Sep 24 2015

Zwei Stunden weniger baden

Veröffentlicht von um 19:40 unter Pressespiegel

vom 23.09.2015

Der Kernener Gemeinderat schränkt nach schwachen Gästezahlen die Öffnungszeiten im Hallenbad wieder ein

Lässt sich das Rad wieder zurückdrehen? Die um 7,5 Stunden längeren Öffnungszeiten im Römer Bad haben jedenfalls nicht zum erhofften Gästezuwachs geführt. 990 mehr Besucher im Jahr decken bei weitem nicht die 20 000 Euro Mehrkosten für den geöffneten Freitag. Der Gemeinderat bremst. Um zwei Stunden soll der Badebetrieb pro Woche reduziert werden. Und an vier Feiertagen bleibt das Bad zu.

„Nur 4,8 Prozent Gäste mehr, dabei ist die Erhöhung der Öffnungszeiten groß. Die Besucher haben sich einfach auf andere Tage verteilt“, sagt die stellvertretende Kernener Hauptamtsleiterin Eleonore Ihring. Sie hat die zunächst auf ein Jahr befristete Erweiterung der Öffnungszeiten im Römer Bad jetzt minuziös ausgewertet. Das vom Gemeinderat ausgegebene Ziel, mit dem zusätzlichen Freitagnachmittag deutlich mehr zahlende Badegäste zu gewinnen, ist fehlgeschlagen. 21 485 Personen zählte das Bäderamt zwischen August 2014 und Juli 2015. Im Vergleichsjahr zuvor waren es 20 495. Der Zuwachs um 4,8 Prozent ist bescheiden gemessen am finanziellen Aufwand für die zusätzlich 7,5 Stunden Badebetrieb, die einer Erweiterung der Öffnungszeiten um 26,8 Prozent entspricht.

Eleonore Ihring geht von jährlichen Mehrkosten in Höhe von rund 20 000 Euro aus. Darin enthalten sind Badeaufsicht, Reinigung, Wasser und Chemie. Eingenommen hat das Hallenbad am zusätzlich offenen Freitagnachmittag in einem Jahr 7900 Euro, wobei, wie Ihring betont, ein Teil dieser Einnahmen an anderen Tagen fehlt. Die Zahlen belegen nämlich, dass die Besucherzahlen im Probejahr mittwochs von rund 120 pro Tag auf etwa 96 gefallen sind.

Die ermittelte Besucherfrequenz berücksichtigt nicht die Zahl der Kleinkinder unter sechs Jahren, die keinen Eintritt bezahlen. Deren Anteil soll seit der Sanierung nach Aussagen der Schwimmmeister deutlich gestiegen sein. Vor allem aber sind in den 21 485 Badegästen während der Probephase 2014/2015 jene Besucher nicht enthalten, die das Bad im Rahmen des Schul-, Kindergarten- und Vereinssports besuchten. Es sind mit 22 295 noch einmal so viel Gäste. In der Summe also über 40 000.

Angesichts der Konkurrenz so schlecht nicht, findet Ihring

Überhaupt verstärkt sich bei genauer Betrachtung der Zahlen der Eindruck, dass die drei Millionen Euro teure Sanierung des Hallenbades es nicht attraktiver gemacht hat. 2005 besuchten 23 013 Gäste das Römer Bad, 2009 waren es 21 605. Allenfalls ließen sich die stabilen Zahlen wohlwollend positiv interpretieren, wenn man sie wie Eleonore Ihring an der in letzter Zeit gewachsenen Konkurrenz an Erlebnis- und Familienbädern wie das Fellbacher F-3 und das Oskar-Frech-Bad in Schorndorf misst. „Insofern ist das ein Erfolg“, findet sie. Trotzdem: Wie auf das Ergebnis reagieren?

UFW-Chef Hans Dietzel empfahl, 2016 das verlängerte Angebot aufrechtzuerhalten, das Defizit zu tragen und im Herbst 2016 über die Fortführung des Angebots zu entscheiden. Als Kompromiss wurde vorgeschlagen, den Freitag zu belassen, aber an anderer Stelle zwei, drei Stunden je Woche und zusätzlich auch die Feiertage zu streichen, weil die, wie Altenberger sagt, „mit anderen Aktivitäten besetzt sind“.

An den längeren Weihnachtsferien zu schließen, findet SPD-Sprecher Hans-Peter Kirgis „nicht so gut“, wobei ihm Altenberger widersprach: „Jetzt auch an den Weihnachtsferien aufzumachen, erhöht nur die Kosten.“ Christoph Schönleber (SPD) sieht das anders: Andere Hallenbäder hätten gerade in der Weihnachtszeit geöffnet und seien überall „knackevoll“.

Nicht nur für Bettina Futschik (OGL) ist das Hallenbad ein „wahnsinniger Luxus“. Fraktionssprecher Andreas Stiene erklärte seine Ablehnung des Kompromisses damit, dass es mit und nach der Sanierung weder gelungen sei, die Energiekosten zu senken noch den Personalaufwand zu drücken. Der Gemeinderat stimmte gleichwohl einer Verringerung der Öffnungszeiten um zwei Stunden pro Woche zu. An vier Feiertagen im Jahr wird das Bad geschlossen. Vergleicht man die Jahresrechnungen fürs Hallenbad, so stieg das Defizit von 2010 bis 2014 deutlich an, was auch der Abschreibung nach dem Umbau geschuldet ist. 2010 waren es 390 636 Euro, 2014 529 552 Euro.

Quelle: WKZ vom 23.09.2015 / Text: Hans-Joachim Schechinger

Anmerkung und Nachtrag der CDU-Fraktion zum Bericht in der Waiblinger Kreiszeitung: der Vorschlag, an den wenig frequentierten Feiertagen zu schließen und zusätzlich an einem weniger besuchten Badetag zwei Stunden später zu beginnen, stammt aus unseren Reihen. Leider gibt das der o.a. Artikel nicht wieder.

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