Feb 09 2013

Streit um den Stettener Damm

Veröffentlicht von um 16:00 unter Pressespiegel

vom 09.02.2013

Furcht vor Hochwasser zwingt den Gemeinderat, in die Planung einzusteigen / 3,7 Millionen

Kein Gesetz schreibt vor, den Stettener Damm am Krebenweg auf ein 100-jährliches Hochwasser auszulegen. Aber die Furcht vor Überschwemmungen zwang den Gemeinderat jetzt zähneknirschend, die Planung zu beschließen – trotz der Sorge ums Landschaftsbild und das Kleinklima.

3,72 Millionen Euro soll der Ausbau des Rückhaltebeckens am Stettener Krebenweg kosten. Schon diese Ausgaben bereiten den Gemeinderäten Bauchweh, auch wenn ein 70-prozentiger Zuschuss winkt, der noch nicht sicher ist. Gravierender sind in den Augen von CDU-Gemeinderat Jochen Alber aber die Auswirkungen der um vier Meter höheren Dammkrone aufs Kleinklima im Haldenbachtal. Beigeordneter Schaal entgegnete, man habe das Thema Nebel und Feuchtigkeit „noch nicht 100-prozentig untersucht, aber klar ist, dass es keine starken Auswirkungen hat“. Andererseits: Die Beeinträchtigung des Landschaftsbilds, die CDU-Fraktionschef Andreas Wersch trotz grundsätzlicher Bejahung der „Sinnhaftigkeit“ des Hochwasserschutzwalls als Kritikpunkt anführte, sieht auch Schaal: „Das lineare Element und die Zehn-Meter-Scharte, die haben wir. Ja, das ist schon ein großes Bauwerk.“

Mit der „Zehn-Meter-Scharte“ ist das zehn Meter breite Auslassbauwerk am Haldenbach gemeint, über den aufgestautes Regenwasser in das Gewässer abgeleitet werden kann. Derzeit ist der Damm auf ein zehnjährliches Hochwasser ausgelegt. Das erhöhte Bauwerk soll vor einer hundertjährlichen Flutkatastrophe retten, sprich einem statistisch gesehen alle 100 Jahre auftretenden Hochwasserereignis. Der aktuelle Damm hat eine maximale Höhe von rund drei Metern. Die beschlossene Variante wird an derselben Stelle rund 7 Meter hoch sein und 120 000 Kubikmeter Wasser auffangen. Für BM Altenberger ist die Investition ein Muss: „Die Schadensverhältnisse haben sich geändert. Kommt ein Hochwasser, dann haben wir in Stetten ein massives Wasserproblem. Ich will dafür nicht den Kopf hinhalten.“ Jochen Alber sieht da Panikmache am Werk: „Sie erwecken den Eindruck, Stetten drohe abzusaufen. Das ist Blödsinn.“

Anfeindungen fürchtet aber auch Andreas Wersch. „Das Bauwerk ist immens. Wir werden dafür über Jahrzehnte geprügelt werden“, sagt er voraus. Haftungsfragen scheinen für eine Vorkehrung gegen 100-jährliche Hochwasser (HQ 100) zu sprechen, wie Bauamtsvize Jürgen Kern mahnte: „Im Remstal sind die Anlagen auf HQ 100 ausgelegt. Ich gehe davon aus, dass auch die Versicherungen von HQ 100 ausgehen.“ Schaal ergänzte: „Die Diskussion über die Prämienhöhe wird kommen.“

Für UFW-Fraktionschef Hans Dietzel ist die teure Maßnahme eine Kröte, die die Gemeinde wohl oder übel schlucken muss. „Mir gefällt der Eingriff in die Natur auch nicht. Auch die Kosten nicht. Aber wir sollten pragmatisch handeln und schweren Herzens zustimmen.“ Der Planungsauftrag bedeutet noch keinen Baubeschluss.
Waiblinger-Kreiszeitung-09-02-2013

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 09.02.2013 Text: Hans-Joachim Schechinger

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