Jul 03 2011

Altenberger fühlt sich unfair behandelt

Veröffentlicht von um 13:43 unter Pressespiegel

vom 01.07.2011

Das Interview mit Gemeinderäten zur Kernener Bürgermeisterwahl Anfang Juni ist Bürgermeister Stefan Altenberger, dessen Amtsführung dort kritisiert wurde, bitter aufgestoßen. In einer nichtöffentlichen E-Mail an die Ratsfraktionen beschwert er sich über die aus seiner Sicht unfairen Angriffe. Seine Reaktion wirft Fragen auf: Er bewerbe sich zur Wiederwahl am 31. Juli, schreibt er, wenn er es sich „nicht noch kurzfristig anders überlegen sollte“.
Er habe auf den gemeinderätlichen Tadel in der WKZ in seinem Antwortschreiben teilweise emotional reagiert, versuchte Bürgermeister Altenberger gestern eine Rechtfertigung. Mehrere Formulierungen, von denen er eine in der Zeitung nicht abgedruckt sehen möchte, erregten in den vier Fraktionen irritiertes Kopfschütteln. So die obige, beleidigt klingende Drohung des Kernener Rathauschefs, er könne sich seine Kandidatur zur Wiederwahl auch „noch kurzfristig anders überlegen“. Gerade so, als sei öffentliche Kritik an Altenbergers Amtsführung Majestätsbeleidigung, die er ungnädig mit Thronverzicht beantwortet.

Eine Bewerberin aus Böblingen stellte sich vor

„Sie hatten mir eigentlich einen fairen Wahlkampf versprochen . . .“, appellierte der Schultes in seiner Wut-Mail an die vier Kernener Fraktionsvorsitzenden Hans Dietzel, Andreas Wersch, Hans-Peter Kirgis und Andreas Stiene. Wahlkampf? Mit ernsthafter Konkurrenz muss sich der Amtsinhaber bisher nicht herumschlagen. Eine Bewerberin aus Böblingen, die am Mittwochabend bei den vier Fraktionschefs vorsprach, bringt dafür zu wenig kommunalpolitisches Gewicht auf die Waage. Sie arbeitet als PTA in einer Apotheke im Landkreis Böblingen, kennt Kernen aus dem Internet und findet laut Bewerbungsschreiben die Stärken des Bundeslandes Baden-Württemberg im Ort „in idealer Kombination wieder“. Obwohl die Frau kein ausgefeiltes Wahlprogramm hat, erfüllt sie formal die Voraussetzungen einer Kandidatur. Insofern verwundert es, dass das Rathaus die Bewerberin fast zwei Monate zappeln ließ, bis ihr, auf Nachfrage, eine Antwort des Vorsitzenden des Wahlausschusses, Horst Schaal, zuging. Von ihr war keine Kritik zu erwarten. Dabei sagt Altenberger an die Adresse seiner Widersacher im Gemeinderat: „Natürlich will ich die Kritik wissen, aber man sollte bei der Wahrheit bleiben.“
In seiner Mail gibt er das beispielhafte politische Neutrum. „Ich selbst habe es im Vorfeld von Gemeinderatswahlen immer so gehalten, dass ich keine kritischen Tagesordnungspunkte mehr auf die Gemeinderatssitzungen habe setzen lassen und dass ich versucht habe, mich so neutral wie möglich zu verhalten.“ Nun sei aber eine Bürgermeisterwahl nicht unbedingt das gleiche . . .

So missfiel dem Schultes in dem WKZ-Interview vom 9. Juni, dass Andreas Wersch, Walter Rall und Hans Dietzel ihn nicht zum Alleinautor der blendenden finanziellen Haushaltslage erklärten. Wersch urteilte, „es ist ja nicht so, dass das Geld vom Himmel gefallen wäre oder dass Altenberger das mitgebracht hätte. Das Geld wurde in Verbindung mit dem Sparwillen des Gemeinderates angehäuft“. Hans Dietzel schloss sich dem an: „Dass das jetzt ein Mensch bewirkt haben sollte . . . Es ist einfach Glück, dass wir gute Gewerbesteuereinnahmen, eine gute Struktur haben. Und wir haben gespart.“ In seiner E-Mail reagierte Altenberger missvergnügt: „Sicherlich ist das immer ein Gemeinschaftswerk von vielen. Wenn jetzt allerdings in der Zeitung steht, der Geldsegen ist nicht Altenbergers Verdienst und eigentlich alles nur Glück, dann stimmt das einfach nicht.“ Auch andere Kommunen hätten gute und vergleichbare Steuereinnahmen. Dort sehe es jedoch ganz anders aus.

„Jahrelang wurde ich als Obercontroller und Klemmer verschrien“, beschwert sich der Rathauschef postalisch. Gestern fügte er hinzu, er habe 2004 und 2005 zwei große Sparpakete geschnürt. Dadurch werde bis heute der Kernener Etat um eine hohe sechsstellige Summe jährlich entlastet.

Auch Heberles Vorgänger habe gute Arbeit gemacht

Auch dass sich Gemeinderäte wegen der Arbeitsbelastung von Kämmerer Achim Heberle sorgen, verwundert den Bürgermeister. Ja, schreibt er, „wir haben ohne Zweifel mit Herrn Heberle einen sehr guten Kämmerer – auch wenn das bei der Einstellung einige noch anders gesehen haben“. Aber auch Vorgänger Weingärtner sei ein guter Finanzfachmann gewesen. Weitere 200 Mitarbeiter im Rathaus lieferten gute Arbeit ab. „Trotzdem müssen Sie sich keine Gedanken darüber machen, dass Einzelne nicht mehr wahrgenommen werden oder kurz vor dem Zusammenbrechen sind.“ Überhaupt, beklagt sich der Wahlkämpfer in vorwurfsvollem Ton: „Ich bin so gut wie jeden Abend unterwegs. Und dann muss ich mir vorwerfen lassen, ich würde die Menschen nicht ehrlich mitnehmen.“

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung vom 01.07.2011 / Text: Hans-Joachim Schechinger

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