Apr 12 2014

Party mit Wermutstropfen

Veröffentlicht von um 20:03 unter Pressespiegel

vom 12.04.2014

Richtfest am Kernener Bürgerhaus / Klinkerfassade um 68 Prozent teurer als geplant

Richtfest mit Jazz und Führungen durchs Kernener Bürgerhaus: Zu feiern gab es gestern den Abschluss der Rohbauarbeiten und das Schließen der Glasdecke überm Foyer. Schultes Altenberger lobte Handwerker und Planer. Die Kostensteigerung bei der Klinkerfassade hatte am Vorabend im Gemeinderat aber für Diskussionen gesorgt.

Die Mammut-Baustelle in den Römer Kirchgärten liegt um sechs bis acht Wochen hinterm Bauzeitenplan. Dies, obwohl der warme Winter dabei half, den Rückstand ein Stück weit aufzuholen. Beigeordneter Horst Schaal erwartet, „dass wir bis Jahresende mit dem Innenausbau fertig sind. Dann kommt die Möblierung, so dass wir uns im ersten Quartal 2015 in aller Ruhe in den Betrieb hineintasten können.“ Gestern wurde noch vor dem Richtfest der Rohbau abgenommen, auch die Dachabdichtung schreitet voran. Der Innenausbau ist im Werden. Den offiziellen Einweihungstermin für das Bürgerhaus setzt das Hauptamt auf Juni 2015.

Beim gestrigen Richtfest lobte Bürgermeister Stefan Altenberger Handwerker, Planer und die Verantwortlichen im Bauamt Horst Schaal und Thomas Bauer für ihren Beitrag zur Erstellung dieses „wahren Schmuckstücks.“ Das lange ersehnte Bürgerhaus werde ein offenes Haus – im baulichen wie im übertragenen Sinne, ein Ort der Kommunikation und der Begegnung für alle. „Schon heute freue ich mich auf die Einweihung im Juni nächsten Jahres“, so Altenberger. Es solle ein „spektakuläres Einweihungsjahr“ mit unterschiedlichsten Veranstaltungen unter Beteilung der ortsansässigen Vereine werden.

Am Donnerstagabend hatte der Gemeinderat die Vergabe der Fassadenarbeiten an die Heilbronner Firma Duda für 693 317 Euro beschlossen. Ein Betrag, der um 280000 Euro, sprich 68 Prozent, über dem Kostenansatz des Architekten Michael Auerbacher liegt. Die nur drei verwertbaren Angebote bei 18 Firmen, die Ausschreibungsunterlagen für die Klinkerwände angefordert hatten, bewegten sich alle innerhalb einer Preisdifferenz von lediglich sechs Prozent, aber auf hohem Kostenniveau. Laut Bauamt lässt sich aus den Leistungsverzeichnissen ablesen, „dass ausnahmslos alle Bauteile zu deutlich über der Kostenkalkulation liegenden Preisen angeboten werden – die Fachfirmen sind derzeit voll ausgelastet.“ Horst Schaal kündigte an, man werde mit dem Bieter zusammensitzen und sondieren, wo es Einsparpotenzial gibt.

Andreas Wersch: Wäre Naturstein jetzt so teuer wie Klinker?

Für den Gemeinderat sind die Mehrkosten der Klinkerfassade eine bittere Pille. Umso mehr als aus Sicht jener Ratsherren, die wie Andreas Wersch (CDU) zusammen mit Bürgermeister Altenberger für eine teurere Muschelkalkfassade plädiert hatten, die Kosten für den grauen Klinker-Handformziegel inzwischen die der Natursteinvariante erreicht haben könnten. Die Natursteinfassade kam in der Kalkulation um 100 000 Euro teurer. Wersch wollte, dass Beigeordneter Horst Schaal die aktualisierten Preise noch einmal gegeneinanderstellt, was laut Bauamtschef Schaal schwer möglich sei: „Wenn man aber das Angebot sieht, auch die Sonderbauteile und die Betonteile um die Fenster, sind auch diese linear nach oben gewandert. Auch der Muschelkalk wäre teurer geworden. Vielleicht hätten wir Glück gehabt und beide Varianten wären gleich teuer geworden.“ Raue Klinker kontrastieren aus Schaals Sicht aber besser mit den glatten Fensterflächen als Naturstein.

Sicher ist: Es wird für die Klinkerfassade eine Musterwand errichtet, um die Spielräume zu erkunden, die das Angebot bietet. Sollte die Klinkerfassade später von Graffiti-Sprühern verunstaltet werden, ließen sich die Farbkleckse mit Dampfstrahler und Chemiezusatz problemlos entfernen. So oder so: CDU-Fraktionsvize Jochen Alber missfallen die Klinkerwände grundsätzlich, weil sie seiner Auffassung nach dort, wo kein Glas die Fassade durchbricht, zu massiv wirken. Das gelte vor allem für die Ostseite. „Eine Natursteinfassade hätte man noch einmal untersuchen müssen“, kritisierte der Rechtsanwalt. Er bitte, darauf zu achten, dass „die Stimmigkeit zum Rathaus wieder hergestellt wird.“ Die Bürger monierten bereits, der massive Baukörper störe das Ortsbild in der Dorfmitte.

Vorrang für den Kulturraum gegenüber der Grünfläche

Eine Mahnung, die für Schultes Altenberger um zwei, drei Jahre zu spät kommt. „Wir sollten das Gebäude erst beurteilen, wenn es fertig ist.“ Horst Schaal gab Rückendeckung: „Es ist noch im Bau, es ist noch kein Klinker dran. Dass es noch keinen besten Eindruck macht, ist klar. Ich warte ab, bis es fertig ist, dann schimpfe ich.“ Er habe noch kein Hochbauprojekt in der Rohbauphase erlebt, das nicht kritisiert worden sei. Dabei falle das Bürgerhaus mit zwei Geschossen deutlich niedriger aus als das Rathaus. Die große Kubatur mit dem kompakten, auf Nutzflächen ausgerichteten Raumprogramm, sei gewollt. Sie passe an die Stelle, weil dem Kulturraum gegenüber dem Grün der Kirchgärten bewusst der Vorrang gegeben wurde.

Quelle: Hans-Joachim Schechinger, WKZ vom 12.04.2014

 

 

 

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