Feb 20 2012

„Das Gebäude provoziert“

Veröffentlicht von um 00:14 unter Pressespiegel

vom 17.02.2012

Eine Geschmacksfrage: Diskussion im Gemeinderat um ein Bauvorhaben des Weinguts Konzmann am Stettener Ortsrand

Es ist ein Entwurf, an dem sich die Geister scheiden. Seit mehr als einem Jahr steht am Stettener Ortsrand die neue Produktionshalle des Weinguts Konzmann. Auch der geplante zweite Bau mit Vinothek, der noch dazukommen soll, wurde eigentlich schon genehmigt. Jetzt haben die Bauherren aber einen neuen Entwurf vorgelegt. Den fanden im Technischen Ausschuss die einen „nicht passend“ oder „zu futuristisch“, andere zumindest provozierend, wieder andere zwar gewöhnungsbedürftig, aber gelungen.

Der Bau steht schon mehr als ein Jahr am Ortsrand von Stetten. Von Rommelshausen her kommend ist er auf der linken Seite in den Feldern kaum zu übersehen. Sechs Meter hoch, 40 Meter lang, 18 Meter breit, graue Betonwände und leicht schräges Flachdach. Darin hat die Familie Konzmann für ihr Weingut Produktion und Lager eingerichtet. Seit vergangenem Herbst ist alles in Betrieb. Es ist der erste Schritt des Projekts, mit dem Konzmann sein vorher auf vier Standorte verteiltes Weingut auf eine zentrale Betriebsfläche zusammenfassen will. „Auf der Produktion lag erst mal unser Hauptfokus“, sagt Dieter Konzmann. „Danach haben wir den Kopf frei gehabt, um uns Gedanken über den Rest zu machen.“ Der Rest, der bald direkt neben der Produktionshalle entstehen soll, das sind: eine Vinothek mit einem kleinen Veranstaltungssaal, Terrasse und Wohnung. Irgendwann, so die Pläne der Konzmanns, könnten dann noch drei kleine Ferienhäuser dazukommen.

Stiene: „Architektonische Anfängerleistung“

Genehmigt hat der Gemeinderat das eigentlich alles schon. Jetzt hat Konzmann dem Technischen Ausschuss aber einen neuen Entwurf für den Komplex mit der Vinothek vorgelegt, der vor allem äußerlich nicht mehr viel mit dem alten zu tun hat. Wo das Gebäude nach dem alten Plan noch ganz klassisch mit Satteldach daherkam, ist es jetzt untergliedert in mehrere, in Form und Gestaltung eigenständige Elemente mit Flachdächern. „Vorher war das ein etwas biederer, jetzt haben wir einen modernen Ansatz“, fasste Bauamtsleiter Horst Schaal zusammen, der den Entwurf im Technischen Ausschuss vorstellte. Und Schaal vermutete schon: „Der eine oder andere findet das vielleicht etwas zu modern.“

Er vermutete richtig. „Das kommt mir vor wie ein Dampfer, der hier in der Wiese steht“, sagte Walter Rall (OGL). „Mir ist das zu modern.“ Rall räumte aber ein, dass das wohl „Geschmackssache“ sei, er finde den Bau aber nicht passend in der Landschaft an der exponierten Stelle am Ortsrand. OGL-Fraktionschef Andreas Stiene fühlte sich in der Kritik bestätigt, die er schon früher an dem ganzen Bauvorhaben geäußert hatte. Die Halle, die schon stehe, hält er für „eine architektonische Anfängerleistung“. Auch den neuen Entwurf befand er als zu groß dimensioniert.

Die beiden OGL-Räte waren aber am Ende die einzigen, die gegen den neuen Entwurf stimmten, auch wenn Walter Zimmer (CDU) meinte: „Mir ist es zu futuristisch.“ Dieter Binder (UFW) und Andreas Wersch, CDU-Fraktionsvorsitzender, sagten übereinstimmend, je länger sie sich den Entwurf anschauten, desto besser gefalle er ihnen. „Das Gebäude provoziert“, sagte Wersch. „Aber ich finde es spannend und freue mich darauf, wenn das steht.“ Auf den Einwurf von Walter Rall, ihm missfalle, dass man einen bereits genehmigten Bauentwurf „in den Papierkorb schmeiße“ und einen neuen hervorziehe, antwortete Dieter Binder: „Das ist in Ordnung, dass ein Bauherr in seiner Planung gescheiter wird. So lang er zu uns kommt und nicht einfach drauflos baut und sich dann erst alles nachgenehmigen lässt.“

Einig waren sich allerdings alle, dass das schon fertige Hallengebäude optisch noch suboptimal ist. Dass „die stillose Farbe“ verschwindet, wünschte sich zum Beispiel Walter Rall. Bauamtsleiter Horst Schaal schloss sich an: „Auch ich habe meine Probleme damit.“ Er sieht aber den neuen Entwurf für das zweite Gebäude in eine „richtige Richtung“ gehen. Es müsse eben auch noch ein stimmiges Grünkonzept gemacht werden.

Noch in roh-banalem Grau: Die neue Produktions- und Lagerhalle des Weinguts
Konzmann. Daneben soll bald das zweite Gebäude mit Vinothek, Veranstaltungssaal
und Wohnräumen hinkommen. Dann erhält auch die Halle einen passenden Anstrich.
Foto: ZVW

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 17.02.2012 / Text: Reinhold Manz

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