Mai 21 2012

„Vabanquespiel“ auf dem Fußballfeld

Veröffentlicht von um 00:40 unter Pressespiegel

vom 19.05.2012

Kernener Gemeinderat beschließt Stettener Platzsanierung für Mitte Juni / Fragezeichen hinterm Zuschuss: 70 000 Euro

Die Generalsanierung des Stettener Fußballfeldes ist beschlossene Sache: Schon Mitte Juni könnten die Bauarbeiten beginnen, wobei der Zuschuss von 70 000 Euro für das 300 000-Euro-Projekt im TV-Stadion weiter am seidenen Faden hängt. Bauamtschef Horst Schaal spricht von „Vabanquespiel“. Doch für den Kernener Gemeinderat ist der aktuelle Zustand des Kunstrasenfeldes das Risiko wert.

Aus Sicht von Werner Medinger, Chef der Stettener TV-Fußballabteilung, war die Entscheidung überfällig. Länger auf eine Generalsanierung des stark frequentierten Platzes zu warten, sei nicht mehr zumutbar. Vergangenes Jahr habe sich Simon Beckler aus der ersten Mannschaft bei einem Sturz an der aufgetrennten Kunstrasendecke schwer verletzt, dieses Jahr traf es den Torwart. Der 16-Meter-Raum sei besonders stark beschädigt. Dort lässt sich der Belag wie eine Haut abziehen.

Die hohe Frequenz auf dem einzigen TV-Fußballfeld, das von Bambinis bis zu den alten Herren und Schulsport die Kicker im Flecken kontinuierlich abnutzen, kostet ihren Tribut. „Wie der Platz unter dem Spielbetrieb gelitten hat, ist extrem“, sagte Werner Medinger gestern. Er sei froh, dass der Gemeinderat die Sanierung des Kunstrasens beschlossen habe, „egal, ob der Zuschuss fließt. Denn der Platz ist nicht mehr zu bespielen“.

Stuttgart lässt Kernen in Sachen Zuschuss hängen: 70 000 Euro

Stand gestern wartet das Kernener Bauamt noch immer auf den Bescheid des Regierungspräsidiums, ob dem Zuschussantrag auf 70 000 Euro stattgegeben wird. Da Kernen den Antrag auf Fördermittel fristgerecht gestellt hatte, hätte das Schreiben im zeitigen Frühjahr als Grundlage für eine Bauentscheidung vorliegen müssen. Das Regierungspräsidium habe indes auf mehrfache Nachfrage mitgeteilt, dass eine Entscheidung nicht vor Mitte Mai eingehen werde, so Hauptamtsleiter Bernhard Bühler. Die nach dem harten Winter erneut aufgetretenen Schäden auf dem Spielfeld dulden aber keinen Aufschub mehr.

„Es ist unbefriedigend, dass wir zum 31. Dezember 2011 den Förderantrag abliefern und dann bis Mitte Mai warten müssen. Ende 2012 soll das Förderprogramm auslaufen. Wir wissen noch nicht endgültig, ob das weitergeführt wird“, formulierte Bühler im Gemeinderat ein ganz dickes Fragezeichen. Dass das Gremium auf Antrag der Gemeindeverwaltung jetzt den Baubeschluss fasste, komme, was die beantragten 70 000 Euro angeht, einem „Vabanquespiel gleich“, ergänzte Beigeordneter Horst Schaal. „Das ist unbefriedigend.“

Dies umso mehr, als die Arbeiten schon Mitte Juni starten und spätestens Anfang August abgeschlossen sein sollen. Auch für eine vermögende Gemeinde wie Kernen sind 70 000 Euro kein Pappenstiel. Käme aus Stuttgart in den nächsten Tagen ein Ablehnungsbescheid, wäre das bitter. Doch könnte Kernen 2013 einen zweiten und letzten Antrag stellen, falls das Förderprogramm fortgeführt werden sollte. Die 70 000 Euro aus dem Programm für kommunale Sportstätten gibt es aber nur, wenn das Regierungspräsidium dem vorzeitigen Baubeginn im Juni 2012 stattgibt. Dazu ist ein Antrag nötig. „Bevor ich den Bauauftrag erteile, muss ich Bescheid haben, ob ein frühzeitiger Baubeginn förderschädlich ist“, sagte Bühler gestern. „Das ist der Knackpunkt. Wenn das Regierungspräsidium ablehnt, haben wir Pech.“

Dass die Stuttgarter Genehmigungsbehörde Kernen so hängenlässt, stößt den Gemeinderäten bitter auf. Als „bodenlose Frechheit“ empfindet Dieter Binder (UFW) die Hinhaltetaktik am Nesenbach. „Ich weiß nicht, ob das an der neuen Regierung liegt“, frotzelte er. Auch CDU-Fraktionschef Andreas Wersch nannte den Zeitverzug ein „Ärgernis. Ein noch größeres Ärgernis ist der Zustand des Sportplatzes. Wir sollten heute Abend über unseren Schatten springen“. Hans-Peter Kirgis (SPD) pflichtete bei: „Wir müssen es jetzt anpacken.“

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 19.05.2012 / Text: Hans-Joachim Schechinger

Zur Erinnerung:

Die CDU Gemeinderatsfraktion erkannte schon frühzeitig die Notwendigkeit einer umfassenden Sanierung des Stettener Kunstrasenfeldes. Dementsprechend wurde von uns im Rahmen der Haushaltsberatungen für das Jahr 2011 der Antrag gestellt, das Spielfeld noch vor Beginn der Spielzeit 2011/2012 zu erneuern. Damals sprach sich eine Mehrheit im Gemeinderat dafür aus, die Sanierung auf 2012 zu schieben.

Hier der Antrag und die Begründung der CDU-Fraktion im Wortlaut:

Erneuerung des Kunstrasenplatzes am Sportplatz in Stetten

Antrag
Für die Erneuerung des Kunstrasenplatzes am Stettener Sportplatz sind Mittel in Höhe von 250 000 Euro in den Planentwurf für das Jahr 2011 einzustellen.

Begründung
Der Kunstrasenplatz des TV Stetten befindet sich seit geraumer Zeit in einem teilweise desolaten Zustand. Die Schäden und Abnutzungen können auch mit einer aufwändigen Pflege und einer gründlichen Reinigung nicht länger abgemildert werden. Ein Austausch scheint nunmehr unumgänglich.

Die Kosten für ein vergleichbares Projekt beliefen sich einschließlich der Entsorgung des Altbelages und mit dem erforderlichen Unterbau auf etwa 250 000 Euro, weshalb wir diese Vergleichsgröße unserem Antrag zu Grunde gelegt haben. Der tatsächlich erforderliche Betrag wäre von der Verwaltung noch zu beziffern.

Anmerken möchten wir auch, dass ein Kunstrasenbelag eine regelmäßige und sachkundige Wartung erfordert, für die Folgekosten entstehen werden. Ein entsprechendes Reinigungsgerät zum Abbürsten des Kunstrasens ist allerdings in Rommelshausen vorhanden und könnte ggf. auch für den Stettener Sportplatz mit genutzt werden.

Kernen i.R., 30.12.2010

Andreas Wersch
Fraktionsvorsitzender

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