Jul 26 2015

350 Euro für eine Hochzeitsfeier

Veröffentlicht von um 20:34 unter Pressespiegel

vom 25.07.2015

In der Alten Römer Kelter sollen Hochzeitsfeste nun geduldet werden – wenn Braut oder Bräutigam aus Kernen stammen

Mit einer Miete von 450 Euro als „Regulativ“, so Hauptamtsleiter Bühler, hätte die Gemeindeverwaltung die Entscheidung, Hochzeitsfeiern in der alten Rommelshausener Kelter zuzulassen, gerne gekontert. CDU, SPD und UFW, die sich für Hochzeiten in dem sanierten Gebäude starkmachen, ist das zu teuer. Ein Kompromiss erlaubt nun Feten bis Ende 2017 zu einem Preis von 350 Euro. Zur Halbzeit Ende 2016 werden die Zahlen ausgewertet.

Nach Aussage von SPD-Fraktionschef Hans-Peter Kirgis ist es „schwer zu vermitteln, warum Polterabende in der Alten Kelter ohne zeitliche Begrenzung zulässig sind, und warum Hochzeiten nicht. Das passt überhaupt nicht zusammen.“ Die gute Nachfrage als Veranstaltungsort gebe dem Gemeinderat nachträglich recht, dass er sich für einen Komplett-Ausbau der Brandruine entschieden hatte. Allerdings sei es ein Fehler gewesen, unbesehen die Nutzungsordnung der Glockenkelter zu übernehmen. Denn wie die denkmalgeschützte Römer Kelter ist die Glockenkelter standesamtliches Traulokal der Gemeinde, in der bis maximal 20 Uhr gefeiert werden darf. In Stetten wurden unbegrenzte Hochzeitsfeiern wegen der Kritik der Anwohner an möglichen Lärmimmissionen in dem anhängigen Gerichtsverfahren aber ausgeschlossen.

Polterabende ohne klagende Anwohner

Dass diese Regelung auf Rommelshausen übertragen wurde, stieß nicht nur den Genossen bitter auf. In einem interfraktionellen Antrag stellen CDU, SPD und UFW fest, die Alte Kelter in Rommelshausen werde zunehmend auch für private Feiern und Feste genutzt. „So fanden in den letzten Monaten mehrfach Polterabende mit mehr als 100 Personen statt, ohne dass es aus den angrenzenden Wohngebieten zu Klagen über die Lärmbelästigung gekommen ist.“ Die drei großen Fraktionen beantragten deshalb, künftig auch Hochzeitsfeiern zuzulassen und den Nutzungszeitraum bis 20 Uhr aus der Benutzungs- und Entgeltordnung zu streichen. Das Rathaus nahm diese Forderung wegen der schon jetzt starken Nachfrage widerwillig auf. Das Nutzungskonzept sehe einen Vorrang für Veranstaltungen der Gemeinde und Vereine, für Vorträge, Kommunales Kino, VHS-Vorträge und Events von Firmen und Wengertern vor, so Amtsleiter Bernhard Bühler.

Private Feiern seien da untergeordnet. Bühler spricht fürs erste Halbjahr 2015 bereits von rund 35 Veranstaltungen in der Alten Kelter Rommelshausen, darunter 14 privaten Geburtstagsfeiern. Die Kernener Gemeindeverwaltung war bisher von höchstens 40 Events pro Jahr ausgegangen. Stand gestern sind es aber einschließlich der schon gelisteten Veranstaltungen im zweiten Halbjahr 2015 knapp 70, ein Beleg für die große Beliebtheit des Veranstaltungsortes Alte Kelter.

Um den Ansturm bei künftig erlaubten Hochzeitsfeiern zu bremsen, empfahl das Hauptamt mit einer Nutzungsgebühr von 450 Euro für einheimische und 550 Euro für auswärtige Trauleute ein „Regulativ“. Ein Betrag von 450 Euro zuzüglich Küche und Auswärtigenzuschlag sei angemessen. Bürgermeister Altenberger findet: „450 Euro ist immer noch ein Schnäppchenpreis. Sie kriegen unter 1000 Euro keine solche Location.“ CDU und SPD halten die Gebühr, die nach Ingrid Möhrle eigentlich „für den kleinen Geldbeutel“ gedacht sei, für zu hoch. CDU-Rat Volker Borck empfahl, für ein Probejahr 350 Euro zu verlangen, sofern Braut oder Bräutigam in Kernen ansässig ist, und dann „zu sehen, was passiert.“ Hans-Peter Kirgis ist selbst dieser Satz zu teuer: Er beantragte 250 Euro bis sechs Stunden Nutzung, 300 Euro darüber. Am Ende beschloss der Gemeinderat, probehalber für zwei Jahre (bis Ende 2017) eine Gebühr von pauschal 350 Euro zu erheben, vorausgesetzt, das Brautpaar stammt zu einem Teil aus dem Ort. Dem Festtourismus ist so ein Riegel vorgeschoben. Ende 2016 sollen die Zahlen dem Gemeinderat vorgelegt werden. Sollte sich herausstellen, dass die Hochzeiten überhandnehmen, könnte man „die Micke naihauen“, wie Hans Dietzel (UFW) sagt, ohne dass die von langer Hand für 2017 geplanten Hochzeiten deshalb storniert werden müssten.

Der Stettener Christof Leibbrandt (OGL) stimmte dagegen. „Ich finde den Antrag ziemlich kontraproduktiv“, kritisierte er und bekam von Stefan Altenberger recht. „Das Bürgerhaus muss ein wirtschaftlicher Erfolg sein, wir werden uns eh über den Abmangel unterhalten müssen. Deshalb ist es schlecht, wenn man eine neue Location für Hochzeiten macht.“ Leibbrand fürchtet Konkurrenz zum Schaden des Bürgerhauses, denn hier erlaubt die Satzung auch private Hochzeitsfeiern. Warum aber nicht zwei Geldquellen erschließen? „Wo das Geld verdient wird, ist mir egal“, plädierte Andreas Wersch. „Hauptsache ist, dass die Gemeinde davon profitiert.“

Caren Brazel (UFW): Kelter gemütlicher als das Bürgerhaus

Gemeinderätin Caren Brazel (UFW) sieht Bürgerhaus und Alte Kelter eh nicht als konkurrierende Orte, sondern als Ergänzung entsprechend den Bedürfnissen der Nutzer: „Die Kelter“, sagt sie, „ist einfach gemütlicher.“

Quelle: WKZ vom 25.07.2015 / Text: Hans-Joachim Schechinger

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