Mai 02 2012

Kein Gedenken an Zwangsarbeiter

Veröffentlicht von um 23:32 unter Pressespiegel

vom 30.04.2011

Mit großer Mehrheit hat der Gemeinderat von Kernen den Antrag des Allmende-Vorsitzenden Eberhard Kögel verworfen, eine Gedenktafel für Zwangsarbeiter an der Glockenkelter anzubringen, die dort untergebracht waren. Abgelehnt haben die Bürgervertreter aus CDU, UFW und SPD auch den Vorschlag von Andreas Stiene, dem OGL-Fraktionsvorsitzenden, die Tafel nicht direkt an die Glockenkelter zu hängen, sondern für Spaziergänger gut sichtbar an die Umfassungsmauer des Hofs.

In einem geschichtlichen Abriss, aufgebracht auf die Glaswände des Windfangs, ist diese Episode der Gemeindegeschichte bereits aufgeführt. Zweifel plagen Bürgermeister Stefan Altenberger deshalb, ob es sinnvoll sein kann, einen kurzen Abschnitt in der mehr als 300-jährigen Geschichte dieses Gebäudes – eine Vorgängerin wurde sogar schon 1580 erstmals erwähnt – so prominent herauszugreifen. Er sei darauf angesprochen worden, ob auf einer Tafel nicht auch Menschen, die in Gefangenschaft geraten sind und somit ebenfalls Kriegsopfer wurden, aufgeführt werden sollten, sagte Altenberger.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas Wersch wies darauf hin, dass nach 1945 auch kinderreiche Familien in die Kelter eingezogen sind, die aus ihrer Heimat in der Tschechoslowakei vertrieben wurden, wie es auch der Allmende-Film „Oma, i will a Schmalzbrot“ darstellt. „Wenn wir die Folgen des Kriegs dokumentieren, dann sollten wir die Geschehnisse umfassend darstellen. Auch unsere Heimatvertriebenen sind Opfer des Nationalsozialismus.“

Dieser Gedanke des Geschichtslehrers erwies sich als konsensfähig. Andreas Stiene und Bettina Futschik griffen ihn auf, allerdings weiterhin mit dem Plädoyer, eine Tafel mit den komplexen geschichtlichen Zusammenhängen an der Glockenkelter aufzustellen, an einem Platz, an dem viele Leute vorbei kommen. „Es ist wichtig, Punkte zu bilden, wo man ins Gespräch kommt mit jungen Leuten, die die Zeit nicht erlebt haben. Dort kann man ihnen das fehlende Wissen weitergeben und daran arbeiten, dass sich so etwas nicht wiederholt.“ Altenberger zog einen anderen Schluss aus der erweiterten Perspektive: „Dann hat die Tafel aber an der Glockenkelter nichts verloren“, was bei der Abstimmung 16 Gemeinderäte gegen die beiden Stimmen der OGL unterstützten. Drei Räte enthielten sich.

Eine geschichtliche Tafel an anderer Stelle schien aber Unterstützer im Gemeinderat zu haben. So sagte der UFW-Fraktionsvorsitzende Hans Dietzel: „Wir sollten einen Text für eine umfassende Dokumentation erarbeiten und diskutieren.“

Quelle‘: Fellbacher Zeitung vom 30.04.2012 / Text: Hans-Dieter Wolz

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