Nov 01 2015

Altenberger verärgert: „Typisch deutsch“

Veröffentlicht von um 09:45 unter Pressespiegel

vom 31.10.2015

Die Gemeinde muss die sanitären Anlagen im künftigen Jugendhaus neu bauen. Das wird teuer

Um aus dem ehemaligen Vereinsheim der Kleintierzüchter in der Kelterstraße wie geplant ein neues Jugendhaus zu schaffen, ist sehr viel Geld notwendig. Die Umbaukosten belaufen sich inzwischen, je nach Variante, entweder auf 384 000 oder 441 000 Euro. Der Gemeinderat Kernen hat sich in seiner jüngsten Sitzung für den preisgünstigeren Entwurf des Architekten Frank Rögner entschieden. Er sieht neue Toiletten im Untergeschoss des Gebäudes vor. „Das Baurecht sagt klipp und klar, dass wir eine Versammlungsstätte haben“, sagte der Beigeordnete Horst Schaal in der Sitzung des Gemeinderats am Donnerstag und verteidigte den sanitären Ausbau. Der ist nötig, weil im Jugendhaus auch Diskos, Feste und weitere größere Veranstaltungen stattfinden sollen.

Die alte WC-Anlage im Erdgeschoss wird derweil zum vorgeschriebenen barrierefreien Behinderten-WC mit Dusche umgebaut. Vom Tisch ist damit die teurere Alternative eines Anbaus in Holzbauweise auf einer Stahlbetonplatte. Diese hatte allerdings Befürworter wie den OGL-Fraktionsvorsitzenden Andreas Stiene. Er hatte erwartet, dass dann die wartungsintensive Hebeanlage für das Abwasser entbehrlich würde. Der vorgeschlagene Einbau des Büros der Sozialarbeiter im Untergeschoss sei wegen der mangelnden Höhe der Decke schon aus rechtlichen Gründen nicht möglich, sagte Schaal. Auch ein Sanitär-Fertigbau werde nicht so billig ausfallen, wie von CDU-Gemeinderat Volker Borck erwartet, erklärte der Bauamtsleiter und Architekt. Die sechs Nein-Stimmen zum Umbau richteten sich gegen die Entscheidung für die WC im Kellergeschoss.

Der preisgünstigere Vorschlag hat einige Vorteile. Die jetzige Gebäudehülle kann unverändert belassen werden, was Geld spart. Auch die Freiflächen bleiben unangetastet. Für die von Jugendlichen dort gewünschte Skaterbahn werden zur Zeit schon Planerangebote eingeholt. Es gibt aber auch einen gravierenden Nachteil. Die ins Untergeschoss führende Treppe muss die Verwaltung abreißen und durch eine neue ersetzen lassen, die den zusätzlichen Anforderungen gewachsen ist.

Die behördlichen Vorgaben und ihre Kosten irritieren nicht nur die Beobachter. Bürgermeister Stefan Altenberger ärgerte sich über das Vorschriftsdickicht und platzte in der jüngsten Sitzung mitten in den Vortrag seines Beigeordneten hinein mit den Worten: „Das ist wieder mal typisch deutsch. Wir sind mal gestartet mit 50 000 Euro Umbaukosten.“

Trotz der Kosten der neuen Treppenanlage stellten sich die WC im Kellergeschoss als günstiger heraus. „Der ursprüngliche Kostenrahmen wird eingehalten“, betonen Altenberger und sein Beigeordneter gleichlautend. Für den Umbau des ehemaligen Vereinsheims der Kleintierzüchter zum Jugendhaus sind in der Finanzplanung der Jahre 2014 bis 2016 insgesamt 385 000 Euro vorgesehen.

Die Gemeindeverwaltung versichert, dass sich die schon länger absehbare Sanierung ansonsten auf das Notwendige beschränkt. So müssen sämtliche Fenster samt der Glasbausteine und Türen im Erd- und Untergeschoss ausgewechselt werden. Die Haustechnik muss auf den neuesten Stand gebracht werden, also die Heizungsanlage und Heizverteilung, die Elektroinstallationen, die Einzellüftung der Toiletten sowie die Hebeanlage. Für die Sozialarbeiter ist ein Büro einzubauen. Holz- und Brüstungsverkleidungen sind teilweise zu entfernen. Der Gipser und der Maler müssen ran. Das Dach ist bereits hergerichtet und mit einer Fotovoltaikanlage versehen worden.

Einfacher als diese lange Liste aufzuzählen ist es darzustellen, was vom alten Kleintierzüchterheim übrig bleibt: die Außenwände, die Küche, die Bodenbeläge, ein Teil der Decken. Beim Einbau einer kleinen Bar und des Büros hofft die Gemeindeverwaltung auf helfende Mitarbeiter in der Holzwerkstatt des Seniorenrats und tatkräftige Hilfe der Jugendlichen, die schon bisher mit angepackt haben. Aus der letzteren Gruppe meldete sich Jakob Licina zu Wort und maulte über Sparvorschläge beim Kauf von Mobiliar unter Hinweis auf die noble Einrichtung des Bürgerhauses und andere Säle.

Quelle: FZ vom 31.10.2015 / Text: Hans-Dieter Wolz

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