Apr 12 2014

Teure Fassade nicht schön genug?

Veröffentlicht von um 19:59 unter Pressespiegel

vom 12.04.2014

Trotz aller Begeisterung über das entstehende Bürgerhaus regt sich im Gemeinderat auch Unmut

In den Kirchgärten im Ortskern entsteht eine attraktive Versammlungsstätte. Von Vorfreude erfüllt feierten gestern die Bürger mit dem Gemeindeoberhaupt Stefan Altenberger und den gewählten Vertretern das Richtfest. Am Abend zuvor allerdings erlebten und thematisierten die Gemeinderäte die Kehrseite eines solchen Bauvorhabens: Erneut machen die unerwartet hohen Baukosten Kopfzerbrechen, und auch Kritik an Ausmaßen und Aussehen der Halle wird laut.

Es war schon auffällig gewesen, dass sich in einer der früheren Sitzungen die Ex-Gemeinderätin der UFW, Erika Vogel, zur Fragestunde meldete und unter anderem bekundete: Ihr blute das Herz, wenn sie sieht, wie die Grünzone neben dem Rathaus zubetoniert worden ist.

In die gleiche Kerbe haute jetzt der CDU-Gemeinderat Jochen Alber – mit einem anderen Ausgangspunkt allerdings. Alber missfällt die geplante Klinkerfassade, die seiner Ansicht nach dafür sorgt, dass das ohnehin die Grünfläche ausfüllende Gebäude aus Richtung Osten optisch sehr massiv ausfallen wird. Er hätte eine Natursteinfassade vorgezogen, die der Gemeinderat aber abgelehnt hatte, weil sie teurer geworden wäre. Schon für den Klinker, Fenstergewände und Betonfertigteile an der Fassade meldete der Beigeordnete Horst Schaal ein Ausschreibungsergebnis, das um 280 000 Euro, also 68 Prozent, über der Kostenschätzung lag. Das Gewerk wird jetzt 693 000 Euro kosten.

Für Alber steht das Ortsbild auf dem Spiel: ‚Das ist nicht mehr das alte. Die Sicht aufs Rathaus und die Kirche ist schlecht.‘ Die Stimmigkeit des Ensembles vom Rathaus, einem verputzten Bau mit Natursteinsockel, und dem Bürgerhaus müsse wieder hergestellt werden. Davon wollte Bürgermeister Altenberger nichts wissen: ‚Das hätten wir vor zwei Jahren diskutieren müssen.‘ Im übrigen ist seine Meinung: ‚Die Höhenentwicklung ist okay.‘

Die Auftragsvergabe weckte beim CDU-Fraktionschef Andreas Wersch die Frage, ob zum jetzt dramatisch höheren Preis nicht auch die hochwertigere Natursteinfassade erhältlich gewesen wäre. Horst Schaal glaubt nicht daran: ‚Vielleicht hätten wir Glück gehabt und die Muschelkalkfassade wäre nicht teurer. Aber wenn sie das Ausschreibungsergebnis anschauen, stellen sie fest, dass nicht nur der Klinker, sondern alle benötigten Teile durchgängig um 50 bis 60 Prozent höher liegen als erwartet.‘ Er will in Zusammenarbeit mit der beauftragten Firma Möglichkeiten prüfen, um einzusparen: ‚Die Frage ist etwa, brauchen wir so viele Verankerungspunkte?‘

Die Kritik am Bürgerhaus sehen die meisten Räte und auch die Verwaltung entspannt: ‚Im Moment ist das nicht der schönste Anblick – das ist doch klar‘, sagte Dieter Binder (UFW). Bauamtsleiter Schaal, ein Architekt mit Erfahrung in Städtebau und kommunalen Vorhaben, sagt: ‚Ich kenne kein Projekt, das nicht der eine oder andere in der Bauphase kritisiert.‘ Er lobt die Planung: ‚Das Bürgerhaus ist ein kompaktes Gebäude für dieses Raumprogramm. Wir haben viel Nutz- und wenig Verkehrsfläche. Ich bin optimistisch, dass alle zufrieden sind, wenn es fertig ist.‘

Bei der Auftragsvergabe an den günstigsten Bieter für die Fassade zeigten sich die Bedenken allerdings in einer Gegenstimme durch Jochen Alber und sechs Enthaltungen, vor allem aus der OGL. Teurer als in der Kostenschätzung vorgesehen ist, wird auch die Medientechnik, deren Preis jetzt bei 321 000 Euro liegt. Hier fiel das Ausschreibungsergebnis um 40 000 Euro höher als erwartet aus. Auch in diesem Gewerk sieht Schaal die gute Baukonjunktur als Hauptgrund für die Preissteigerungen.

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 12.04.2014, Text: Hans-Dieter Wolz

 

 

 

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