Apr 22 2012

Tempo 20: Vorschlag ausgebremst

Veröffentlicht von um 22:31 unter Pressespiegel

vom 17.04.2012

Verwaltung will Tempo auf Teilstück der Waiblinger Straße drosseln / Verwaltungsausschuss lehnt das Limit mehrheitlich ab

Vielleicht war es einfach ein schlechter Zeitpunkt und der Tempo-30-Ärger mit der Stettener Ortsdurchfahrt noch zu frisch. „Nicht auch das noch!“, hat sich mancher Gemeinderat vielleicht gedacht, als die Verwaltung mit diesem Vorschlag kam: die Tempo-20-Zone in der Rommelshäuser Ortsmitte über die Waiblinger Straße zu verlängern. Dafür gab es sogar einige gute Argumente, aber der Vorschlag fiel trotzdem mit großer Mehrheit durch.

Es ging eigentlich nur um einen kurzen Straßenabschnitt von 150 Metern: die Waiblinger Straße von der Einmündung der Hauptstraße am Übergang zu Stettener Straße bis zum Kreisverkehr. Und es wäre auch nur eine Verlängerung einer schon bestehenden Tempo-20-Zone gewesen. Auf der Stettener Straße zwischen Haupt- und Karlstraße gilt das Limit nämlich schon. „Hier haben wir die Tempo-20-Regelung, weil sich hier zwischen Treff-Markt und Rathaus das örtliche Leben abspielt“, sagt Bürgermeister Stefan Altenberger. Dort seien viele Fußgänger unterwegs.

Die Idee der Verlängerung kam von UFW-Fraktionschef Hans Dietzel. „Die Waiblinger Straße ist ja auch ein halber Fußgängerbereich“, sagt er. „Tempo 20 wäre da ein Signal: Achtung, hier sind Leute auf der Straße!“ Die Verwaltung um Bürgermeister Stefan Altenberger unterstützte den Vorschlag und brachte ihn zur Vorlage in den Verwaltungsausschuss. „In der Waiblinger Straße parken Autos, da hält der Bus, da laufen Leute vor und hinter dem Bus über die Straße“, sagt Altenberger. Außerdem sei es schwierig, rückwärts aus den Parkplätzen vor den Arkaden auszuparken, wenn die Autos zu schnell um die Kurve oder vom Kreisverkehr her kämen. „Ich kenne das, ich bin da öfter unterwegs“, so Altenberger. Hans Dietzel argumentiert in die andere Richtung und findet: „Man kann in der Praxis an der Stelle doch sowieso nicht schneller als 20 fahren.“ Zumindest, wenn man keinen Unfall riskieren wolle.

Dietzel und Altenberger konnten im Verwaltungsausschuss aber nicht viele überzeugen. Am Ende stimmten nur vier der Ausschussmitglieder für Tempo 20 in der Waiblinger Straße.

Dietzel: „Das war noch der Schock von Tempo 30 in Stetten“

„Mir persönlich ist das zu verwirrend“, begründet zum Beispiel Andreas Wersch, Fraktionschef der CDU, seine Ablehnung. Tempo 30 habe sich bewährt im Ortskern, „eine Tempo-20-Regelung würde die Autofahrer nur verwirren“. Wersch wäre es sogar lieb, wenn auch vor dem Rathaus statt 20 wieder 30 wäre.

UFW-Chef Hans Dietzel hat allerdings eine Vermutung, dass nicht nur Argumente bei der Abstimmung mitgespielt haben: „Das war noch der Schock von Tempo 30 in Stetten.“ Und auch der Bürgermeister vermutet ähnlich: „Da haben sich einige nicht gefreut, dass man da eingebremst wird.“
Zur Erinnerung: Die Stettener Ortsdurchfahrt, die Landesstraße 1199, hat das Regierungspräsidium Anfang März komplett zur Tempo-30-Zone erklärt. Als „flankierende Maßnahme“, wie es hieß, zur Schließung der Schurwaldübergänge für den Schwerlastverkehr. Stetten war als Nadelöhr offen geblieben. Der Kernener Gemeinderat hatte zwar zuvor selbst Tempo 30 gefordert, aber nur für den unübersichtlichen Abschnitt zwischen Grüntorstraße und Rotenbergstraße. Die ganze Ortsdurchfahrt, das war einigen zu viel.

Während Hans Dietzel die Tempo-30-Reglung nach den ersten paar Wochen befürwortet („Man kann den entgegenkommenden Verkehr viel besser einschätzen und viel besser einfädeln“), fühlt sich Andreas Wersch bis jetzt in seiner Skepsis bestätigt: „Das hat sich nicht bewährt.“ Man stehe auf der Stettener Ortsdurchfahrt regelmäßig im Stau, bis man aus den Lücken zwischen parkenden Autos wieder herauskomme, weil der Gegenverkehr so langsam passiere. SPD-Fraktionschef Hans-Peter Kirgis war zwar auch skeptisch, was die 30er-Ortsdurchfahrt angeht, mittlerweile sieht er es etwas positiver. „Es spielt sich ein“, meint er. „Ich hätte gedacht, es ist schlimmer.“ Allerdings sei es schon manchmal „ätzend“, wenn man an den parkenden Autos vorbeischleichen müsse.

Aus einem ähnlichen Grund hat er im Verwaltungsausschuss auch Tempo 20 in der Waiblinger Straße abgelehnt. Schon jetzt staue sich dort der Verkehr, wenn man auf den Gegenverkehr oder von rechts kommende Autos warten müsse. „Ich fürchte, das mit dem Rückstau würde mit Tempo 20 noch schlimmer“, sagt Kirgis. „Dann geht gar nichts mehr, weil man noch länger warten muss.“ Den Zusammenhang der Entscheidung mit der Stettener Ortsdurchfahrt, dem „Schock von Tempo 30“, wie Hans Dietzel sagt, den sieht Kirgis nicht. „Das glaub’ ich nicht, dass das eine Rolle gespielt hat.“ Auch Andreas Wersch will „keine Verbindung“ feststellen.

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 17.04.2012 / Text: Reinhold Manz

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