dran“. Von einer erneuten Förderung von bepflanzten Ackerrandstreifen riet er ab. „Das wird doch nur wieder umgepflügt, wenn die Förderung ausläuft.“ Dass die Landwirte die Seitenstreifen nach dem Auslaufen der Förderung wieder anderweitig nutzten, kann Volker Borck verstehen. „Die müssen davon leben, natürlich kämpfen die um jeden Meter.“ Doch in den vergangenen Jahren will er ein Umdenken und mehr Interesse an ökologischen Themen seitens der Bauern beobachtet haben. Auch deshalb verspricht er sich eine gute Resonanz auf ein neues Programm, das auf drei Jahre ausgedehnt werden soll, um eine nachhaltige Bepflanzung zu etablieren.

Dass neun Mitglieder des Technischen Ausschusses den Antrag befürworteten, er lediglich von zwei abgelehnt wurde, konnte Bürgermeister Stefan Altenberger kaum glauben. „Sie stimmen jetzt wirklich dafür?“, fragte der Schultes ungläubig in die Runde. Sollte das Förderprogramm jetzt auch noch im Gemeinderat beschlossen werden, dann werden 2016, 2017 und 2018 jeweils 3000 Euro für die ökologische Bepflanzung der Ackerrandstreifen zur Verfügung gestellt.

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 01.04.2016 / Text: Eva Herschmann

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