Mai 24 2014
Ein Wohngebiet am Schlossberg?
vom 23.05.2014
Bei ‚Politik direkt‘ wird auch über eine Öffnung des Diakonie-Geländes nachgedacht
Kernen könnte aufgrund seiner historischen Verbindung zur Diakonie Stetten eine Vorzeigegemeinde in Sachen Inklusion werden, darin waren sich alle einig bei der Veranstaltung ‚Politik direkt‘ am Mittwoch im Wildermuthsaal. Es wurde aber auch deutlich, dass bis dahin noch viel zu tun ist. Ingrid Möhrle, die Kreis- und Gemeinderätin der SPD, ihr Kollege Andreas Wersch von der CDU, FDP-Kreisrat und Landtagsabgeordneter Jochen Haußmann, der OGL-Rat Andreas Stiene und der Kreistagskandidat der Grünen Michael Burger sowie Hans-Peter Ruff vom Parteifreien Bündnis waren in die Diakonie gekommen, um sich vor Ort ein Bild zu machen.
Ein erster Schritt in die richtige Richtung sei das Kinderhaus in Stetten, in dem auch eine Gruppe der Diakonie untergebracht ist, erklärten die Kernener Gemeinderäte. Sie lobten auch die Gespräche von Gemeinde und Behinderteneinrichtung über die bauliche Neuordnung der Hangweide sowie des Gebiets rund ums Schloss. „Inklusion ist keine Einbahnstraße, auch die Diakonie muss sich öffnen“, sagte Andreas Stiene. Der OGL-Rat könnte sich vorstellen, dass bei fortschreitender Dezentralisierung und wachsendem Leerstand auf dem Diakonie-Gelände in Stetten das Gebiet am Schlossberg als normales Wohngebiet umgenutzt wird.
Doch so lange überhöhte Bordsteine Rollstuhlfahrern jeden Ausflug nach draußen erschweren, liegt noch vieles im Argen, merkte Manfred Rommel als Vertreter der Diakonie-Bewohner an und erhielt hörbare Unterstützung aus den Reihen des in großer Zahl erschienenen Publikums. Der Werkstatt-Mitarbeiter bemängelte außerdem, dass überall gespart werde. „Ohne Geld geht’s nicht.“
Gerhard Pfeiffer, der Vorsitzende des Gesamtangehörigenbeirats, ist ebenfalls skeptisch, ob die Inklusion gelingt, wenn nicht kräftig investiert wird. Es müsse Geld in die Hand genommen werden, um ausreichende Betreuung zu gewährleisten, die zumindest auch Menschen mit Schwerstbehinderung eine Teilhabe ermögliche. Der aktuelle Personalschlüssel in den Wohngruppen lasse das aber nicht zu. „Wenn einer baden gehen, der andere einkaufen und ein Dritter daheim bleiben will, stößt die Inklusion an Grenzen.“
Pfarrer Rainer Hinzen, der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Stetten, hatte zum Einstieg in die Debatte auf die fehlenden Mittel und den erzwungenen Sparkurs hingewiesen. Auf eine bessere finanzielle Ausstattung kann die Diakonie dennoch kaum hoffen. „Wir können den Kuchen nur einmal verteilen“, sagte Kreisrat Andreas Wersch.
Quelle: FZ vom 23.05.2014, Eva Herschmann