Jan 15 2016

Der Kulturrucksack ist noch voll

Veröffentlicht von um 16:18 unter Pressespiegel

Im Jahr 2015 hätte die Kernener Rumold-Realschule 1500 Euro zur Verfügung gehabt, das Geld wurde nicht abgerufen

1500 Euro je Schule hatte das Rathaus auf Antrag der CDU-Fraktion im Haushalt 2015 für einen Kulturrucksack für Fünftklässler bereitgestellt. Geld, das die Rumold-Realschule für kostenlose Besuche von Theateraufführungen oder Konzerten verwenden sollte. Abgerufen wurde der Betrag nicht. Rektorin Nagl-Kranzinger erklärt das mit dem zum Kalenderjahr zeitversetzten Schuljahr. Die schon geplanten Veranstaltungen wurden anders finanziert.

Aktuell zählt die Rumold-Realschule 45 Fünftklässler. Schulleiterin Nagl-Kranzinger versprach gestern, dass die Kids im laufenden Schuljahr den mit Musik, Theater und Bildender Kunst gefüllten Kulturrucksack gemeinsam leeren und nutzen dürfen. Die Fünfer werden mit dem von der Gemeinde bereitgestellten Geld – das Hauptamt veranschlagt 60 Euro pro Schüler und Jahr – im Klassenverband kostenlose Theateraufführungen, Konzerte oder Ausstellungen besuchen. Für die CDU-Fraktion, die den Haushaltsantrag Anfang 2015 eingebracht hatte, soll das Paket ein „Baustein sein, den Schulstandort noch attraktiver zu machen und bei den Schülerinnen und Schülern frühzeitig kulturelles Interesse zu wecken“. Die 1500 Euro standen ab Frühjahr 2015 bereit. Doch offenbar zu spät für die Realschule, die ihren Veranstaltungskalender für die Fünftklässler schon organisiert und auch finanziert hatte. „Wir werden das Geld für die jetzigen Fünfer ausgeben“, sagte Rektorin Ingeborg Nagl-Kranzinger gestern.

Im ersten Halbjahr müssten die Neuen aber erst mal ankommen. Während sie zunächst in die Basics – wie lerne ich Dinge überhaupt – einsteigen, stünden außerschulische Kulturausflüge und Besuche hinten an, so Ingeborg Nagl-Kranzinger gestern. Was den Fünfern im zweiten Halbjahr mit Mitteln aus dem Kulturrucksack genau geboten wird, sei noch nicht entschieden. Dass zusätzlich zu den regulären 1500 Euro für 2016 der unverbrauchte Rest aus dem zurückliegenden Jahr ins neue übertragen wird, dürfte die Finanzierung erleichtern. Aus dem Schulbudget, so Nagl-Kranzinger, lassen sich kulturelle Angebote eh nicht schultern. Klassenlehrer hielten stets nach kostenlosen oder preisgünstigen Führungen und Einladungen Ausschau, oder aber die Eltern kommen für die Fahrt- und Eintrittskosten auf. So waren Realschüler im November zur kostenlosen Generalprobe des Daimler-Sinfonie-Orchesters im Bürgerhaus eingeladen“, eine tolle Erfahrung für die Kinder, wie die Pädagogin sich erinnert. Den Ansatz, Fünfer, deren Eltern sie nicht ins Konzert oder in eine Ausstellung schicken, außerschulisch an Kultur heranzuführen, begrüße sie. „Wir selber bieten auch jetzt schon Veranstaltungen an. Wir waren mit den 9ern und 10ern und Älteren der Karl-Mauch-Schule bei einer Theateraufführung zum Thema Weiße Rose und Nationalsozialismus. Wir besuchen das Ludwigsburger Barockschloss. Wir werden in Kürze bei einer Aufführung in der Glockenkelter sein.“ Kostet ein Museumsbesuch oder eine Theaterveranstaltung aber Geld, sitzen die Eltern finanziell mit im Boot.

Modellhafter Einstieg in Bildungsförderung

Insofern ist der kostenlose Kulturrucksack für die Fünfer ein modellhafter Einstieg. Dass die 2015 zur Verfügung gestellten Mittel nicht angerührt wurden, habe auch damit zu tun, dass man sich oft Monate im Voraus anmelden müsse, sagt Nagl-Kranzinger. „Das kam damals relativ überraschend. Wir wussten auch nicht, ob das abgesegnet wird.“ Wo lassen sich nun die Fünfer 2016 zu sinnvollem Kunstgenuss animieren? „Bei einem Theaterbesuch, da sind die Klassenlehrer dran, und einem Museumsbesuch“, so die Rektorin. „Dann sehen wir, was an Kosten anfällt. Ob man mal noch eine musikalische Veranstaltung plant.“ Angeregt worden war von der Gemeindeverwaltung, die Kernener Schulen sollten „die Gelder möglichst für Veranstaltungen in Kernen aufwenden.“ Attraktive Locations, vom Bürgerhaus über die Glockenkelter bis zur Alten Römer Kelter, gibt es jetzt einige. Und auch das musikalische Programm lässt sich hören.

Insgesamt waren im Haushaltsjahr 2015 stattliche 3000 Euro für die Realschule und die Stettener Karl-Mauch-Schule eingeplant worden. Doch in Stetten gibt es keine Fünftklässler mehr. So blieb das gut gemeinte Paket bisher unberührt liegen. Das Hauptamt hatte durchschnittliche Eintrittspreise von 20 Euro pro Theater-, Konzert- und Ausstellungsbesuch angesetzt. Daraus ergab sich ein Bedarf von 60 Euro je Schüler und Jahr.

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 14.01.2015 / Text: Hans-Joachim Schechinger

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen