Mai 24 2015

Kinderdemo für Bolzplatz Seestraße

Veröffentlicht von um 20:15 unter Pressespiegel

vom 23.05.2015

Dort sind Flüchtlingsunterkünfte geplant / Schultes Altenberger sagt, die Zahl der Bewohner liege deutlich unter 60

Der Protest der Kinder, die für ihren Bolzplatz in der Seestraße kämpfen, ist im Gemeinderat angekommen. Zu Beginn der jüngsten Ratssitzung im Römer Feuergerätehaus nahm Schultes Altenberger von demonstrierenden Kids eine Unterschriftenliste entgegen. Die Verwaltung prüfe derzeit einen Ersatzstandort, einen „Bolzplatz in verkleinerter Form“, sagte er gestern.

Die Bürgerinitiative Bolzplatz Seestraße zeigte in der Ratssitzung am Donnerstagabend Flagge: Mit Plakaten in der Hand drängelten sich Dutzende Kinder aus den Wohngebieten Halde Süd und Rosenäcker an der Seite ihre Eltern im Sitzungssaal des Feuerwehrgerätehauses. Ihre Botschaft: „Nehmt uns nicht unseren Bolzplatz!“ Ein kleiner Fußballer, der zu den mindestens 150 Kindern zählt, welche den Bolzplatz hinterm Römer Obdachlosenheim nutzen, überreichte Bürgermeister Stefan Altenberger eine lange Unterschriftenliste. Wie berichtet machen sich Eltern wie Kinder stark für den Erhalt des Rasenplatzes und gegen seine Überplanung, laut der dort zwei Flüchtlingsheime zulässig wären. Vorerst, ohne dass dafür schon Bauentwürfe vorlägen, plant das Rathaus auf dem Gelände nur ein Wohngebäude für circa 24 Bewohner. Daneben bliebe in dieser auf ein Haus reduzierten Variante noch Raum für einen kleineren, quergelegten Fußballplatz.

Im Gemeinderat hatte der Sturmangriff der Kinder unterm Tagesordnungspunkt Anfragen und Anregungen ein Nachspiel. Benjamin Treiber (CDU) forderte die Verwaltung auf, so rasch wie möglich einen Runden Tisch zum Thema Anschlussunterbringung einzurichten, um besorgten Anliegern durch Information ihre Angst zu nehmen. Es werde Menschen, die sich einbringen wollen, beruhigen, wenn man sie in die Planung mit einbindet. Bettina Futschik (OGL) teilt diesen Ansatz. Er könnte helfen, Angst abzubauen, sagte sie. „Wir müssen irgendwie damit umgehen, denn es werden noch mehr Flüchtlinge werden.“

UFW-Fraktionschef Hans Dietzel sieht seitens der Gemeinde Nachholbedarf auf der Kommunikations-Ebene. „Bisher haben wir das Thema Asyl immer sehr technisch beraten, wir müssen das auch mal thematisch diskutieren.“ Die Frage nämlich, welche Forderungen die Aufnahme von Flüchtlingen aus fremden Kulturkreisen an die deutschen Gastgeber stellt, wie dieses Zusammenleben gestaltet und gefördert werden kann, war im Gemeinderat bisher nie Thema. Dietzel ist dabei der Hinweis wichtig, „dass uns die Einwohner genauso wichtig sind wie die, die reinkommen.“ Matthias Kramer (OGL) glaubt, dass ein „Großteil der Ängste daher rührt, dass die Leute nicht wissen, wie viele da kommen. Wir sollten da Zahlen nennen.“ Ebbe Kögel bekräftigte aus seiner Erfahrung, es sei „sicherlich so, dass sich sehr viel Unmut aufstaut. Da überlassen wir das Feld Rassisten, wenn wir nicht informieren.“ Mit einer Zahl von maximal 20, 30 Flüchtlingen könne man die Vernünftigen gewinnen.

Wersch: „Mit jedem Schiff übers Mittelmeer erhöht sich die Zahl“

Schultes Altenberger wehrte den Aufruf zu informieren mit dem Argument ab, er wolle sich jetzt nicht auf eine Zahl festlegen. „Ich will keine Zahl in den Raum stellen. Im Moment wollen wir in nur die Hälfte bebauen, aber ich kann es nicht genau sagen. Wenn ich was sage, ist es in Stein gemeißelt.“ Zumal er nicht ja wisse, wie es mit den Zahlen weitergeht. CDU-Fraktionschef Andreas Wersch gab Altenberger in diesem Punkt recht: Allein im Rems-Murr-Kreis sei fürs Jahr 2015 mit 1235 Flüchtlingen gerechnet worden, mittlerweile kamen 1735. „Die Quote ist überschritten. Mit jedem Schiff übers Mittelmeer erhöht sich die Zahl.“ Er verstehe da nicht, warum man die Bewerberanträge nicht schneller bearbeitet.

Stefan Altenberger betonte, die Strategie des Rathauses bleibe zweigleisig. Es werde einige geben, die dezentral in Wohnungen einquartiert werden könnten. Andererseits halte er aber auch die Standorte Seestraße, Robert-Bosch-Straße und Dieselstraße für dezentral. Apropos Bolzplatz Seestraße: Sein Eindruck sei, dass die Bürgerinitiative die aktuell zur Hälfte überplante Spielfläche nur vorschiebe, um so das Asylbewerberheim zu verhindern. „Ich bin gespannt, wie die reagieren, wenn wir einen Ersatz-Bolzplatz finden.“ Gestern schob Altenberger nach, die Verwaltung prüfe einen Alternativstandort „für einen Bolzplatz in verkleinerter Form“. Hauptamtsleiter Bühler verwies zudem darauf, auch das Stadion mit seinem öffentlich zugänglichen Kunstrasenplatz sei „nicht wirklich weit weg.“

Gestern hellte sich auch die noch trübe Informationslage zur Zahl der Heimbewohner in der Seestraße auf. Stefan Altenberger teilte mit, er habe Verständnis dafür, „dass man dort keine 60 Asylbewerber will, aber die werden auch nicht hinkommen. Die Zahl wird deutlich darunter liegen. Wir haben auch von Mischung mit sozial schwachen Familien gesprochen.“ Bauamtschef Horst Schaal rechnet wie berichtet mit 24 Personen in dem geplanten Gebäude.

Quelle: WKZ vom 23.05.2015 / Text: Hans-Joachim Schechinger

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