Sep 17 2012

Grüne wegen Optik gegen Fotovoltaik

Veröffentlicht von um 21:18 unter Pressespiegel

vom 08.08.2012

Nachbarn seien aufgeständerte Module in der Frauenländerstraße nicht zuzumuten, sagt Andreas Stiene / CDU: „Irritiert“

Sollten die Flachdächer der geplanten Einfamilienhäuser auf der Ponywiese in der Stettener Frauenländerstraße mit aufgeständerten Fotovoltaikmodulen besetzt werden, könne die OGL-Fraktion dem B-Plan nicht zustimmen, sagt Andreas Stiene. Auch Horst Schaal sieht einen Konflikt. Doch CDU und SPD hängen die Geschmacksfrage tiefer.

Der Kernener Gemeinderat befürwortet mit breiter Mehrheit den städteplanerischen Entwurf für ein Wohnquartier mit zehn in den Hang gestaffelten Einfamilienhäusern, die aufgelockert um einen Quartierplatz mit Tiefgarage gruppiert sind. Das Gelände wird laut Entwurf der Stuttgarter „Freien Planungsgruppe 7“ von einem parallel zur Frauenländerstraße geführten Wohnweg erschlossen. Die Gebäude rücken jeweils an die nördliche Grundstücksgrenze bzw. an den Wegesrand, so dass Raum für Gärten bleibt. Das Wohnquartier umschließt den nördlichen Abschnitt des Bebauungsplangebiets, auf dessen südlich angrenzender Teilfläche zwei mehrgeschossige Blöcke der Diakonie für betreutes Wohnen geplant sind. Der Großteil der Ponywiese gehört ohnehin der Diakonie. Aber auch Privatleute und die Kommune sind Eigentümer.

Auf der Basis der vom Gemeinderat im Grundsatz beschlossenen zweireihigen kubischen Flachbauten (Einfamilienhäuser wie auch Seniorenwohnanlage) soll nun der Bebauungsplan entwickelt werden. Sinnvoll fürs Wohnquartier wäre eine zentrale Nahwärmeversorgung, sei es als BHKW oder angebunden ans Holzhackschnitzel-Kraftwerk der Diakonie, die ihr künftiges Seniorenwohnheim ohnehin umweltfreundlich nahversorgen wird. Beigeordneter Horst Schaal geht von einer einjährigen baurechtlichen Planungsphase aus. Sollten keine Stolpersteine in die Quere kommen, sei der Bebauungsplan locker zu bewerkstelligen, sagte er gestern. „Im Herbst 2013 könnten Erschließung und Baumaßnahmen beginnen.“

Rall: „Von oben runter ist das nicht zumutbar“

Dass sich in diesem Falle Ökologie und Ästhetik beißen, bringt die OGL in die Zwickmühle. Bei der Beratung des städtebaulichen Entwurfs machten sich die Grünen im Gemeinderat überraschend gegen aufgeständerte Fotovoltaikanlagen auf den Flachdächern stark. Aus gestalterischen Gründen, mit Rücksicht auf die Anwohner in der Gartenstraße „Von oben runter ist das nicht zumutbar“, wandte Walter Rall ein. OGL-Fraktionschef Andreas Stiene hätte mit den zehn begrünten Flachdächern kein Problem, solange der Bebauungsplan auf ihnen steil geneigte Panels zur Stromgewinnung und Solarthermie ausschließt. Es gebe längst auch Fotovoltaikmodule, die sich fast flach legen lassen. Horst Schaal weiß von energierezipierenden Dachfolien, doch deren Ausbeute sei gering. Die Frage sei: „Wollen wir Gründach, ja oder nein? Gründach und Fotovoltaik bringt aber Probleme. Mir tät’s im Auge weh, wenn hier Solar kommen würde. Energiewende ist eins – Gestaltung das andere.“

„Widerspruch“, meldete sich Dieter Binder (UFW) zu Wort. „Ich bin gegen Verzicht auf Solar. Heute ist jeder froh um eine Solarzelle, die aufgebaut wird.“ Walter Zimmer (CDU) gab ihm recht: „Wenn man Windräder baut, sollte man im Kleinen anfangen. Vielleicht sollten wir beim Aufständern einen Winkel festlegen.“ Andreas Pfänder (SPD) ist beim Thema Solar sogar gegen Restriktionen im Bebauungsplan: „Man soll dem Bauherrn nicht den Weg verbauen. Das muss offenbleiben.“ Auch der Kernener CDU-Fraktionschef Andreas Wersch rieb sich ungläubig die Augen: „Ich weiß nicht, ob ich irritiert sein soll“, was die Haltung der OGL angeht. Er, Wersch, halte die geplante Bebauung aber auch für zu dicht: „Wenn ich die Ponywiese anguck’, ist da mindestens ein Gebäude zu viel drin. Das ist dermaßen eng.“ Horst Schaal: „Eine gewisse Verdichtung wollen wir. Dafür haben wir Grenzbebauung.“

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 08.08.2012 / Hans-Joachim Schechinger

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