Nov 16 2013

Kalte Dusche für Stetten nach Jubel in ‚Rom‘

Veröffentlicht von um 00:18 unter Pressespiegel

vom 15.11.2013

Bürgermeister Stefan Altenberger erklärt das Kapazitätsproblem in den Sporthallen für gelöst. Der Gemeinderat segnet den Zuschuss für das Sportvereinszentrum der SpVgg südlich des Hallenbads ab.

Der Gemeinderat Kernen hat das Zuschuss- und Hilfspaket für den Bau des Sportvereinszentrums in Rommelshausen mit einem Gesamtwert von ungefähr 1,2 Millionen Euro, darunter ein Barzuschuss über 660 000 Euro, wie zuvor schon vereinbart, in der jüngsten Gemeinderatssitzung beschlossen. Jubeln oder doch zumindest erleichtert aufatmen kann aber nur die SpVgg Rommelshausen, die mit ihrer Planung der ungefähr 3,3 Millionen Euro teuren Investition nun die Ziellinie überschritten hat.

Für die Stettener Sportler dagegen gab es in der Sitzung eine kalte Dusche. Denn für den auch im kleineren Ortsteil beklagten Mangel an Räumen für den Sport sehen sowohl Altenberger als auch Bernhard Bühler, als Hauptamtsleiter für die Sportförderung zuständig, keine Abhilfe in Sicht oder bestreiten sogar den Bedarf. Gefordert werden zusätzliche Trainingsmöglichkeiten für Ballsportarten in einer Halle. Altenberger dazu: ‚In der Sportentwicklungsplanung taucht eine Halle nicht mehr auf. Das Hallenproblem ist gelöst.‘ Er ergänzte nach Widerspruch aus dem Gemeinderat: ‚Wenn man die Sportentwicklungsplanung macht, muss man auch akzeptieren, dass keine Halle mehr drin ist.‘

Anderer Meinung sind allerdings manche Räte. Nach wie vor fehlen in den Ortsteilen nach deren Ansicht in großem Umfang Trainingszeiten in einer Halle mit Spielfeldgröße. Die beiden Kursräume im Gartengeschoss des Sportvereinszentrums in ‚Rom‘ eignen sich nicht, sie dienen für Gymnastik, Reha- und Gesundheitssport.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas Wersch sagt: ‚Das Hallenproblem des TV Stetten ist nicht gelöst. Das wird wieder aufs Tapet kommen.‘ Der OGL-Fraktionsvorsitzende Andreas Stiene wiederum ging in der Sitzung mit dem Zuschuss auch auf breiter Front ins Gericht: ‚Das Projekt bedient eine Nische und löst das Problem der Hallenengpässe im Breitensport nicht.‘ Er kritisierte auch die Höhe des Barzuschusses ebenso wie UFW-Gemeinderat Dieter Binder. Der OGL-Vormann schließt in seine Kritik die weiteren Leistungen, etwa den Bike-Park für 50 000 Euro an eine andere Stelle im entstehenden Sportpark zwischen der Stettener und Friedrichstraße zu verlegen, ein. In Rottenberg, wo ein als Vorbild dienendes Sportvereinszentrum mit großem Erfolg betrieben wird, hat der örtliche Sportverein nur 90 000 Euro als Zuschuss erhalten, sagt Stiene.

Stiene und Dieter Binder sind der Meinung, dass die Gemeinde darüber hinaus mit einer Rückkauf-Option für das Gebäude das finanzielle Risiko trägt: ‚Das kann keine kommunale Aufgabe sein‘, sagt Stiene. Die Übernahme-Garantie dient als Sicherheit für den Bankkredit, den die SpVgg für die Investition aufnehmen muss.

Binder sieht noch aus einem anderen Blickwinkel auf die Summe der Zusatzleistungen: Die Konditionen für die Sportvereinigung haben sich nach seiner Ansicht wesentlich verbessert, gegenüber dem Stand der Verhandlungen, als der TV Stetten ausgestiegen ist. Damals hatten die Stettener das Risiko gescheut, waren aber auch zum Ergebnis gekommen, dass das SVZ die Stettener Raumprobleme nicht löst.

