Mai 10 2014

Frage an Eltern: Real- oder Gemeinschaftsschule gewünscht?

Veröffentlicht von um 12:00 unter Pressespiegel

vom 09.05.2014

In Verwaltung und Gemeinderat reift die Erkenntnis, dass die Werkrealschule geschlossen werden muss

In einer nichtöffentlichen Diskussion über die Schulentwicklung haben Bürgermeister Stefan Altenberger und die Gemeinderäte des Verwaltungsausschusses die Weichen gestellt, um im Zusammenwirken mit Schulleitungen und Lehrern, aber auch den Eltern und der Öffentlichkeit zu erkunden, welcher Schultyp in Zukunft in Rommelshausen und Stetten noch angeboten werden soll. Nachdem der neue Gemeinderat bis Juli in das Für und Wider eingeweiht worden ist, sollen nach den Sommerferien die Bürger gehört und an der Entscheidung beteiligt werden, kündigte Bürgermeister Stefan Altenberger auf Anfrage unserer Zeitung an.

Die Rumold-Realschule wird voraussichtlich ab dem Ende des nächsten Schuljahres als einzige weiterführende Schule in Kernen noch Anmeldungen entgegennehmen. Die Frage stellt sich, ob diese sich zur Gemeinschaftsschule mit Gruppenunterricht, Ganztagesbetrieb und etwas besserer Personalausstattung wandeln soll. Andere Alternativen gibt es bisher nicht. Die Realschule könnte so auch für den künftig zu erwartenden großen Leistungsunterschied der Schüler gerüstet sein, der zusätzlichen Förderbedarf nach sich zieht. Denn auch Schüler, die bisher eine Empfehlung zur Haupt- oder Werkrealschule hatten, werden sich dann vermehrt in der Realschule anmelden. ‚Die Bürger sollen nach den Sommerferien unsere bis dahin erarbeiteten Überlegungen und Schlussfolgerungen kennen lernen. Ich würde gerne ein Gefühl dafür bekommen, was die Eltern über unsere Schullandschaft denken,‘ sagt Altenberger.

‚Mit der Werkrealschule wird es zu Ende gehen‘, sagt der Bürgermeister mit einer Deutlichkeit, die er bisher vermieden hat. ‚Diese Schulform wird von den Eltern nicht mehr favorisiert.‘ Sechs Anmeldungen bis zum jüngsten Bewerbungsschluss für die fünfte Klasse in der Werkrealschule sprechen eine klare Sprache. Mindestens 16 Anmeldungen verlangt das neue Schulgesetz für den Fortbestand. Es wird voraussichtlich im Sommer verabschiedet.

Über die gewünschten Schulformen am Ort entscheidet der Schulträger, das ist die Gemeinde Kernen. Vernünftig ist es aber nicht, eine bestehende und funktionierende Schule wie die Rumold-Realschule zu einem Wandel zwingen zu wollen, den sie ablehnt, für den sie aber das Konzept und seine Umsetzung erarbeiten müsste. Also wird die Schulkonferenz aus Lehrern und Elternvertretern ein gewichtiges Wort darüber mitzureden haben.

Realschul-Rektorin Ingeborg Nagl-Kranzinger hat sich bereits positioniert und lehnt eine Gemeinschaftsschule ab, vor allem eine, in der aus Raummangel in Rommelshausen heraus zwei Klassenstufen im Schulgebäude der Karl-Mauch-Schule in Stetten untergebracht wären. Dies wird den pädagogischen Austausch und Informationsfluss an der Schule behindern, fürchtet sie.

Die Diskussion im Gemeinderat und mit den Bürgern soll aber ausdrücklich mit offenem Ergebnis geführt werden, wie der Bürgermeister betont. Er ist ist nach seinen Worten mit der bestehenden Realschule zufrieden, doch seine Frage lautet: ‚Gibt es vielleicht andere Lebenswirklichkeiten am Ort, die die Ganztagesschule erfordern? Wir wollen ein Angebot für die Eltern hier vor Ort haben, das auch Nachfrage erfährt.‘

