Okt 19 2014

Kernener Gemeindewald soll gekalkt werden

Veröffentlicht von um 20:13 unter Pressespiegel

vom 18.10.2014

Die Aktion zum Schutz des übersäuerten Waldbodens kann 2017 beginnen – zuvor wird mit Probebohrungen der Zustand des Untergrunds geklärt

Revierförster Baranek drängt darauf, dass Kernen das Problem Bodenversauerung anpackt. Der Gemeinderat stellte ihm dazu nun Geld bereit. Sollten Probebohrungen, die mittelfristig anstehen, den landesweiten Befund auch für Kernen bestätigen, dass der Waldboden stark übersäuert ist, wird es ab 2017 mit Hilfe von Hubschraubern zur Kalkung der Waldflächen kommen.

„Ich will, dass wir als Revier Fellbach/Kernen dabei sind“, betont Stefan Baranek. Zusammengenommen entspricht das knapp 600 Hektar Gemeindeforst. Das Problem des gefährdeten, weil versauerten Waldbodens hatte laut CDU-Fraktionschef Andreas Wersch zwar schon in den 80er Jahren zur Kalkung Kernener Waldflächen geführt. Doch der Ausgleich der in den vergangenen Jahrzehnten angereicherten Säure- und Stickstoffeinträge lässt sich nach Ansicht der Fachleute heute nicht mehr nur alleine mit „waldbaulichen Steuerungsmechanismen“ schaffen.

Der längst flächenhaft saure Boden bedroht das Ökosystem. Bodenschutz mit einer mittels Hubschrauber über den Baumkronen ausgebrachten kalkhaltigen Steinart bedeutet, so den PH-Wert und den Nährelementehaushalt in der Walderde auf einen möglichst naturnahen Zustand zurückzuführen. Gut für die Baumwurzeln, die im oberen Mineralboden wieder „ein günstiges bodenchemisches Milieu“ erhalten.

Gefährdung durch Kalk schließt Baranek aus

Nicht nur die natürliche Vielfalt der Standortbedingungen ist durch übersäuerten Boden gefährdet. Auch die Qualität des Grundwassers ist bedroht. „Säure löst Stoffe, die das Grundwasser schädigen“, sagte Revierförster Baranek im Gemeinderat, „unsere erste Priorität ist es, den Pflanzen zu helfen, unsere zweite, auch den Zyklus zu unterbrechen, so dass kein Problem für das Grundwasser entsteht.“ Grundsätzlich sei der für Kernen typische sandige Boden schon immer problematisch gewesen. Dabei gebe es Pflanzen, die im sauren Milieu durchaus gedeihen. Schäden für die Waldflora durch die mittelfristig geplanten Kalkungsmaßnahmen, denen Probebohrungen in Kernen vorausgehen müssen, seien nicht zu erwarten, beruhigt Baranek. CDU-Fraktionschef Wersch hatte in diesem Punkt Bedenken geäußert. „Nur bei Übermaß an Kalk gibt es Schäden, aber das hier ist eine spezielle Mischung, die auf den Bedarf abgestimmt ist“, sagt der Forstwirt. „Es handelt sich auch nicht um Löschkalk, sondern um eine kalkhaltige Steinart.“ Das Risiko eines Nitratsschubs durch erhöhten Abbau organischer Substanzen sei zeitlich begrenzt. Nach Auswertung der Bodenzustandserhebung im Wald sind rund 680 000 Hektar in Baden-Württemberg kalkungsbedürftig. Davon soll zunächst in zehn Jahren eine Fläche von 210 000 Hektar bearbeitet werden. Auf den weniger versauerten Standorten sind mehrere Wiederholungen notwendig, um den Boden chemisch zu stabilisieren und eine Regeneration einzuleiten.

Nach der Erkundung des Kernener Waldbodens durch Probebohrungen könnten die Hubschrauberflüge 2017 beginnen. Der Kalk wird dann auf einem Parkplatz per Lkw angeliefert und in nasser Form in eine Tonne gehoben. Helikopter schütten die Fracht über den Baumwipfeln ab.

90 Prozent der Kosten übernimmt das Land

Die Gemeinde Kernen hat für das Projekt Kosten von 80 000 Euro veranschlagt, wird aber aus einem Förderprogramm 90 Prozent zurückerstattet bekommen. Private Waldbesitzer werden zu 100 Prozent bezuschusst. Die Probebohrungen werden von der Landesversuchsanstalt (LVA) kostenlos durchgeführt. Fürs nächste Jahr sieht der Kulturplan im Kernener Gemeindewald die Neupflanzung von 400 Douglasien, 300 Stieleichen und 100 Maronen vor.

Quelle: WKZ vom 18.10.2014 / Text: Hans-Joachim Schechinger

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