Apr 24 2014

Kernen, die Großbaustelle

Veröffentlicht von um 15:36 unter Pressespiegel

vom 23.04.2014

Gemeinderatswahl am 25. Mai – das neue Gremium wird die Bebauung der Tulpenstraße und der Hangweide begleiten

Kernen boomt. Das Neubaugebiet Kleines Feldle III ist bis auf fünf Reihenhaus-Bauplätze ausverkauft, die Tulpenstraße wird in den nächsten fünf Jahren die neue Großbaustelle. Die Sanierung der Alten Rommelshausener Kelter steht vor dem Abschluss, beim Bürgerhaus war gerade erst Richtfest. Wo liegen die Grenzen des Wachstums für den künftigen Gemeinderat?

Auch wenn die Namen der künftigen 22 Gemeinderäte erst am Wahlabend feststehen, sicher ist eines: Kernen wird auch nach dem 25. Mai nicht am Hungertuch nagen. Dies, obwohl das Haushaltsjahr 2014 wegen Rückzahlungen von Gewerbesteuer in den Umlagetopf voraussichtlich mit einem Minus von 1,8 Millionen enden wird. Trotzdem rechnet die Kämmerei für Ende 2014 mit einem Rücklagenstand von 7,3 Millionen Euro. Das Rathaus will dabei allein dieses Jahr in den Hochbau 5,579 Millionen Euro stecken, das immer teurer werdende Bürgerhaus mit eingerechnet. Der Kernener Infrastruktur-Fahrplan mit den neuen attraktiven Versammlungsstätten Bürgerhaus, Glockenkelter und Alte Kelter Rommelshausen, mit saniertem Hallenbad, Jugendhaus, Neubau von Umkleiden und Duschräumen im Saint-Rambert-Stadion und dem Sportvereinszentrum der SpVgg lässt kaum noch Wünsche offen. Gleichwohl stehen weitere Millioneninvestitionen in den nächsten Jahren an, die den neuen Gemeinderat planerisch fordern werden. Ein prominentes Beispiel: die Erschließung des Neubaugebiets Tulpenstraße. Auch der Bau des umstrittenen Hochwasserrückhaltebeckens am Stettener Krebenweg und die Zusammenlegung der Kläranlagen der zwei Ortsteile sind mittelfristig Projekte, in die Millionen Euro fließen werden. Bürgermeister Altenberger hat schon hochgerechnet, dass der finanzielle Kraftakt der nächsten Jahre dazu führen wird, dass das komfortable Rücklagepolster in Kernen bis Ende 2017 aufgebraucht sein wird.

Wie viele Einwohner verträgt die Gemeinde?

Der neue Gemeinderat wird sich der Frage stellen müssen, wie stark die Gemeinde nach diesem teuren qualitativen Ausbau ihrer Infrastruktur noch wachsen soll. 2006 wurde im Leitbild festgeschrieben, der Flächenverbrauch möge begrenzt werden, die Ortskerne sollen weiter saniert und maßvoll verdichtet, die Freiflächen im Kernener Außenbereich geschont werden.

Nach dem für Kernen auch finanziell nachteiligen Verlust durch das Zensus-Ergebnis 2011 lag die fortgeschriebene Einwohnerzahl im Sommer 2013 bei 14927. Im Gemeinderat herrscht derzeit die Tendenz vor, das alte Niveau zu stabilisieren, mit Neuzuzug ins Kleine Felde III und die Tulpenstraße wenigstens die Zahl vor der Volkszählung zurückzugewinnen.

Stärkere Zuwächse stehen nicht auf der Agenda. Gleichzeitig rechnet Kernen aber mittelfristig mit einer weiter regen Nachfrage nach Wohnbauland. Die Umgestaltung der Hangweide könnte diesen Bedarf mit einem neuen Wohnquartier decken ohne Verlust weiterer Grünflächen. Möglichst bis Mitte des Jahres 2015 ist ein städtebaulicher Rahmenplan als Grundlage der dann anstehenden Vereinbarungen mit der Diakonie und des Bebauungsplanverfahrens zu erarbeiten. In diesem Zusammenhang steht die Planung einer Verlängerung der Friedrichstraße zur K 1857. Zeitpunkt der Realisierung: frühestens 2016.

Weitere Flächenversiegelung – ja oder nein?

Mit der Schutzgemeinschaft Schmidener Feld tritt jetzt eine Bürgerinitiative auf den Plan, die dem Kernener Leitbild bei der Fortschreibung des Rommelshausener Gewerbegebiets Geltung verschaffen will. Die CDU spricht von einem schmerzlichen „Zielkonflikt“ und will beides unter einen Hut bringen: kommunale Finanzkraft und dörfliche Lebensqualität in einem möglichst ökologisch intakten Umfeld. Andreas Wersch sagte in seiner Haushaltsrede, seiner Fraktion sei es durchaus bewusst, dass sich in den Langen Furchäckern wertvolle Ackerböden befinden. Auf der anderen Seite lebe Kernen in erheblichem Maße von Einnahmen aus der Gewerbesteuer, Geld, das der Kommune Investitionen erlaube und erlaubt habe, um die sie andere Kommunen beneideten. Ergo: Um der Zukunftsfähigkeit willen sei es wichtig, weitere Betriebe im Flecken anzusiedeln.

Die von der Kernener CDU befürwortete Anbindung des Gewerbegebiets Lange Furchäcker für Lkw-Verkehr an die Fellbacher Straße soll Letztere und die Waiblinger Straße entlasten. SPD, OGL und PFB sehen nicht nur eine Erweiterung über das beschlossene Areal „Lange Äcker III“ hinaus kritisch, auch besagten Lkw-Zubringer für die Furchäcker lehnen sie ab. Während für die UFW feststeht, dass die Gewerbeentwicklung fortgeschrieben werden müsse, um sich der Konkurrenz umliegender Gemeinden zu stellen, diskutiert sie noch über das Wo. Auch über den Zubringer sei nichts entschieden, so Fraktionschef Hans Dietzel gestern, weil Straßen bekanntlich Bebauung nach sich ziehen.

Flächenversiegelung – ja oder nein? Bei der Argumentation zum Präzedenzfall Schmidener Feld kommen alte Muster hoch: hier Stetten, dort Rommelshausen. Die Schutzgemeinschaft, die über die Belastung von Rommelshausen durch noch mehr Gewerbe am Ortsrand klagt, fordert, um einer gerechteren Lastenverteilung willen auch dem Weinort Stetten seinen im Flächennutzungsplan definierten Anteil an Gewerbebauland aufzubürden.

Quelle: WKZ vom 23.04.2014 – Hans-Joachim Schechinger

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