Mai 06 2012

Aldi kommt in die Spitzäcker

Veröffentlicht von um 22:24 unter Pressespiegel

vom 05.05.2012

Aber für den Bauplatz fehlt noch immer ein Grundstück / Im Notfall müsste das Gebäude zur Landesstraße gerückt werden

Aldi kommt nach Kernen. Eine knappe Ratsmehrheit von zehn zu acht Stimmen bei vier Enthaltungen gab der Discounterkette gegenüber Lidl den Vorzug. Maßgebend waren weder Architektur noch städtebauliche Einbindung, bei denen sich die zwei Konkurrenten „auf Augenhöhe bewegen“, wie Beigeordneter Schaal sagt. Vielmehr überzeugte das Gremium mit Blick auf die Geschäfte im Ort das Aldi-Sortiment.

Die Entscheidung des Kernener Gemeinderates liegt ganz auf der Linie der Discounter-Befürworter. Gesucht war ein Lebensmittler als Frequenzbringer, der abfließende Kaufkraft bindet, ohne dem darbenden Einzelhandel im Flecken zu schaden. Hinter dem ursprünglichen Ansatz, dass die Römer Einzelhandelsgeschäfte von Aldi-Synergien profitieren könnten, steht wegen der Entfernung des Standorts zur Ortsmitte aber ein dickes Fragezeichen. Der CDU-Fraktion gefiel zudem die Lidl-Variante architektonisch besser. Doch eine knappe Mehrheit von SPD- und UFW-Räten einschließlich Bürgermeister Stefan Altenberger zieht den Kundenmagneten Aldi wegen seines kleineren Waren-Sortiments vor. Freilich: Auch ein Backshop ist geplant.

Hans Dietzel: Wir wollen einen Discounter mit weniger Artikeln

So teilt UFW-Fraktionschef Hans Dietzel das Urteil von Bauamtschef Horst Schaal, der die Varianten von Lidl und Aldi als architektonisch und städtebaulich „sehr ansprechend, zwar unterschiedlich und doch ähnlich“ einstuft. Doch die 1663 Artikel des Lidl-Discounters gegenüber 1080 in den Aldi-Regalen machen für Dietzel den Unterschied. Lidl verkaufe zudem viele Markenartikel. Sie konkurrierten mit dem Angebot der Lebensmittler in der Ortsmitte. Ausgangspunkt der Discounterdebatte sei doch gewesen, so Dietzel, die Kaufkraft im Ort zu halten. „Wir wollten eine hohe Frequenz mit wenig Überschneidung. Sprich: einen Discounter, der weniger Artikel führt.“ Dem schloss sich SPD-Fraktionssprecher Hans-Peter Kirgis vollinhaltlich an: Beide Entwürfe gewährleisteten zwar einen attraktiven Ortseingang für Rommelshausen. „Doch für uns entscheidend ist das Warensortiment.“

Fraktionschef Andreas Wersch erinnerte im Namen der CDU daran, ein Discounter in den Spitzäckern habe nicht dem Willen der CDU entsprochen. Seine Kollegen würden nicht en bloc abstimmen, obwohl die Lidl-Version die CDU mehr überzeuge. Im ersten Wahlgang enthielten sich Volker Borck und Irmgard Möhlmann, im zweiten stimmten sie für Lidl. Walter Rall indessen kündigte die Stimmenthaltung aller OGL-Ratskollegen an – „aus den bekannten Gründen“. „Wir halten weder den Standort noch die zwei Anbieter für geeignet.“

Mit Aldi steht der Betreiber des künftigen Discounters am Römer Ortseingang fest. Doch noch immer fehlt der Gemeinde eine Parzelle, um das komplette Baufenster auszuweisen. Stand heute ist das Vorhaben an der im Plan ausgewiesenen Stelle blockiert, weil der Eigentümer sich bisher weigerte, zu verkaufen. Die fragliche mit Obstbäumen bestandene Parzelle – parallel zum Burgweg gelegen, zweites Flurstück von Norden – liegt genau dort, wo das Aldi-Gebäude sein Warenlager und Personalräume hat. Die Technik ist nach Süden verlegt. Zum Burgweg hin verläuft ein neu zu pflanzender Baumstreifen mit geschnittener Hecke, dessen Fläche der Gemeinde Kernen bereits gehört.

Altenberger fordert den Eigentümer zu Verhandlungen auf

Seit Monaten drehen sich die Grundstücksverhandlungen im Kreise, wobei es, wie Insider wissen, nicht um den Kaufpreis geht, der bei 60 Euro liegen soll. Der vermögende Grundstücksbesitzer ist auf Geld nicht angewiesen. Bürgermeister Stefan Altenberger wehrte gestern eine WKZ-Anfrage mit dem Hinweis ab, er könne und wolle sich zu nichtöffentlichen Verkaufsverhandlungen nicht äußern. Doch gut unterrichtete Kreise wissen, dass der Rathauschef, ehe er sich jetzt in den Urlaub verabschiedete, die Eigentümerfamilie noch einmal eindringlich an den Verhandlungstisch bat.
Hintergrund: Das Rathaus hatte dem Rommelshausener Grundstückseigner ein zweites Areal beim Bürgerhaus gegen die Zusage abgekauft, dann auch in den Spitzäckern handelseinig zu werden. Altenberger soll dem Mann jetzt geschrieben haben, er finde es nicht in Ordnung, dass er von seinem Ehrenwort abrücke. Die Tochter teilte gestern mit, die Verhandlungen mit der Gemeinde würden weitergeführt. Mit welchem Ergebnis, ist offen.
Sollten die Verkaufsgespräche am Ende scheitern, bliebe nur der Ausweg, das Baufenster für Aldi in Richtung Landesstraße zu verschieben. Entweder entfielen dann Parkplätze oder aber der Grüngürtel mit Versickerungsfläche entlang der Ausfallstraße, der an die Streuobstwiesen im Westen anknüpfe. Auch zu diesem Alternativ-Szenario wollte Stefan Altenberger gestern keine Stellungnahme abgeben.

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 05.05.2012 / Text: Hans-Joachim Schechinger

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