Jan 10 2014
Rutschpartie auf den neuen Fliesen
vom 10.01.2014
Gemeinde sichert sich mit Messungen im Römer Bad rechtlich ab und sucht eine Lösung.
Mit Rutschpartien im Hallenbad beschäftigte sich der Technische Ausschuss am Mittwoch. Die Anfrage kam aus den Reihen der CDU. Deren Vertretern im Kernener Gemeinderat war nämlich zu Ohren gekommen, dass sich Badegäste über den glatten Fliesenboden im frisch sanierten Römer Bad beschwert hatten. Der Kernener Bauamtsleiter Horst Schaal hat darauf zugegeben, die Rutschhemmung der Fliesen sei nach dem Verlegen schlechter geworden. Wieso und warum das so sei, könne er derzeit nicht sagen.
Wasser hat nicht nur keine Balken, sondern es zählt zu den gleitfördernden Stoffen, die aus manchem Untergrund eine unsichere Angelegenheit machen. Wer auf nassen und glatten Böden geht, kann mit einem Aquaplaning-Effekt konfrontiert werden. Deshalb gibt es exakte rechtliche Vorschriften für ’nassbelastete Barfußbereiche wie Schwimmbad und Sauna‘. Federführend dafür ist die Gemeindeunfallversicherung (GUV). Um die geforderte Rutschsicherheit eines Bodens aus Naturstein im Innenbereich zu erreichen, muss die Oberfläche aufgeraut sein. Bei Keramiken für Bäder wird deshalb eine spezielle Glasur verwendet.
Die Anforderungen konkurrieren aber: ‚Fliesen sollten wegen der Sicherheit rauer sein. Für die Reinigung ist es jedoch von Vorteil, wenn sie möglichst glatt sind‘, sagt Thomas Bauer vom Kernener Bauamt. Er hat sich intensiv mit der schlüpfrigen Problematik beschäftigt. Die verwendeten Fliesen seien ‚definitiv nicht die falschen‘. Sicherlich aber seien die Fliesen im alten Hallenbad generell etwas poröser und damit rutschhemmender gewesen; die Badegäste müssten sich an das neue Bodengefühl gewöhnen. Ausgeschlossen sei, dass es einen Fehler bei der Planung oder der Ausführung gegeben habe, sagt Thomas Bauer.
Gemeinsam mit dem Fliesenhersteller hat aber mittlerweile auch eine Kontrolle vor Ort stattgefunden – mit einem speziellen geeichten Messgerät, das die Gleitreibung an der Fliesenoberfläche misst, sagt Thomas Bauer. ‚Wir sind mit einem so genannten Messschlitten darüber gefahren. Demnach ist alles in Ordnung, der Betrieb kann also uneingeschränkt weitergehen.‘
Die rutschhemmenden Werte stimmen zwar, aber glatt ist es in den Gängen des Hallenbads dennoch. Es könnte unter Umständen auch ein Problem der Reinigung sein, sagt Thomas Bauer. Vielleicht würden zu viele oder die falschen Reinigungsmittel verwendet. ‚Wir sind gerade dabei, das zu erkunden.‘ Bis das Ergebnis vorliegt, wird Schwimmmeister Dieter Fust Warnschilder aufstellen. Einen Handlungsbedarf sieht der Bauamts-Mitarbeiter darüber hinaus derzeit nicht. Laut GUV sei mit den Bodenfliesen im Römer Bad alles in Ordnung, die Gemeinde wäre damit rechtlich auf der sicheren Seite, wenn irgend etwas passiert. Dennoch fühlten sich die Hausherren verpflichtet, der Ursache weiter auf den Grund zu gehen. Zumal davon auszugehen ist, dass die Fliesen mit zunehmender Benutzung und Alterung eher noch glatter würden, sagt Thomas Bauer.
Quelle: Fellbacher Zeitung vom 10.01.2014, Eva Herschmann