Sep 25 2014

Zu groß und zu einfallslos

Veröffentlicht von um 12:05 unter Pressespiegel

vom 24.09.2014

Auf Wunsch der Kernener Gemeinderäte müssen zwei Bauvorhaben noch einmal auf den Prüfstand

Die Gemeindeverwaltung hat die Entscheidung völlig offen gelassen. Ohne einen Beschlussvorschlag ist der Kernener Bauamtsleiter Horst Schaal bei zwei Bauvorhaben in den Technischen Ausschuss gegangen. Die Gemeinderäte haben sich dennoch recht schnell eine Meinung gebildet. Die Bauvoranfrage für drei Mehrfamilienhäuser mit Tiefgarage und drei oberirdischen Garagen in der Sudetenstraße muss der Bauherr auf Wunsch der Bürgervertreter noch einmal überarbeiten. Dem Baugesuch für ein Bürogebäude mit zwei Wohnungen in der Robert-Bosch-Straße verweigerten sie die Zustimmung.

In der Sudetenstraße soll der Altbestand abgebrochen werden, damit Neues entstehen kann. Einen Bebauungsplan gibt es in diesem Gebiet nicht, das Kriterium ist, ob sich das geplante Vorhaben in die Umgebungsbebauung einfügt. Dass die zwei Gebäude, die entlang der Sudetenstraße entstehen sollen, einen höheren First haben als Nachbargebäude, damit könnten Horst Schaal – und die Mehrzahl der Gemeinderäte – gut leben. Zumal für den Eindruck eines Gebäudes, nicht die First-, sondern die Traufhöhe ausschlaggebend sei, die mehr wahrgenommen werde, sagte der Bauamtsleiter.

Er – und mit ihm die meisten Mitglieder des Technischen Ausschusses – stören sich aber an dem wuchtigen dritten Gebäude, das in zweiter Reihe errichtet werden soll. ‚Wir, und auch die Nachbarn, hatten auf ein wenig mehr Freiraum gehofft‘, sagte Horst Schaal. Das Haus sei zu voluminös und stehe zu nah an der Grundstücksgrenze, was auch schon zu einigen Reaktionen bei den Anwohnern geführt habe. Trotz einer Grünfläche sei das Grundstück eng bebaut. Außerdem müssten zwei stattliche alte Bäume fallen, und wohl auch ein paar Fledermäuse leiden. ‚Auch gestalterisch könnte durchaus eine Schippe drauf gelegt werden‘, sagte Horst Schaal. Ihm missfallen vor allem die drei Garagen, die der Architekt im Eckbereich zur Kelterstraße geplant hat. ‚Da muss dringend noch etwas passieren. Die Situation muss nachgebessert werden. Schon offene Stellplätze mit einem Baum wären da besser.‘

Mit der Forderung nach kleineren Grundrissen steht der Bauamtsleiter nicht allein. Andreas Stiene von der Offenen Grünen Liste forderte den Grenzabstand von 2,50 Meter auf 3,50 Meter zu vergrößern, sonst könne er nicht zustimmen. SPD-Rat Andreas Pfänder erklärte, er tue sich schwer, und sein Fraktionskollege Erich Ehrlich brachte es auf den Punkt. ‚Das Haus ist ein Klotz, es muss kleiner und schmaler werden und weiter von der Grenze wegrücken.‘ Diese Empfehlungen wird Horst Schaal dem Bauträger mit auf den weiteren Weg geben. ‚Auch deshalb habe ich ihm zunächst zu einer Voranfrage geraten, nicht gleich zu einem Baugesuch.‘

Liegt für ein Gebiet ein qualifizierter Bebauungsplan vor, haben es beide Seiten eigentlich leichter. Der Bauherr in der Robert-Bosch-Straße hat sich exakt an die Vorgaben für das Gebiet ‚Erwin-Bahnmüller-Straße‘ gehalten. Dennoch haben die Gemeinderäte einstimmig ihr Einverständnis verweigert – zur Freude von Horst Schaal, der nicht nur die ‚konsequent einfallslose Architektursprache‘ kritisiert. Drinnen sind – auf vier Geschossen anstelle der in der Bauvoranfrage geplanten drei Stockwerke – mehrere Büros und Wohnungen geplant, wobei in der ersten Etage Gewerbe und Wohnen identische Grundrisse aufweisen. Für ihn sei das eine Wohnbebauung, sagte Rainer Müller von der CDU. Auch die Verwaltung fürchtet eine spätere Verwendung der Flächen, die nicht den Vorgaben der Baunutzungsverordnung entspricht. Nach den Wortmeldungen würde er empfehlen, das Baugesuch abzulehnen, sagte der Bauamtsleiter – und das Gremium folgte dem Rat aus Expertenmund einstimmig.

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 24.09.2014 / Text: Eva Herschmann

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