Wenig Freude bereitet der Beschluss auch dem Rommelshauser Diplom-Sportwissenschaftler und Physiotherapeuten Heiko Fündling. Er wird für sein Gesundheitssportangebot nun aus Steuergeldern unterstützte Konkurrenz bekommen. Dies wurde im Gemeinderat auch als Eingriff in den Wettbewerb kritisiert. Der UFW-Fraktionsvorsitzende Hans Dietzel sagte dazu in der jüngsten Sitzung: ‚Ich hoffe, dass Konkurrenz das Geschäft belebt.‘

Für die SPD bedauert Gemeinderätin Ingrid Möhrle, dass das Sportvereinszentrum kein gemeinsames Vorhaben mit dem TV Stetten wurde. Sie ist jedoch optimistisch, dass auch Mitglieder anderer Vereine durch deren Organmitgliedschaft zu den gleichen Konditionen Sport im SVZ treiben können.

Sportvereinszentrum als Investition in die Zukunft

Sportvereinszentrum Das SVZ, das die SpVgg errichtet, umfasst einen großen gerätegestützten Fitnessbereich mit Foyer, Büros, Sanitär- und Umkleideräumen im Straßengeschoss. In der Gartenebene wird es zwei Kursräume geben, dazu Sauna- und Ruhebereich, Duschen, Umkleideräume.

Unterstützungsleistung Der Gemeinderat hat bei drei Gegenstimmen der OGL beschlossen, das Baugrundstück auf Erbpachtbasis zur Verfügung zu stellen, die baurechtlich erforderlichen Parkplätze zur Stettener Straße hin im Wert von 250 000 Euro auf Kosten der Gemeinde herzustellen sowie einen Zuschuss von 660 000 Euro zu geben. Gegen dessen Höhe kam noch die Gegenstimme von Dieter Binder (UFW) hinzu, der ansonsten mit der Mehrheit votierte. Die Gemeinde geht eine qualifizierte Rückkaufoption für das Gebäude zum Preis von maximal 1,8 Millionen Euro ein, wobei eine angemessene nutzungs- und dauerabhängige Abwertung zu vereinbaren ist. Die Gemeinde gewährt zur Vorfinanzierung der Zuschüsse aus dem Württembergischen Sportbund (WLSB) ein verzinstes Darlehen auf vier Jahre bis 300 000 Euro.

Begründung Gemeinderat und Verwaltung sehen sich in der Pflicht, die Sportvereine und die dort geleistete ehrenamtliche Arbeit dauerhaft zu erhalten und sehen im SVZ eine Antwort auf den Trend weg vom reinen Wettkampfsport zum zeitlich flexiblen Individualsport, um sich ohne Verpflichtungen gesund zu bewegen und fit zu bleiben. Ein Angebot in diesem Bereich gibt Sportvereinen die Chance, Mitglieder auch während des Erwerbslebens an sich zu binden. Hauptamtsleiter Bernhard Bühler betont, dass die Gemeinde mit ihrem Zuschuss nicht das Gerätetraining, sondern die beiden Sporträume großzügig unterstützt. ‚Hierfür gibt es Bedarf, zum Beispiel im Reha- und Herzsport, den man decken muss.‘ Diese sollen neue Angebote ermöglichen, aber auch den Umzug von Gruppen, die dann die für Ballspielarten nötigen Hallenkapazitäten frei machen können.

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 15.11.2013 Text: Hans-Dieter Wolz

Kommentar – Absage an die Halle ist ein Foul
von Hans-Dieter Wolz

Trotz Sportvereinszentrum wird der Sturmlauf gegen die Platznot weitergehen.

Dass der Gemeinderat Kernen der SpVgg Rommelshausen für deren Sportvereinszentrum den Ball zuspielte, war selbstverständlich. Der Versuch von Bürgermeister Stefan Altenberger aber, weitere Wünsche von Sportlern durch einen Schiedsrichterpfiff zu beenden, sozusagen als Tatsachenentscheidung, die keinem Einspruch mehr unterliegt, ist untauglich. Vor Foulspiel sollte sich die Gemeindeverwaltung hüten. Ob die Annahmen ihrer Sportentwicklungsplanung eintreffen und zwei neue Gymnastikräume den Bedarf einer ganzen Halle ersetzen können, bleibt vorerst umstritten.

Sicher ist eines: Nach dem Bau des Bürgerhauses sowie der Generalsanierung von Glockenkelter und Hallenbad dürfte in den nächsten Jahren für Großbauten außerhalb der Pflichtaufgaben kein Geld vorhanden sein. Das muss aber nicht so bleiben. Überlegungen für eine weitere Ballspiel-Halle sind deshalb weiterzuführen. Die Sportvereine und die Gemeinde sollten nicht vergessen, dass gerade die ehrenamtlich geführten Ballsportarten bei der Jugend die Renner sind.

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 15.11.2013 Text: Hans-Dieter Wolz

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