Feb 19 2015

Gemeinderat erhöht Druck auf Deutsche Bahn

Veröffentlicht von um 07:03 unter Pressespiegel

vom 18.02.2015

Gefährlicher S-Bahn-Halt in Rommelshausen

Der Gemeinderat Kernen hat in seiner vergangenen Sitzung eine Resolution an die Deutsche Bahn beschlossen. Darin fordert er, dass die Deutsche Bahn die beiden Bahnhöfe Rommelshausen und Stetten/Beinstein barrierefrei ausbaut. Denn immer mehr Leute stürzen beim Ein- oder Ausstieg. Die Resolution beinhaltet keine neuen Punkte. „Themen, an denen wir schon seit zehn Jahren und länger dran sind“, sagt Bürgermeister Stefan Altenberger. „Die Resolution ist ein erneuter Versuch, ein erneuter Vorstoß.“ Am Montag wurde sie von der Gemeindeverwaltung abgeschickt.

Der Abstand zwischen Bahnsteigkante und S-Bahn-Waggon von etwa 15 Zentimetern, dazu die hohe Stufe zwischen Bahn und Bahnsteig von rund 30 Zentimetern: „Das sind Dinge, die einfach nicht gehen“, sagt Ebbe Kögel (PFB), der die Resolution im Gemeinderat angestoßen hat. Mittlerweile ist die Liste derer, die sich beim Ein- oder Aussteigen auf dem Bahnhof Rommelshausen verletzt haben, lang. „Es haben sich noch Unzählige gemeldet“, so Kögel. Darunter verletzte Personen mit Zerrungen, Prellungen. „Gott sei Dank ist bisher nichts Ernstes passiert“, sagt er. Betroffene mussten sich ärztlich behandeln lassen – sogar im Krankenhaus (wir berichteten).

Manche getrauen sich nicht mehr, die beiden Bahnhöfe zu benutzen

Einige Kernener, Menschen mit einer Behinderung, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind oder andere, die sich mit Hilfe eines Rollators fortbewegen, trauen sich gar nicht mehr, solche Bahnhöfe zu benutzen. Einfach weil es für sie zu gefährlich ist. „Das ist ein eklatanter Verstoß gegen die Fürsorgepflicht der Deutschen Bahn gegenüber ihren Reisenden und gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz“, heißt es in der Resolution.

Doch die Bahnsteige sind nicht der einzige Kritikpunkt. Ende der neunziger Jahre wurde seitens der Bahn der Gemeinde zugesagt, dass die beiden Haltestellen Rommelshausen und Stetten/Beinstein barrierefrei ausgebaut werden. In Rommelshausen gibt es mittlerweile einen Aufzug. Im Bahnhof Stetten/Beinstein fehlt der nach wie vor. Dabei wurde im Jahr 2012 bei einem Gespräch zur Interkommunalen Gartenschau von der Deutschen Bahn zugesagt, dass der Aufzug Anfang 2016 fertig gebaut sein wird. „Soweit wir das beurteilen können, tut sich hier nichts“, ist die Aussage des Gemeinderats in der Resolution.

Am 15. Januar veröffentlichte die Deutsche Bahn eine Pressemitteilung, in der sie ankündigt, dass in der Zeit zwischen 2015 und 2019 für den barrierefreien Ausbau und die Modernisierung der Bahnhöfe 385 Millionen Euro ausgegeben werden. Doch Haltestellen im Remstal sollen dabei übergangen werden, weshalb der Gemeinderat in der Resolution die Deutsche Bahn auffordert, dass auch die beiden Bahnhöfe Stetten/Beinstein und Rommelshausen in den Maßnahmenkatalog aufgenommen werden, „um diese untragbaren Zustände zu beenden, bevor noch ein ganz schwerer Unfall passiert“. Gerade auch unter dem Aspekt, dass das Personenbeförderungsgesetz vorgibt, dass bis zum Jahr 2022 im öffentlichen Personen-Nahverkehr „die vollständige Barrierefreiheit hergestellt werden muss“, macht Kögel deutlich. „Das gilt auch für den Zugang der Waggons.“

Bahnlinie ist wichtige Verbindung bei der Gartenschau 2019

Doch so lange hofft die Gemeinde sich nicht gedulden zu müssen. Immerhin stellt die Bahnlinie eine wichtige Verbindung zwischen den einzelnen Kommunen dar – besonders bei der Interkommunalen Gartenschau. Die Benutzung der Haltestellen sollte zu diesem Zeitpunkt für alle Menschen gleichermaßen möglich sein, so Kögel. „Wenn man bedenkt, was für die Baumaßnahmen für den Stuttgarter Bahnhof ausgegeben wird, sind das hier Peanuts.“

Höchste Eisenbahn

Die Deutsche Bahn kann nicht ewig Augen und Ohren verschließen. Bahnfahren soll für alle gleichermaßen möglich sein. Genau dann kann Integration und Inklusion funktionieren. Es kann nicht sein, dass für Gehbehinderte ein Bahnsteig noch immer nicht zugänglich ist, wie es bei der Haltestelle Stetten/Beinstein der Fall ist. Es kann nicht sein, dass Rollstuhlfahrer nur vorne beim Fahrer einsteigen können, und die Bahn deswegen gleich mehrere Minuten Verspätung hat. Es kann nicht sein, dass für Menschen mit Rollator die Bahnfahrt zur Mutprobe wird. Und es kann nicht sein, dass Kommunen wieder und wieder auf die Mängel hinweisen müssen. Die Bahn muss endlich etwas tun. Es ist aller höchste Eisenbahn.

Was auch noch fehlt

„Die SSB ist wesentlich behindertenfreundlicher als die Deutsche Bahn“, sagt Gemeinderat Ebbe Kögel. Nicht nur, dass Haltestellen barrierefrei zugänglich sind, der Einstieg in die Bahn nahezu ebenerdig verläuft, die Bahnsteige haben auch ein Blindenleitsystem. Mit entsprechenden Bodenplatten wird Sehbehinderten angezeigt, wo sich die Türen der Bahn sowie die Bahnsteigkante befinden. Auch diese fehlen an den Bahnhöfen Stetten/Beinstein und Rommelshausen.

Quelle: WKZ vom 18.02.2015 / Text: Diana Nägele

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