Mrz 19 2016

Mehr Lebensraum für Kleinsäuger

Veröffentlicht von um 20:58 unter Pressespiegel

Bepflanzung von Ackerrandstreifen soll gefördert werden

Die Gemeinderatsfraktion der CDU will ein neues Programm zur Förderung von ökologisch bepflanzten Ackerrandstreifen auflegen. Im Technischen Ausschuss fand der Antrag Zustimmung – die Verwaltung allerdings zweifelt die Wirksamkeit eines solchen Förderkonzepts an.

Eine Neuauflage des Förderprogramms für die Bepflanzung von Ackerrandstreifen hat die CDU-Gemeinderatsfraktion in einem Haushaltsantrag gefordert. Bereits vor einigen Jahren hatte es auf Antrag der Fraktion ein solches Programm gegeben: Landwirte erhielten einen Ausgleich dafür, dass sie die Seitenstreifen ihrer Äcker ökologisch bepflanzten. Kleinlebewesen, wie beispielsweise Rebhühner, Hasen, Insekten und Vögel, sollten dort Schutz und Nahrung finden. Nach dem Auslaufen der Förderung im Jahr 2002 wurden die ökologisch bepflanzten Ackerrandstreifen allerdings wieder umgepflügt.

Die Verwaltung zweifelt an der Wirksamkeit des Programms 

Die Verwaltung steht dem neuen Antrag deshalb äußerst kritisch gegenüber: „Wir zweifeln die Wirksamkeit eines solchen Förderprogramms stark an“, sagte Bauamtsleiter Horst Schaal in der Sitzung des Technischen Ausschusses. Dir Fördergelder seien damals lediglich von einem örtlichen Landwirt in Anspruch genommen worden. „Wir möchten nicht, dass genau dieser Landwirt wieder davon profitiert“, so Schaal. 4000 Euro seien damals ausbezahlt worden – ohne nachhaltigen Effekt. Zwar böten ökologisch bepflanzte Ackerrandstreifen vielen Insekten und Kleinlebewesen einen guten Nahrungs- und Schutzraum, nicht jedoch den Rebhühnern, argumentierte Schaal weiter. Die nämlich benötigten einen mindestens acht Meter breiten Raum, um vor ihren natürlichen Feinden – wie beispielsweise Füchsen und Greifvögeln – Schutz zu finden.

Volker Borck von der CDU-Fraktion verteidigte den Antrag: Er halte die Bepflanzung von Ackerlandstreifen für ökologisch sehr wertvoll. In diesen seien damals in Kernen sogar Stieglitze beobachtet worden – eine Vogelart, die der NABU zum Vogel des Jahres 2016 gekürt und zum „Botschafter für mehr Artenvielfalt und Farbe in Agrarräumen und Siedlungsbereichen“ ernannt hat. „Schon allein deswegen würde es sich lohnen. Auch Bienen finden in Ackerrandstreifen Nahrung“, betonte Borck. Er habe das Förderprogramm damals als „gute Sache“ empfunden. Sein Parteikollege Walter Zimmer regte an, auch darüber nachzudenken, auf den Weinbergen zwischen den Rebstöcken einzusäen, auch hier könnten Nahrungsquellen für Bienen entstehen.

Bürgermeister Stefan Altenberger versicherte, an diesem Thema sei die Gemeinde „bereits dran“. Er riet jedoch dringend von einer erneuten Förderung der Bepflanzung der Ackerrandstreifen ab: „Das wird doch nur wieder umgepflügt, wenn die Förderung ausläuft.“ 
Volker Borck: „Die Landwirte kämpfen um jeden Meter“

Dass die Landwirte die Seitenstreifen ihrer Äcker nach dem Auslaufen der Förderung wieder anderweitig nutzten, ist für Volker Borck hingegen mehr als verständlich: „Die müssen ja davon leben, natürlich kämpfen die um jeden Meter.“ Um eine dauerhafte Bepflanzung zu etablieren, sei daher seiner Meinung nach eine konstante Förderung nötig, so Borck. Er habe zudem in den vergangenen Jahren eine Art Umdenken und mehr Interesse an ökologischen Themen seitens der Landwirte beobachtet und verspreche sich deshalb eine gute Resonanz auf ein neues Programm.

Dieses Interesse ist aus Sicht der Gemeinde vor der Neuauflage einer Förderung erst mal zu prüfen. Weiterhin müsse man klären, ob es möglicherweise Überschneidungen mit dem Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (Fakt) des Landes gebe – Landwirte, die bereits aus dieser Quelle Fördergelder für Flächenstilllegungen bezögen, könnten keine kommunale Förderung erhalten. 
Der Bürgermeister kann’s nicht glauben: „Wirklich?“

Am Ende zeigte sich der Bürgermeister überrascht vom Ergebnis der Abstimmung: Neun Mitglieder des Technischen Ausschusses befürworteten den Antrag, lediglich zwei stimmten dagegen. „Sie stimmen jetzt wirklich dafür?“, fragte er ungläubig. Zumindest im Technischen Ausschuss wurde eine Neuauflage der Förderung also schon mal befürwortet, dieser gibt eine Empfehlung an den Gemeinderat – dort fällt die endgültige Entscheidung. 
Der Feldhase versteckt sich gern.

Grüne Ackerränder


Sollte das Förderprogramm im Gemeinderat beschlossen werden, stellt die Gemeinde in den Jahren 2016, 2017 und 2018 jeweils 3000 Euro für die ökologische Bepflanzung der Ackerrandstreifen zur Verfügung. Die Ackerrandstreifen sollen nicht nur einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten, auch natürliche Feinde von Schädlingen finden dort einen Lebensraum.

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 18.03.2016 / Text: Liviana Jansen

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