Dez 29 2014

Ein Junger mit sozialer Ader

Veröffentlicht von um 22:14 unter Pressespiegel

vom 29.12.2014

CDU-Gemeinderat Benjamin Treiber (22) blickt auf sein erstes Halbjahr im Gremium zurück

„Als ich gewählt wurde, dachte ich: Wie das wohl klappen soll als Jüngster, der wenig weiß über die Kommunalpolitik“, erzählt Benjamin Treiber. Das erste halbe Jahr war lehrreich, sagt das jüngste Mitglied des Kernener Gemeinderats.

„Man muss lernen, sich zu behaupten“, gesteht Benjamin Treiber. Auch dass er am Anfang „ein paar Mal ganz nervös“ in den Sitzungen dabeisaß. Einen straffen Tagesplan bringe sein politisches Amt in der CDU-Fraktion mit sich, dafür muss der Sport – Benjamin Treiber ist Triathlet – seit einem halben Jahr etwas zurücktreten. Seinen Stundenplan an der Uni Konstanz, wo er Politik- und Verwaltungswissenschaften studiert, konnte er so einrichten, dass sich die Präsenzpflicht dort auf zwei Tage beschränkt. Die übrige Woche verbringt er mit der Freundin, mit Freunden – und seit August mit Haushaltsplänen und kommunalpolitischen Diskussionen.

Der 22-jährige Student, der seit zwölf Jahren in Kernen wohnt, war von den Socken, dass er in den Gemeinderat gewählt wurde. „Ich interessiere mich schon lange für Kommunalpolitik“, berichtet er. Schon als 17-Jähriger zog es ihn in die Junge Union, bis heute ist er stellvertretender CDU-Gemeindeverbandsvorsitzender.

Als Youngster hat er viele Fragen – und hält sich mitunter zurück

Seit knapp einem halben Jahr sitzt er für die CDU-Fraktion im Gemeinderat, wo ihn die Themenvielfalt überrascht hat. Er erlebt eine offene Diskussionskultur und lernt viel. Von der Waldkalkung bis zur Bildungspolitik und der Verteilung der Summen im Haushaltsplan stehe er neuen Fragen gegenüber. „Ich komme immer an mit vielen Fragen, weil mir nicht alles klar ist.“

Er sei sehr freundlich aufgenommen worden in der Fraktion und im Gemeinderat. Wichtig sind ihm die Nachsitzungen: „Dort lernt man sich kennen, diskutiert und bekommt mehr Zusammenhänge mit.“ Wie vertragen sich Jung und Alt? Benjamin Treiber findet es normal, dass er sich als „Youngster“ ab und zu zurückhält, zuhört und lernt. „Es war nie jemand dabei, der mich vorgeführt hätte oder nicht ernst genommen hat – das wäre ja denkbar gewesen.“ Auch ehemalige CDU-Fraktionsmitglieder kann er fragen. Er darf sich einbringen ins Schreiben von Haushaltsanträgen und sich auch sonst zu jedem Thema äußern. „Fragen sind ohnehin erlaubt. Ich werde sogar dazu ermutigt“, erzählt er.

Treiber hat eine soziale Ader. Bei der jüngsten Abstimmung über den Kostendeckungsgrad des Friedhofs hatte er Bedenken: „Es kann manche Familien sehr belasten, wenn sie für zwei Gräber die Kosten übernehmen müssen.“ Er stimmte gegen die geplante Erhöhung auf 85 Prozent. „Wir wurden zwar überstimmt, aber auch das gehört ja dazu in einer Demokratie, dass man damit umgehen lernt“, sagt Treiber. Gefallen hat ihm, dass „nach der eigenen Meinung“ abgestimmt wurde – nicht nach der Parteienzugehörigkeit.

Engagiert ist er seit einem Jahr auch im Arbeitskreis Asyl. Mit Bewohnern des Asylbewerberheims auf der Hangweide hat Benjamin Treiber eine Laufgruppe gegründet. Sie trainieren regelmäßig, haben den Kernen-Teamcup gewonnen. „Ich finde es wichtig, dass man für sie etwas tut und ihnen Angebote macht.“ Daran will er festhalten, auch wenn er die Enttäuschung im Zusammenhang mit der Razzia Anfang Dezember verstehen kann. „Zwei Dinge kann man von Asylbewerbern erwarten: Dass sie Deutsch lernen und dass sie sich an die Gesetze halten“, sagt er zu dem „nicht einfachen Thema“. Treiber findet es richtig, dass der Staat eingreift, wenn der Verdacht auf Drogenhandel besteht. „Wichtig finde ich aber, dass man für die da ist, die sich bemühen.“ So begrüßt er den gemeinsamen Antrag aller Fraktionen, dass die Gemeinde die Fahrtkosten für jene übernimmt, die zum Deutschkurs nach Waiblingen fahren.

Zentrales Thema sind für ihn die Gemeindefinanzen: „Wichtig ist, dass die Rücklagen wieder steigen oder zumindest nicht weiter sinken, dass man bei Neubauten auf die Folgekosten achtet.“ Gut findet Treiber, dass die Jugend ein wichtiges Thema des Gemeinderats ist. In Rommelshausen wird das ehemalige Kleintierzüchterheim zum Jugendhaus umgebaut – „dafür nimmt die Gemeinde viel Geld in die Hand“. Was immer ein Thema sei, ist die Anbindung von der S-Bahn nachts nach Stetten, doch höre er „insgesamt wenig Klagen seitens der Jugendlichen“.

Indem er sich einbringt in die Gemeinde, lernt Benjamin Treiber „viel fürs Leben“, wie er sagt. Spannend war für ihn der Perspektivwechsel zwischen dem Gemeinderat einerseits und dem, was die Bürger in Kernen bewegt andererseits. „Dass der Brunnen in Rommelshausen den Menschen sehr wichtig ist und nicht so sehr andere Themen, die aus meiner Sicht für die Gemeindeentwicklung wichtig sind.“ Doch das gehöre eben zum Lernprozess, bei dem ihm auch sein Studium Impulse gebe. „Es gibt gewisse Schnittmengen“, sagt er. Insbesondere wenn es um kommunalpolitische Themen und Strukturen geht: „Da habe ich natürlich jetzt schon einige Vorteile.“

Sportlich, sportlich
Benjamin Treiber weiß als Trainer der Asyl-Laufgruppe, was er tut: Er hat bereits als 19-Jähriger am „Ironman“ in Zürich teilgenommen und wurde 134. von 2500 Teilnehmern.

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 29.12.2014 / Text: Heidrun Gehrke

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