Mrz 15 2015

Breitband kommt nicht von allein

Veröffentlicht von um 13:00 unter Pressespiegel

vom 14.03.2015

Das neue schnelle Internet soll auch die Gewerbegebiete erreichen, wünschen Gemeinderäte

Beide Ortsteile der Gemeinde Kernen gehören von Montag an zu den schnellsten Internetstädten in Deutschland. 132 Kilometer Glasfaserkabel hat die Telekom im Vorwahl-Bereich 07151 verlegt, 193 neue Multifunktionsgehäuse aufgestellt. Doch am Montag wird’s noch niemand beim Surfen merken. Profitieren wird nur, wer von Montag an beim Ex-Monopolisten – oder einem das Angebot übernehmenden Konkurrenten, einem sogenannter Reseller, der entsprechende Kapazitäten bei der Telekom einkauft – einen neuen Vertrag bestellen. Das haben Telekom-Verantwortliche um die Leiterin des Infrastrukturvertriebs Irene Erbe auf Anfrage unserer Zeitung nochmals bestätigt: Wer nichts unternimmt, holt sich seine Texte, Fotos, Videos und Dateien wie bisher aus dem alten Netz und im gewohnten, mehr oder weniger zögerlichen Datenstrom. Ein automatischer Übergang ins Glasfasernetz sei technisch nicht möglich.

Ausdrücklich richtet sich der Ausbau des schnellen Internets, den Klagen mancher Betriebsinhaber in den Gewerbegebieten zum Trotz, an Privatkunden. CDU-Gemeinderat Benjamin Treiber brachte dies verwundert am Donnerstag im Gemeinderat Kernen zur Sprache. Die meisten Kernener Gewerbetreibenden dürften trotzdem Glück haben, sagte Bürgermeister Stefan Altenberger. Die neuen Verteilerkästen der Telekom liegen entlang der Verkehrsachsen und am Anfang der Wohnbebauung, zum Beispiel in der Waiblinger Straße aber nahe beim Gewerbegebiet. Bis zu 200 bis 300 Meter vom Kabelverzweiger entfernt sollen laut Telekom die vollen 100 Mbit/s dank der neuen Vectoring-Technik erzielbar sein.

Damit sollen 85 bis 90 Prozent der Kunden erreicht werden. ‚Ich hoffe, dass die Gewerbebetriebe genügend abkriegen. Das müssen wir noch überprüfen‘, sagt der Bürgermeister, der ansonsten die Aufrüstung erfreut begrüßt: ‚Wir sind einen Riesenschritt weitergekommen.‘ Das für Privatkunden vermarktete Angebot der Telekom eignet sich allerdings für Gewerbetreibende nur bedingt, sagt Jürgen Heugel von der Technik-Niederlassung der Telekom: Sie können damit keine feste IP-Adresse erhalten. Diese Kunden werden vertröstet auf ein in Kürze vorzustellendes neues Angebot für Geschäftskunden.

‚Das ist eine deutliche Verbesserung zum alten Zustand‘, sagt der Bürgermeister dennoch. Falls Klagen aus den Gewerbegebieten eingehen, ist er bereit, die Verbindung zur Telekom für die Interessenten aus dem Gewerbe herzustellen. Allerdings sind Angebote für weniger als 100 Nutzer für die Internetanbieter nicht wirtschaftlich. Das heißt dann: Die Betriebe müssten sich an den Kosten des Ausbaus beteiligen. ‚Das ist nicht für 39,95 Euro im Monat zu haben. Eine Firma hat trotzdem im Zuge des Ausbaus bereits mit der Telekom vereinbart, ein Glasfaserkabel direkt in den Betrieb zu legen‘, berichtet Altenberger. Er rechnet ansonsten nicht mit großem Interesse: ‚Die Gewerbebetriebe haben uns bisher nicht die Bude eingerannt.‘ Subventionen an die Privatwirtschaft für einen weiteren Netzausbau in die Gewerbegebiete oder weniger gut versorgte, weil abgelegene Wohnhäuser erteilt der Schultes eine Absage: ‚Alle fünf Bürgermeister im Bereich 07151 sind sich einig, dass wir jetzt nicht mit Steuergeldern in die Bresche bringen.‘

Vectoring – Espresso fürs Kupferkabel

Die jetzt in Kernen verwirklichten höheren Geschwindigkeiten im neuen VDSL-Netz werden durch den Einsatz der Vectoring-Technik möglich. Die Glasfaserkabel sind nur bis zu den Kabelverzweigern in Multifunktionsgehäusen am Straßenrand verlegt. Die sogenannte Letzte Meile zum Kunden überbrücken wie bisher Kupferekabel. Die neue Technik beseitigt die elektromagnetischen Störungen, die auf der Kupferleitung auftreten.

Vectoring ist ‚wie ein guter Espresso fürs Kupferkabel‘, schreibt die Telekom: Beim Herunterladen verdoppelt sich die Geschwindigkeit von 50 auf bis zu 100 Megabit pro Sekunde (MBit/s). Beim Heraufladen vervierfacht sich die Geschwindigkeit sogar von 10 auf bis zu 40 MBit/s. Das hilft beim Austausch von Dokumenten, Fotos und Videos über das Netz. Das neue Netz ist so leistungsstark, dass Telefonieren, Surfen im Internet und Fernsehen gleichzeitig möglich sind. Wer bisher den Inhalt einer DVD, das sind 4,37 Gigabyte, im Internet mit Freunden teilen wollte, musste je nach Anschluss zwischen zwei und zehn Stunden beim Hochladen waren. Bei einer VDSL-Leitung mit Vectoring beträgt die Wartezeit nur noch etwas mehr als 15 Minuten.

Quelle: FZ vom 14.03.2015 / Text: Hans-Dieter Wolz

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