Dez 07 2014

Die CDU setzt auf die Realschule

Veröffentlicht von um 20:35 unter Pressespiegel

vom 06.12.2014

Schulforum in Kernen: Andreas Wersch, Claus Paal und Volker Schebesta plädieren für ein differenziertes Schulsystem

Die CDU wird, sollte sie 2016 die Wahl gewinnen, die 216 Gemeinschaftsschulen im Land nicht wieder abschaffen. Aber die schulpolitische „Mogelpackung“, so der Kernener CDU-Fraktionschef Wersch, käme unter Beobachtung. Realschulen würden bei der Lehrer- und Resourcenausstattung aufgewertet. Klar, dass die CDU an der Rumold-Realschule nicht rütteln will.

Nach dem beschlossenen Aus der Stettener Werkrealschule beschäftigt auch die Kernener Kommunalpolitik das Thema Gemeinschaftsschule. Überlegungen der SPD gehen dahin, die stark nachgefragte Rumold-Realschule in eine Gemeinschaftsschule mit Ganztagesbetrieb und Mensa umzubauen. Beim ersten Kernener Schulforum in der Glockenkelter, prominent besetzt mit dem Kernener CDU-Fraktionschef Andreas Wersch, dem Landtagsabgeordneten Claus Paal und dem Bildungsexperten der CDU-Landtagsfraktion Volker Schebesta aus Offenburg, wurde dieser Option eine entschiedene Absage erteilt. „Die CDU im Gemeinderat bekennt sich ohne Wenn und Aber zum Erhalt der Rumold-Realschule als Realschule“, bekräftigte Andreas Wersch. Der Pädagoge weiß als langjähriger Konrektor einer Fellbacher Realschule, wovon er redet. Nicht alles, was an einer Gemeinschaftsschule passiert, müsse schlecht sein, räumte er ein, aber ausschlaggebend für guten Unterricht seien nach wie vor der Klassenteiler, die Schulausstattung und an erster Stelle die Lehrer.

„Die Realschule bereitet seit Jahren bestens auf die Berufswelt vor“

Nun benachteilige die rot-grüne Schulpolitik das Erfolgsmodell Realschule, das intelligente Köpfe wie den Astronauten Ernst Messerschmidt über das berufliche Gymnasium zur Hochschulreife und einem Physikstudium gebracht hat, gegenüber der Gemeinschaftsschule mit einer deutlich schlechteren Lehrerausstattung. Wersch weiß angeblich warum: Nicht nur die Werkrealschulen, sondern auch die Realschulen, von denen sich in Baden-Württemberg nicht mal jede 20ste für die Umwidmung zur Gemeinschaftsschule entschieden hat, solle so auf diesen Weg gedrängt werden.

In Kernen bleibt als weiterführende Schule bald nur noch die Rumold-Realschule übrig. Wersch sagt: „Wir haben mit ihr eine nach neuesten pädagogischen Konzepten arbeitende Schule am Ort, die seit vielen Jahren unsere Kinder und Jugendlichen bestens auf die Berufs- und Arbeitswelt vorbereitet.“ Seit zwei Jahren nehme sie aber Schüler auf, die eigentlich auf die Werkrealschule gehörten. Gleichzeitig habe sie eine deutlich schlechtere Lehrerausstattung als Gemeinschaftsschulen in der Umgebung. Elterlicher Ehrgeiz treibt seit dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung zudem groteske Blüten: Gleich im ersten Jahr seien zwölf Kinder mit einer Empfehlung für die Werkrealschule aufs Friedrich-Schiller-Gymnasium gewechselt. Firmierte die Rumold-Realschule künftig als Gemeinschaftsschule, dürften gescheiterten Gymnasiasten nicht einmal mehr nach Kernen zurückkehren, sondern müssten sich eine Realschule suchen.

Nicht nur hätte für Ganztagesbetrieb und Mensa der Gemeinschaftsschule die Gemeinde Kernen die Kosten zu tragen, auch nicht alle Kernener Eltern wollen ihr Kind ganztägig in die Obhut der Schule übergeben. Eine Mutter wandte bei der CDU-Veranstaltung ein, „nicht alle Eltern sind begeistert vom Ganztagesbetrieb. Man sollte beide Optionen aufrechterhalten. Kinder müssen an die Realschule gehen können, weil dort nicht der Zwang zur Ganztagesschule herrscht.“ Wahlfreiheit und schulische Vielfalt sind Kampfbegriffe der CDU. Ulrich Kuppinger, Delegierter im Landeselternbeirat für die Gemeinschaftsschulen, nahm sie auf und brach eine Lanze für den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung. Früher sei die Empfehlung zu einem Großteil für Lehrer, nicht aber für die Kinder verfasst worden. „Aber die Eltern können viel besser sehen und erkennen, ob es richtig eingestuft wird.“

„Haupt- und Realschulen eine Perspektive aufzeigen“

MdL Volker Schebesta hat, so seine Antwort, „nichts gegen Wahlmöglichkeit. Aber wo bleibt die Wahlmöglichkeit für den Schulträger? Die immer gleiche Antwort an Realschulen, die klagen, heißt doch: Ihr müsst halt eine Gemeinschaftsschule einrichten. Da ist die Aussage der Landesregierung: In der zweiten Säule gibt es nur noch die Gemeinschaftsschule. Wir wollen aber für bestehende Hauptschulen und Realschulen eine Perspektive aufzeigen.“

Eine Absage an die Gemeinschaftsschule kommt auch von MdL Claus Paal: „Ich mache gerne den Buhmann. Wir sind eine Leistungsgesellschaft, deshalb geht es uns so gut. Die starken Schüler gehen nicht an die Gemeinschaftsschule, wir brauchen aber auch die Elite. Die Gemeinschaftsschule würde ich nicht ausweiten. Die soll sich erst einmal bewähren.“

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CDU-Gemeindeverbandschef Wolfgang Kohl begrüßte Gäste und Redner: Vorne (v.r.) Volker Schebesta,
Claus Paal und Andreas Wersch. Bild: Schlegel

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 06.12.2014 / Text: Hans-Joachim Schechinger

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