Feb 02 2012

Gretchenfrage: Lidl oder Aldi?

Veröffentlicht von um 22:18 unter Pressespiegel

vom 1.02.2012

Dem Kernener Gemeinderat wird jetzt nichtöffentlich von den Betreibern das Baukonzept präsentiert / Ein Grundstück fehlt

Lidl und Aldi, die um den Rommelshausener Discounter-Standort Spitzäcker buhlen, haben ihre Betriebskonzepte im Gemeinderat nichtöffentlich längst vorgestellt. In Kürze geht es hinter verschlossener Tür um die Gebäudeentwürfe. Ob Aldi oder ob Lidl das Rennen macht, ist aber ebenso offen wie die Frage, ob das Rathaus alle Grundstücke zusammenbekommt.

Die Projektmanager von Aldi und Lidl werden ihre Planentwürfe in der Ratssitzung am 9. Februar nichtöffentlich präsentieren. Den Versuch von Aldi, mit seinem Baukonzept zuvor in den Fraktionen vorstellig zu werden und zu werben, haben die Fraktionsspitzen abgeblockt. Tenor: Beide Bewerber sollen im Wettbewerb um den Standort Spitzäcker gleiche Chancen haben. Sprecher von CDU, UFW und SPD betonten gestern, sie wollten unvoreingenommen in die Gespräche gehen. „Wir sind relativ offen. Wir hören uns beide an“, sagte CDU-Fraktionschef Andreas Wersch. Jeder Gemeinderat solle ohne Fraktionszwang frei entscheiden. Ähnlich SPD-Frau Ingrid Möhrle: „Wir haben bis jetzt noch keine Fraktionslinie. Wir sind noch ganz offen.“

Dietzel: „Wir haben den Einzelhandel im Fokus“

Auch Hans Dietzel, UFW-Chef im Kernener Gemeinderat, unterstrich gestern das starke Interesse, Aldi und Lidl gleiche und faire Chancen einzuräumen. Dass seine Fraktion gleichwohl die Bewertungsmaßstäbe im Sinne des Kernener Einzelhandels anlegen werde, verwundert niemanden. „Wenn es zu Produktüberlappungen mit dem Ortskernsortiment käme, könnte das kontraproduktiv sein“, sagt Dietzel. Die UFW-Leute, die den Einzelhandel im Fokus hätten, neigten deshalb eher zu Aldi mit seinem kleineren Sortiment und weniger Markenartikeln. Verwaltung und Gemeinderat könnten in Verhandlungen durchaus einen Hebel ansetzen: „Wir sind es ja, die entscheiden.“ Und beide noch im Rennen befindlichen Discounterketten wüssten, dass Kernen mit seiner starken Kaufkraft ein „super Markt“ sei. Ihre Verkaufschefs rechneten schon heute hoch, was sie 2013 in Kernen verdienen werden. „Ich weiß, dass sich die beiden Betreiber ins Zeug legen, deshalb kann man sicherlich etwas aushandeln.“

Gemeinderäte können an den Aldi-Projektleiter die Frage richten, ob es den Backshop, der den Bäckern im Römer Ortskern billige Konkurrenz macht, unbedingt braucht? Ob dieser Einwand etwas bringt, ist aber die Frage. Denn Aldi wird sein Sortiment gegenüber den Märkten in Weinstadt, Waiblingen und Fellbach nicht freiwillig abspecken. Gleichwohl, so ist aus dem Gemeinderat zu hören, gehe der Trend im Gremium klar in Richtung Aldi-Markt. Weil Lidl zu sehr einem Vollsortimenter ähnele, werde der Kernener Gemeinderat Aldi höchst wahrscheinlich „durchwinken“.

Hauptproblem: Von acht Parzellen besitzt die Gemeinde nur sieben

Beim nichtöffentlichen Vorstellungstermin am 9. Februar geht es aber nicht um die Anzahl der Artikel, das Warensortiment und Betriebskonzept. Thema wird die architektonische Gestaltung sein. Bürgermeister Stefan Altenberger sagte gestern, „das werden bei beiden Bewerbern sehr individuelle Konzepte sein, keine Standard-Anfertigungen. Der Aldi wird sicherlich anders aussehen als in Waiblingen.“ Die Gestaltungsfrage ist aber noch zweitrangig gegenüber einer viel wichtigeren: Bekommt die Kommune überhaupt alle Grundstücke zusammen? Bisher stellte sich einer von acht Eigentümern quer. Es drohte eine Hängepartie. Und die Kernener wundern sich, dass es in letzter Zeit um den Discounter so still wurde. „Die Verhandlungen laufen“, versicherte Gemeindekämmerer Achim Heberle gestern. „Im letzten Gespräch teilte der Betreffende mit, dass er verkaufsbereit ist.“

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 01.02.2012 / Text: Hans-Joachim Schechinger

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