Dez 07 2014

Jetzt gibt es mehr Sitzenbleiber

Veröffentlicht von um 20:30 unter Pressespiegel

vom 06.12.2014

Lehrer und Eltern müssen sich auf neue Herausforderungen einstellen, das zeigt das erste Schulforum der CDU

Wie die grün-rote Landesregierung die Schulpolitik umkrempelt, missfällt Andreas Wersch. Beim ersten Schulforum der CDU in Kernen am Donnerstagabend in der Stettener Glockenkelter sparte der Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat deshalb nicht mit Kritik. ‚Ich halte die Gemeinschaftsschule für eine Mogelpackung‘, sagte er. Unter der Überschrift ‚Perspektiven für unsere Kinder statt Bildungschaos‘ sprachen Andreas Wersch sowie die CDU-Landtagsabgeordneten Claus Paal und Volker Schebesta über die Schulentwicklung in Kernen und in Baden-Württemberg. Rasch wurde klar: Die Gemeinschaftsschule muss sich in den Augen der drei Politiker erst bewähren.

Andreas Wersch kennt das Kernener Schulsystem so gut wie seine eigene Westentasche. Er hat als Grundschüler die Karl-Mauch-Schule besucht, anschließend wechselte er auf die Rumold-Realschule. ‚Beide Schulen leisten hervorragende Arbeit‘, sagte er. Deshalb sei er strikt gegen eine Umwandlung der Rumold-Realschule in eine Gemeinschaftsschule – im Gegensatz zur SPD-Fraktion im Kernener Gemeinderat, die dieses Ziel verfolgt.

Als Konrektor der Auberlen-Realschule in Fellbach bekommt Wersch die Auswirkungen des Wegfalls der verbindlichen Grundschulempfehlung hautnah zu spüren. ‚Jetzt findet eine Abstimmung mit Füßen statt.‘ Die Realschulen würden Kinder aufnehmen, die auf einer Werkrealschule besser aufgehoben wären. Und das bleibt nicht ohne Konsequenzen: ‚Jetzt gibt es mehr Sitzenbleiber‘, sagte Wersch zu den rund 50 Gästen in der Glockenkelter.

Volker Schebesta, der Bildungsexperte der CDU-Landtagsfraktion, sagte: ‚Unsere Kinder sollen in der Schule eine gute Grundlage fürs Leben bekommen.‘ Dafür brauche es aber gute Rahmenbedingungen und kein Bildungschaos. Er kritisierte die Landesregierung vor allem wegen der Streichung von Lehrerstellen. Zudem gebe es große Verunsicherungen wegen der Gemeinschaftsschule. ‚Der Kulturwandel in der Schullandschaft ist zu rasant.‘

Schebesta machte sich in seiner Rede für die Lehrer stark: ‚Wir müssen uns vor Augen führen, dass der Lehrer die erste Voraussetzung für den Bildungserfolg ist.‘ Die Pädagogen bräuchten Rückhalt und sollten nicht mit ’schulorganisatorischem Kram‘ abgelenkt werden. Ebenso bräuchte es keine gymnasiale Oberstufe an den Gemeinschaftsschulen, sagte Schebesta. ‚Nur gemeinsames Beschulen ist nicht der richtige Weg.‘

Der CDU-Landtagsabgeordnete Claus Paal sprach vor allem aus Sicht seines Amtes als Präsident der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr. ‚Ich hoffe, dass die Qualität der Gemeinschaftsschule stimmt, und die Absolventen auch einen Ausbildungsplatz bekommen.‘ Sorge bereitet Paal, dass immer mehr junge Leute ihre Ausbildung abbrechen. ‚In manchen Berufsbildern liegt die Quote bei 53 Prozent.‘

Aber wie geht es weiter mit der Schullandschaft in Kernen? ‚Wir wünschen uns einen Schulentwicklungsplan‘, sagte Wersch. Dabei wolle man sich an der Nachbarkommune Fellbach orientieren. Deren Oberbürgermeister, Christoph Palm, war Gast beim Schulforum. ‚Wir wollen gemeinsam mit Kernen Schule machen‘, sagte Palm. Das solle aber ohne Schnellschüsse geschehen.

Ein Mammutprojekt in Fellbach ist die Sanierung oder Neugestaltung des Maicklerschulzentrums. Dafür werden Kosten zwischen 40 und 90 Millionen Euro kalkuliert. Weil viele Stettener und ‚Römer‘ die Fellbacher Schulen besuchen, ist eine Kostenbeteiligung vertraglich geregelt. ‚Kernen hängt da mit dran‘, sagte Palm.

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 06.12.2014 / Text: Sascha Sauer

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