Sep 27 2014

Leibbrand und das Sancto subito

Veröffentlicht von um 12:13 unter Pressespiegel

vom 26.09.2014

Christof Leibbrand und seine Kernener OGL-Kollegen tun sich schwer mit einem „Sancto subito“ für den verstorbenen Altbürgermeister Günter Haußmann. Frei übersetzen ließe sich diese lateinische Formel mit „Heiligsprechung im Hauruckverfahren“. Nach dem Tod von Johannes Paul II. im April 2005 skandierten seine Anhänger bekanntlich den Spruch „Sancto subito“, die italienische Version dieser von Bewunderung, Glaubensinbrunst und Respekt getragenen Forderung, einen Verstorbenen heiligzusprechen.

In Kernen sind zwar Ehrenamtspreisträger der Bürgerstiftung, aber bis jetzt noch keine Heiligen in Sicht. Rechtsanwalt Leibbrand spielte mit seinem „Sancto subito“ denn auch auf den Antrag der Verwaltung an, die künftige Erschließungsstraße des geplanten Wohngebietes hinterm Römer Ärztehaus auf den verstorbenen Kernener Ehrenbürger Günter Haußmann zu taufen. Das gehe ihm einfach viel zu schnell, das klinge ihm zu sehr nach „Sancto subito“, mahnte der Stettener Rechtsanwalt. Er rate dazu, noch Zeit verstreichen zu lassen, um Haußmanns Leistung als Schultes mit dem gebührenden Abstand würdigen zu können. „Ich schlage vor, dass man einen Sonderpreis macht und dann eine Haußmann-Medaille herausgibt.“

Die Gemeindeverwaltung und 15 Gemeinderäte sahen und sehen das anders. Sie beschlossen mit überwältigender Mehrheit, dem Kernener Altbürgermeister, der 1992 anlässlich seines Ausscheidens aus dem Amt zum Ehrenbürger ernannt wurde, wegen seiner Verdienste um den Ort die Ehre eines Straßennamens zu geben. Haußmann amtierte 27 Jahre als Rathauschef. Im Neubaugebiet Tulpenstraße wird sich die ihm gewidmete Haupterschließungsstraße in zwei Jahren von der Karlstraße bis zur Einmündung in die Lilienstraße schlängeln. Im Bebauungsplan firmiert sie noch als Tulpenstraße. Offenbar hatte Haußmann sich mit dem Gedanken getragen, in einem angedachten Seniorenwohnheim seinen Altersruhesitz zu beziehen.

Bei der Diskussion im Gemeinderat brach UFW-Chef Hans Dietzel vehement eine Lanze für die Namenspatronage. Denn auch der PFB-Mann Ebbe Kögel hatte Einwände gegen ein „Sancto subito“. Er, Kögel, habe „Bauchweh bei der Geschichte. Die Bewertung einer Person des öffentlichen Lebens ändert sich im Laufe des Lebens. Da sollte man warten, weil sich auch die historische Bewertung ändern kann“. Er rate zum alten Flurnamen „Unter dem Dorf“.

Eine Bewertung Günter Haußmanns sollte, so Kögel, in 15 bis 20 Jahren erfolgen. Der logische nächste Schritt wäre die Entscheidung über ein Straßenschild. Eine Steilvorlage für UFW-Sprecher Hans Dietzel, für den diese Zeitspanne des Wägens und Wertens längst abgelaufen ist. „Günter Haußmann war 20 Jahre im Ruhestand, er hat vieles geprägt. Nach 20 Jahren kann man eine Einschätzung vornehmen.“ Kögel lehnte den Antrag ab. Leibbrands Grüne enthielten sich.

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 26.09.2014 / Text: Hans-Joachim Schechinger

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