Aug 14 2013
Stefanie Zimmer und ihr Kernen-Sekt
vom 10.08.2013
Das Stettener Weingut Zimmer wird aus Trauben vom Gemeindewengert bei der Glockenkelter eine Sonderabfüllung kreieren
Das Weingut Zimmer ist als einziges in Stetten so ausgerüstet, dass es aus Wein, Hefe und Zucker Sekt erzeugen kann. Mit den Rebstöcken im Gemeindewengert hinter der Glockenkelter haben Stefanie Zimmer und ihr Vater Walter ein Vorzeigeprodukt vor: einen „Kernen-Sekt“, den das Rathaus feierlich kredenzen und verschenken kann.
Ein repräsentatives Etikett gibt es noch nicht, aber die Flaschen stehen bereit. Im Oktober wird entlang der Rebenreihe hinter der Glockenkelter die erste Traubenernte eingefahren. Die Stöcke stehen seit Ende Mai 2012. Und die rund 30 Reben der neuen, resistenten Sorten Cabernet-Blanc und Souvignier-Gris taugen mit ihrem fruchtigen Aroma vorzüglich für den ersten „Kernen-Sekt“. Walter Zimmer wird ihn nach dem Champagner-Verfahren, der traditionellen Flaschengärung erzeugen.
Zwar kann der Traubenertrag bei dieser ersten Lese noch nicht so üppig ausfallen wie bei alten Rebstöcken, aber es verspricht nach jetzigem Stand ein gehaltvoller Grundwein zu werden, aus dem die Kellerei anschließend ihren Sekt gewinnt. „Es sieht bis jetzt gut aus“, sagt Stefanie Zimmer, die württembergische Weinprinzessin von 2011/2012, „es war zum richtigen Zeitpunkt Wasser da, und die Sonne auch.“
Für 100 Flaschen wird der Traubenertrag wohl reichen
In einer halben Stunde dürfte die Reihe im Oktober gelesen sein, gegebenenfalls unter Einsatz von Bürgermeister, Beigeordnetem und Gemeinderäten. Schließlich gehört der Wengert, den Walter Zimmer mit seiner Tochter bewirtschaftet, der Kommune. Der Ertrag sollte für 100 Flaschen ausreichen, sagt der Weingärtner. Doch nicht er, der dem Rathaus je Flasche 6,57 Euro Herstellungskosten berechnet, wird ihn vermarkten. Vielmehr beabsichtigt die Gemeinde, ihren „Kernen-Sekt“ als Visitenkarte bei Empfängen und Besuchen zu verschenken – ob er für Franzosen und Ungarn reicht, ist allerdings die Frage. Sie wird ihn bei Geburtstagen, Jubiläen und Empfängen entweder ausschenken oder als Präsent überreichen. Zur Einweihung des Bürgerhauses Ende 2014 könnte die erste Ausgabe nach neun Monaten Flaschengärung jedenfalls gerade fertig sein. Auch für eine Klausursitzung sollte das Quantum passen, hofft CDU-Gemeinderat Walter Zimmer.
Es wäre, frohlockt das Rathaus, dann ein kommunaler Sekt als Aushängeschild. „Viele der Remstalgemeinden pflegen inzwischen einen eigenen Stadt- oder Gemeindewengert mit den dort wachsenden und von Profis ausgebauten Gewächsen“, steht in der Tischvorlage des Gemeinderates, der die jährlichen Herstellungskosten von 657 Euro ohne Wenn und Aber absegnete. Auch habe Kernen mit seinen Spitzenweinen ja einen guten Ruf. Aber ein „Kernen-Sekt“ wäre ein weiteres „Alleinstellungsmerkmal“ im Remstal, findet jedenfalls die Verwaltung. Dem Gemeinderat gefällt diese Art Ortsmarketing, auch wenn Waiblingen längst seinen eigenen Prosecco hat. Das Gremium genehmigte die einmalig 735 Euro für 1000 Etiketten gleich mit.
Neun Monate in der Flasche schreibt der Gesetzgeber vor
Wenn im Herbst die ersten Weißweintrauben an der Glockenkelter gelesen sind, braucht es ein gutes halbes Jahr, bis der Wein ausgebaut und filtriert sein wird. „Im März wird abgefüllt“, sagt Stefanie Zimmer, „dann braucht er neun Monate in der Flasche, bis er fertig ist. Das ist für die traditionelle Flaschengärung gesetzlich vorgeschrieben.“ In die Flaschen wird zusammen mit dem Grundwein Hefe und Zucker eingefüllt. Der Wein fängt noch einmal an zu gären und entwickelt so zwei bis drei Prozent mehr Alkohol.
A propos Gemeindewengert: Um den Kernen-Sekt als ein Gemeindeprodukt vermarkten zu können, müssen Bürgermeister wie auch Gemeinderäte im Wengert mitschaffen. Ein Tag reicht aber aus.
Quelle: Waiblinger Kreiszeitung – Hans-Joachim Schechinger Fotos: ZVW vom: 10.08.2013