Jul 27 2012

Ausfallhonorar für Kirbe-Absage?

Veröffentlicht von um 11:12 unter Pressespiegel

vom 26.07.2012

Die Ratsentscheidung ist vertagt. Erst nach dem Krämermarkt im Oktober will der Kernener Gemeinderat entscheiden, wie die 8000 Euro Kirbezuschuss Die Ratsentscheidung ist vertagt. Erst nach dem Krämermarkt im Oktober will der Kernener im Jahr 2012, dem Jahr ohne Römer Kirbe, an die Vereine verteilt werden. Und zwar nicht als ermäßigte Vereinsbeiträge ans Rathaus, sondern als Ausgleich für entgangenen Gewinn.

2012, das Ausnahmejahr in Sachen Römer Kirbe. Wegen der Bürgerhaus-Baustelle, die im September eröffnet wird, muss das Bürgerfest beim Rathaus ausfallen. Den finanziellen Verlust, der so auf die Rommelshausener Vereine zukommt, will das Rathaus mit der sonst nicht üblichen Auszahlung des Kirbezuschusses von 8000 Euro mildern. Für die Beteiligten wie die Fußball-Abteilung der Sportvereinigung, den Musikverein, das Rote Kreuz, den Gewerbeverein ist der Event eine der wichtigsten Einnahmequellen des Jahres. Allein die „Blaumeisen“ garantieren im Spvgg-Fußballerzelt mit 800 bis 1000 Plätzen einen fünfstelligen Umsatz, aus dessen Ertrag der Veranstalter die Jugendarbeit finanziert.
Bis dato wurde der Kirbezuschuss auf die Erstattungen angerechnet.

Bis dato waren die 8000 Euro Gemeindezuschuss an die Kirbegemeinschaft keine Barleistung. Der Betrag wurde von den Gemeindekosten abgezogen, die das Kernener Rathaus den 22 Kirbevereinen für Bands, Bauhofleistungen, Strom, Wasser, Toiletten und anderes in Rechnung stellt. Die Differenz teilten sich die 22 Vereine auf. Einige wie die Landfrauen entrichteten nur einen Fixbetrag. Rund zehn Vereine zahlten entsprechend ihrem Quadratmeteranteil im Marktplatzzelt zusätzlich zu ihrer Zeltpauschale (150 Euro) eine Umlage.

Laut Ingrid Opelka vom Kulturamt fielen bei der Kirbe 2011 Gesamtkosten von 15 611 Euro an. Abzüglich des Kirbezuschusses von 8000 Euro und einem kleineren privaten Beitrag erstatteten die 22 Vereine zusammen 7300 Euro. So berappte etwa der Countryclub „Buffalos“ 150 Euro pauschal plus 430 Euro für seinen Flächenanteil gleich 580 Euro.

Über das von der Verwaltung nun vorgeschlagene Ausfallhonorar wegen des entgangenen Gewinns im Jahr 2012 gehen die Meinungen im Gemeinderat auseinander. Auch deshalb, weil hinter der Kirbe 2013 ein dickes Fragezeichen steht. Die 8000 Euro sollen 2012 ausnahmsweise an die Vereine, die bisher an der Umlage beteiligt waren, ausbezahlt werden – und zwar entsprechend den Gewinnen der drei Vorjahre. Nutznießer wären die Clubs im Marktplatzzelt plus die Spvgg-Fußballer. Wie zu hören ist, rechnet die Römer Fußballabteilung mit mindestens 4000 Euro Barzuschuss. Auch der Gewerbeverein wird für die drei letzten Kirbe-Jahre starke Zahlen vorlegen.

UFW-Fraktionschef Hans Dietzel sagte an die Adresse der Gemeindeverwaltung, ihn habe geärgert, „dass hier vorschnell die Vereine einen Zuschuss bekommen. Geld geben für nix sehen wir nicht ein.“ Gebe es auch schon für 2013 Versprechungen? BM Stefan Altenberger wehrte rasch ab: „Nein.“ Dieter Binder (UFW) ging noch einen Schritt weiter. Ihn störte die Begründung im Beschlussantrag, dass der herbe finanzielle Verlust 2012 für die Fußballabteilung eine „Existenzbedrohung“ bedeute. „Wenn die Sportvereinigung sagt, sie habe 200 000 bis 300 000 Euro auf der hohen Kante, dann ist das doch eine Sache der Sportvereinigung.“ Es könne auch nicht sein, dass die Kassenwarte nun ihre Gewinne öffentlich machen müssten, monierte Binder. Doch daran ist, wie Ingrid Opelka gestern beteuerte, nicht gedacht. Die Zahlen seien allein fürs Rathaus.

CDU-Fraktionschef Andreas Wersch sprach den Mitnahmeeffekt an. Die Gemeinde sei zwar in einer „gewissen Bringschuld“ den Römer Vereinen gegenüber, doch gelte es, Begehrlichkeiten zu wehren. „Wir müssen vermeiden, dass Vereine abschöpfen und sagen, wir machen doch noch ein kleines Festle.“ Der Krämermarkt wird in jedem Fall abgehalten. Bisher galt als Geschäftsgrundlage im Rathaus, dass jene Vereine, die 2012 mit eigenen Angeboten Einnahmen generieren, keinen Barzuschuss als Verlustausgleich erhalten sollen.

Entscheidung auf den 8. November vertagt

Die Fußballabteilung der Spvgg hat im Hauptamt bereits angefragt, ob sie am Freitag in der Rathaus-Tiefgarage ihre Maultaschen verkaufen darf. Wie zu hören ist, denkt auch Musikvereinschef Josef Gschwandl über eine Kirbe in Reklamausgabe mit zwei, drei weiteren Vereinen bei der alten Römer Kelter, sprich nahe dem Musikvereinsheim nach. Den Landfrauen hat Ingrid Opelka angeboten, am Krämerfreitag ein Landfrauen-Café zu öffnen. „Wir müssen uns noch mal zusammensetzen, ob es beim jetzigen Stand bleibt.“

Weil die aktive Teilnahme der Vereine im Ort offen ist, hat der Gemeinderat eine Entscheidung über die 8000 Euro Kirbezuschuss auf die Sitzung am 8. November vertagt. Nach dem Kirbewochenende ohne echte Kirbe will das Gremium im Lichte der aktuellen Teilnehmerzahlen über Vergabe und Modalitäten entscheiden.

Kommentar: Die Chance

Sollte der Kernener Gemeinderat im November beschließen, die Vereine nach ihren Vorjahresgewinnen für die entgangenen Kirbe-Erlöse zu entschädigen, wäre viel gewonnen. Die Vereine müssten nämlich die Hosen herunterlassen. Endlich lägen verwaltungsintern Zahlen vor. Nach ihnen könnte das Rathaus auch künftig Logistikkosten umlegen. Das Flächenmaß als Umlageschlüssel war ja eigentlich eine Notlösung. Der Ausfall der Kirbe – er hätte sein Gutes.

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 26.07.2012 / Text: Hans-Joachim Schechinger

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