Mrz 16 2016

Kulturlandschaft soll bienenfreundlicher werden

Veröffentlicht von um 20:56 unter Pressespiegel

Für Haushaltsplan stellt CDU im Gemeinderat Anträge zum Naturschutz und findet im Rathaus Zustimmung

Einen eigenen Honig hat das Rathaus in Kernen bereits. Deshalb, so könnte man meinen, sollte es um die Honigbienen in Stetten und Rommelshausen eigentlich gut bestellt sein. Das ist allerdings ein Fehlschluss, denn nach dem Ende der Obstblüte suchen die ausschließlich weiblichen Bestäuberinnen oft vergeblich nach zuckerhaltigem Nektar für sich und eiweißreichem Pollen für ihre Brut.

Mindestens 25 Kilogramm Blütenstaub und mehr als 100 Kilogramm Honig verbraucht ein Bienenvolk für sich pro Jahr. Zwar legen die Arbeitsbienen Pollen- und Honigvorräte während der Obstblüte an, sie reichen aber nicht für das ganze Jahr. Stehen die Kolonien in Streuobstwiesen, dann kann im blütenarmen Sommer sogar Nahrungsmangel auftreten. Das gilt in ähnlicher Weise für andere Insekten, denn die – mit Ausnahme der Hummeln – als Einzeltier lebenden Wildbienen legen keine nennenswerten Vorräte an. Aus diesem Grund sind inzwischen Städte oder Stadtränder mit ihrem zeitlich versetzten Blütenangebot zu einer Heimat vieler Bienenvölker geworden.

Über diese Zusammenhänge haben sich rund 20 Mitglieder der CDU aus Kernen und Fellbach sowie dem CDU-Landtagskandidaten Siegfried Lorek bei ihrer letztjährigen Sommerwanderung an einem Rommelshauser Bienenstand informiert. Auch im Hinblick auf die interkommunale Remstal-Gartenschau 2019 beantragt die Kernener CDU-Fraktion jetzt die Voraussetzungen für eine bienenfreundliche Kulturlandschaft zu schaffen. Beispielsweise könnte „die Pflanzung von Sträuchern und Bäumen gefördert werden, die genau in der Zeit der Nahrungsknappheit blühen und so den Bienen die notwendige Nahrung liefern“, heißt es in dem Antrag zum Haushalt 2016. Allerdings sei im Vorfeld eine Beratung mit Naturschutz- und Imkerverbänden erforderlich.

Beim Bezirksimkerverein Waiblingen und Umgebung, dessen Vereinsgebiet auch Kernen und Fellbach umfasst, rennen die Christdemokraten damit offene Türen ein. Dessen vor wenigen Wochen frisch ins Amt gewählte Vorsitzende Heidrun Rilling-Mayer hat bereits Zustimmung signalisiert: „Der entsprechende Sachverstand ist im Verein vorhanden und wir unterstützen das Vorhaben gern.“ Der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas Wersch sieht in dem Antrag auch einen Anreiz für Gartenbesitzer insektenfreundliche Pflanzen zu vermehren. Flankiert könnte die Verbesserung des Nahrungsangebots auch vom Bau von Insektenhotels werden. Sie bieten unter anderem einigen der rund 550 in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten Unterschlupf.

Auch die Gemeindeverwaltung Kernen will dies aufgreifen: „Hinsichtlich des Baus so genannter Insektenhotels wird derzeit mit den örtlichen Schulen und mit dem Seniorenrat Kontakt aufgenommen“, lautet eine schriftliche Antwort auf den CDU-Antrag. Die Verwaltung gab aber auch zu, dass sie dies schon im vergangenen Jahr habe machen wollen. Auch die Beamten kommen zum Ergebnis, dass das mangelnde Nahrungsangebot für Bienen auf Streuobstwiesen den Rückgang der Bienenvölker mit verursacht. Die Rathausbeamten klagen allerdings auch, dass selbst die Ausgabe von Obstbäumen durch die IG Streuobst an Stücklesbesitzer verpufft ist: „Der Aufwand stand in keinem sinnvollen Verhältnis zum Nutzen.“ Weil Wildsträucher den Verlust an Blütenreichtum und Arten auf den „viel zu früh gemähten Wiesen“ nicht ausgleichen können, beabsichtigt die Gemeindeverwaltung, in den kommenden Jahren an unzugänglichen Standorten und an Hängen, wie in den Gebieten Schalzberg und Lindhaldenwiesen, vermehrt Wildobst anzupflanzen. Die Gemeindeverwaltung sagte zu, die Naturschutz- und Imkerverbände einzubinden, wenn sie das Vorhaben verwirklicht.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Wersch sieht aber noch zusätzlichen Handlungsbedarf: „Wir haben schon länger beantragt, dass alle Biotope vernetzt werden sollen.“ Nach Erkenntnissen von Wersch hat sich in der Hinsicht aber wenig getan. Im Gegenteil, so wurden offenbar illegal mehrere Feuchtbiotope trockengelegt. Für deren Renaturierung oder die Neuanlage beantragen die Christdemokraten 5000 Euro. Den Antrag greift die Verwaltung auf: „In der Tat sollte ein tragfähiges Konzept zur Biotopvernetzung und zur Renaturierung ehemaliger Feuchtbiotope erarbeitet werden.“

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 16.03.2016 / Text: Michael Käfer

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