Apr 06 2014

Was tun mit den 200000 Euro von Aldi?

Veröffentlicht von um 13:21 unter Pressespiegel

vom 05.04.2014

Beim Grundstückspreis in den Römer Spitzäckern hatte die Discounter-Kette den stattlichen Betrag draufgelegt – als Beitrag für das Kernener Ortsmarketing

Der neue Aldi als erhoffter Frequenzbringer für den Rommelshausener Einzelhandel kommt. Wie diese Synergien wirksam werden sollen, steht auf einem anderen Blatt. Die Discounter-Kette will einen finanziellen Betrag leisten: Sie legte auf den Bauplatzpreis 200 000 Euro drauf. Ein Beitrag, der dem Ortsmarketing zugutekommen soll. Die Frage ist, in welcher Form.

Im Haushaltsplan 2014 ist unter Ausgaben für Ortsmarketingmaßnahmen ein Betrag ausgewiesen, den es in Kernen in dieser Höhe noch nie gab: 200 000 Euro. Traditionell sind dort die 11500 Euro Gemeindezuschuss fürs Einzelhandelsmarketing von Freundliches Kernen eingestellt. Der Gemeinderat hatte laut Kämmerei im Oktober 2013 beschlossen, dass die 200 000 Euro in den Jahren 2014 und 2015 Vereinen für wirtschaftsfördernde Maßnahmen zukommen sollen. Für wen und wofür genau das Geld verwendet wird, ist offen.

Die CDU-Fraktion fragt: Was geschieht mit dem Geld?

Das erkleckliche Sümmchen kommt von Aldi: Bei den Grundstücksverhandlungen für den Standort Spitzäcker Nord hatten sich Rathaus und Investor auf 200000 Euro als Dreingabe für Marketingaktionen verständigt. Der Betrag war Bestandteil des vereinbarten Grundstückspreises. Aldi blätterte für seine Baufläche insgesamt also mehr hin als von der Kommune gefordert. Es widerspricht der Marketingphilosophie der Discounterkette, sich im örtlichen Gewerbeverein und bei Freundliches Kernen als Mitglied einzubringen. „Weil es versprochen war, hat Aldi aber zugesagt, das Ortsmarketing mit einem Geldbetrag zu unterstützen“, so Bürgermeister Stefan Altenberger gestern. Vereinbart ist ferner, dass die örtlichen Geschäfte am neuen Parkplatz auf einer Tafel werben dürfen. Auch „Events“ pro Jahr können auf der weitläufigen Parkfläche stattfinden.

Die Kernener CDU-Fraktion knüpfte an die ungewöhnliche Haushaltsposition im Zuge der Etatberatung einige Fragen. Wie wolle die Verwaltung mit dem Geld nun weiter verfahren? „Wäre eine Verteilung dieser durchaus großzügigen und vom Discounterbetreiber Aldi Süd auf Initiative des Gemeinderats bereitgestellten Mittel auch über den von der Verwaltung vorgeschlagenen Rahmen von 2015 hinaus sinnvoll?“ Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern von Verwaltung, Gemeinderat, Einzelhandel und Kernener Ortsmarketing möge sich über eine sinnvolle Verwendung der Mittel Gedanken machen. Die CDU will so sicherstellen, dass der Arbeitskreis ergebnisoffen berät und dem Gemeinderat das letzte Wort bleibt, für welches Konzept die 200000 Euro ausgegeben werden. Das Problem bei einer denkbaren befristeten Stelle für einen Marketingbeauftragten, so Fraktionschef Andreas Wersch: „Es werden sich für zwei Jahre keine guten Leute bewerben.“ Und die Frage sei: Was kommt danach?

Zu einem Konzept will sich Bürgermeister Stefan Altenberger aktuell nicht äußern. „Ich kann noch nichts sagen. Ich will erst mal das Gespräch mit dem Einzelhandel suchen.“ Zur Idee, eine 30- bis 40-Prozent-Kraft bei Freundliches Kernen zu installieren, die kontinuierlich Aktionen plant, sie vernetzt und organisiert, hält sich Altenberger bedeckt: Er wisse ja nicht, was diese Teilzeitkraft leisten solle. Auch hier erwarte er noch detaillierte Auskünfte.

Hinter den Überlegungen bei Gewerbeverein und Freundliches Kernen steht das Modell Nagold: Citymanager. „Die 200 000 Euro sind nicht für laufende Sachen gedacht, sondern für ein Konzept mit einem Kümmerer, einem Beauftragten, der das über drei Jahre betreut. Dann können wir sehen, was rauskommt“, sagte UFW-Fraktionschef Hans Dietzel gestern. Nicht wie jetzt, wo eine sympathische Osteraktion Kundschaft und Bürger für wenige Wochen anspricht und in die Läden zieht, ohne dass es danach mit etwas Neuem weitergeht.

Hans Dietzel kann sich vorstellen, dass der oder die künftige Beauftragte fürs Kulturprogramm im neuen Bürgerhaus dann auch das Ortsmarketing übernimmt.

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 05.04.2014 / Text: Hans-Joachim Schechinger

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