Jan 09 2016

Noch nicht gestartet – und schon lohnend

Veröffentlicht von um 16:03 unter Pressespiegel

Bürgermeister Altenberger freut sich über Fördergelder im Zusammenhang mit der Remstal Gartenschau

Es ist schon ein bemerkenswerter Satz, den Bürgermeister Stefan Altenberger Kritikern des Aufwands für die Remstal Gartenschau entgegenhält. Er trifft auch auf andere Teilnehmerstädte und -gemeinden wie Fellbach zu: „Wirtschaftlich“, so sagt das Gemeindeoberhaupt, „hat sich die Remstal Gartenschau schon längst gelohnt“. Der Schultes sagt dies nicht von einer Schau, zu der bereits die Besucher strömen und die vielleicht sich schon dem Ende nähert. Er sagt dies über eine Remstal Gartenschau, die 2019 stattfinden soll und von der es außer vielen Ideen, einigen Verträgen und einer Marketingkonzeption noch nicht viel Realisiertes gibt. Noch weiß keiner, wie viele Besucher das mehr als 200 Tage währende Ereignis auf den 80 Kilometern Länge des Remstals anziehen wird und welche Einnahmen davon zu erzielen sind.

Doch schon jetzt zeichnet sich für den Bürgermeister ein Segen an Zuschüssen aus diversen Fördertöpfen ab, der die Infrastruktur „langfristig und dauerhaft verbessert“, wie dies Bürgermeister Stefan Altenberger sagt. „Wir erhalten so viele Mittel, dass sie bei weitem das übersteigen, was die Remstal Gartenschau kosten wird.“ Dies gilt allerdings nur, wenn der Kernener Beitrag nur die Gesamtkosten von Organisation und Werbung mit etwa 300 000 Euro allein gegenrechnet. Von dem Geld der 16 Teilnehmerstädten und -Gemeinden sollen die Geschäftsstelle in Schorndorf und die mit einer Kommunikationsstrategie beauftragte Agentur Joussen-Karliczek in Schorndorf sowie deren zahlreiche Werbemittel und -aktivitäten bezahlt werden.

Nimmt man die schon einmal genannten Gesamtkosten zahlreicher örtlicher Projekte in Kernen von 1,2 Millionen Euro hinzu, ist fraglich, ob der Satz des Bürgermeisters noch gilt. Der Schultes allerdings rechnet anders: Viele Projekte seien ohnehin auf der Tagesordnung gestanden, sie verbessern die Infrastruktur und werden jetzt mit Hilfe von Zuschüssen verwirklicht. „Die Steigstraße hätten wir sowieso gemacht, jetzt haben wir dafür Fördermittel bekommen, ebenso hätten wir sowieso das Umfeld der Y-Burg aufgewertet.“

Letzteres gilt als einer von fünf interkommunalen Remstalblicken, von denen drei in Kernen entstehen sollen. Außerdem gehören noch der Aussichtspunkt am Hochbehälter Harthau in Rommelshausen und der allerdings umstrittene Aussichtssteg oder „Skywalk“ am Naturdenkmal Sieben Linden dazu. Für alle drei hat der Verband Region Stuttgart der Gemeinde Kernen 150 000 Euro zugesagt. Ihr Anteil an den Gesamtkosten dürfte erheblich höher ausfallen, als dieser Zuschuss.

Die Steigstraße mit Kleiner Steige und Burgsteige – der Weg zur Y-Burg – wird samt Straßenbau, Wasserleitungen und Kanälen in den kommenden Jahren für 1,3 Millionen Euro erneuert. Der Zuschuss aus dem Landesssanierungsprogramm beträgt insgesamt 185 000 Euro. Diese Straßen und Treppen liegen entlang einer Linie vom Schloss und Schlosspark bis zur Y-Burg, welche die Gemeinde Kernen verschönern will, um bei der Remstal Gartenschau ihr Band zum Herrscherhaus Württemberg tourismusfördernd hervorzuheben.

Der Ausbau des Aussichtspunkts Harthau und die Steigstraße mitsamt des unteren Teils der Kleinen Steige und der Burgsteige, sind mittlerweile beschlossen, aber es bleiben Zweifel: „Bei Sanierungsmitteln ist der Zusammenhang mit der Gartenschau nicht so eindeutig“, sagt der OGL-Fraktionsvorsitzende Andreas Stiene. „Die Fördermittel hätten wir auch so bekommen.“ Doch der Schultes entgegnet überzeugt: „Nie und nimmer.“ Der Beigeordnete Horst Schaal erläutert dies: „Wir haben zwei Sanierungsgebiete parallel laufen. Erhöhungen der Fördersumme gab es früher entweder in Rommelshausen oder in Stetten. Wir haben aber im vergangenen Jahr für Rommelshausen außer der Reihe 430 000 Euro zugesagt bekommen und wenige Monate später in Stetten eine Aufstockung um 800 000 Euro.“

Von diesem Geld aus dem Landessanierungsprogramm in Stetten soll auch noch die Klosterstraße und die Kirchstraße,die ebenfalls entlang der Linie vom Schloss zur Y-Burg liegen, profitieren. Für die Parkplätze an der Alten Schule und der Kerner Volksbank sowie vor dem Rewe-Markt steht zum Jahresbeginn die Ausschreibung der Arbeiten an. Über die Zukunft der Klosterstraße soll ein zweiter Workshop organisiert werden, bevor Beschlüsse fallen.

Um die vorgesehene halbe Million Euro zu schultern, mit der Schaal den Schlosspark in Stetten öffnen und herrichten will, rechnet er mit 187 000 Euro aus dem Programm „Natur in Stadt und Land“. Das ist ein Fördertopf der Remstal Gartenschau, gedacht für mustergültige Grünflächen. Die dort enthaltenen drei Millionen Euro teilen die 16 Teilnehmerkommunen gleichmäßig unter sich auf. Im Schlosspark entsteht ein „regional bedeutsamer Inklusionsspielplatz“, wie der Kurator der Gartenschau, Karl-Eugen Ebertshäuser, schwärmt.

Der Zusammenhang des Zuflusses von Sanierungsmittel mit der Gartenschau mag in Stetten plausibel sein, in Rommelshausen ist er nicht unmittelbar ersichtlich. Und doch sehen ihn die Rathausbeamten: Denn das Geld aus dem Sanierungstopf floss auch in das neu gestaltete Umfeld des Bürgerhauses. „Das Bürgerhaus und sein Vorplatz werden aber bei der Gartenschau zur Aktionsfläche“, kündigt Schaal auf Anfrage an. Insgesamt sind, so gerechnet, laut dem Bürgermeister schon 1,5 Millionen Euro zugeflossen oder fest zugesagt. „Weitere werden folgen“, ist Altenberger überzeugt. Über die rechnerische Wirtschaftlichkeit der Schau wird erst die Abrechnung in den Jahren 2020 oder 2021 Aufschluss geben. Von der Gartenschau bekommen die Kernener noch etwas anderes, wichtigeres. Es ist nicht ohne weiteres in Euro und Cent zu berechnen. Altenberger nennt das Projekt „eine gigantische Marketingaktion, die wir anders nicht hinbekommen hätten. Nach 2019 weiß jeder oder fast jeder, wo das Remstal ist.“

Quelle: FZ vom 08.01.2016 / Text: Hans-Dieter Wolz

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