Stimmen aus den Gemeinderatsfraktionen in Kernen zur Entwicklung der Schulen

Hans Dietzel (UFW): Leider ist die Werkrealschule nicht mehr zu halten. Die Frage entsteht jetzt, ob wir eine Gemeinschaftsschule wollen oder nicht. Diese Entscheidung muss getragen werden durch ein Konzept. Hier sollten wir nichts überstürzen. Die Gemeinschaftsschule hat jetzt den Vorteil, dass sie für ihren Gruppenunterricht besser ausgestattet ist. Es ist aber fraglich, ob dies auch Bestand hat, wenn es in ungefähr drei Jahren im Land zu einem Regierungswechsel kommen sollte. Wir sollten jetzt noch nicht sagen, dass wir für oder gegen die Gemeinschaftsschule eingestellt sind. Man muss nicht über Nacht reagieren, aber in 2 oder 3 Jahren. Eine solches Konzept will gelebt sein, man denke nur daran, dass es in der Gemeinschaftsschule keine Noten gibt. Für uns ist es das wichtigste, den Schülern den besten Start ins Leben zu verschaffen.

Andreas Stiene (OGL): Wenn die anderen Fraktionen bereit gewesen wären, den jetzigen Diskussionsprozess mit unserem Haushaltsantrag auf eine Klausurtagung einzuleiten, hätten wir es besser gefunden. Die Alternative zur Klausur ist der runde Tisch, wo alle, die in der schulischen Erziehung und Ausbildung ihre Anregungen einbringen können. Wichtig ist, dass die Diskussion um die Schulentwicklung jetzt in die Öffentlichkeit getragen wird und ergebnisoffen diskutiert werden kann. Wir brauchen als Entscheider einen Katalog der Alternativen, ihrer Vor- und Nachteile. Aus heutiger Sicht sind die OGL-Räte eindeutig für die Gemeinschaftsschule eingestellt, einfach aus der Befürchtung heraus, dass die jetzigen Schwierigkeiten mit dem Schülerschwund irgendwann auch auf die Rumold-Realschule übergreifen, wenn sie sich nicht bewegt. Es gibt jetzt auch Vorhersagen, dass die Rumold-Realschule – bedingt auch durch den allgemeinen Rückgang der Geburten – im Jahr 2020 nur noch 25 Anmeldungen haben wird. Sie würde dann keine zwei Klassen mehr bilden können. Die Frage ist doch auch, was soll mit den Schülern gesehen, die bisher wegen nicht ausreichenden Leistungsniveaus aus der Realschule in die Werkrealschule zurückgestuft wurden. Das geht jetzt nicht mehr.

Hans Peter Kirgis (SPD): Die Eltern stimmen mit der Schulanmeldung ab. Sie geben uns die Richtung vor. Um Schüler auch künftig am Ort halten zu können, brauchen wir eine Gemeinschaftsschule. Sie können sonst künftig auch nach Fellbach und Waiblingen gehen. Die Entwicklung läuft in eine ganz klare Richtung. Wir sollten jetzt die Zeit nützen, die uns bleibt.

Andreas Wersch (CDU): Die CDU bekennt sich klar zum Schulstandort Kernen und zum Erhalt der Rumold-Realschule, die eine hervorragende und differenzierte Arbeit leistet. Der Niedergang der ebenfalls bestens funktionierenden Karl-Mauch-Schule als Werkrealschule ist hausgemacht und politisch gewollt. Wir bedauern dies, müssen uns aber als Gemeinderat den Realitäten bis 2016 stellen. Wir bezweifeln auch, dass die aktuelle Richtung, die das Land vorgibt, dem Wohl unserer Kinder gerecht wird. Hier wird unseres Erachtens viel Augenwischerei betrieben, falsch argumentiert und werden bei den Eltern falsche Hoffnungen geweckt. Für uns sind die Gemeinschaftsschulen in der derzeitigen Form Mogelpackungen – aber politisch geschaffene Tatsachen, denen wir uns möglicherweise auch in Kernen stellen müssen. Ausschlaggebend für das Kindeswohl ist ausschließlich die pädagogisch fundierte Arbeit und das Engagement der Lehrer. Wir bedauern, dass all dies nun grundsätzlich in Frage gestellt wird. Der Wegfall von Noten und ‚Sitzenbleiben‘ auf einer Gemeinschaftsschule mag für manche interessant klingen – was aber sind auf Dauer die Konsequenzen?

Quelle: FZ vom 09.05.2014, Hans-Dieter Wolz

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