Jul 30 2010

Versäumnis (Kommentar)

Veröffentlicht von um 09:35 unter Pressespiegel

vom 30.07.2010

Die Gemeindeverwaltung hat für Discounter keine wirklich passenden Grundstücke gefunden

So lautet nun also der Gemeinderatsbeschluss, dass die Einkaufswelt in Rommelshausen sich ändern muss. Nach bald 20-jähriger Diskussion und mindestens zehn Jahren Gemeinderatsberatungen ist die Kommunalpolitik aber doch nur wieder am Ausgangspunkt angelangt: beim Billigmarkt mit dem Schnäppchen verheißenden Vier-Buchstaben-Namen auf den Spitzäckern am östlichen Ortsrand.

Die Bürger wünschen sich zurecht gut und billig einzukaufen, und das auch am eigenen Ort. Die Politik aber muss weiterdenken: Welche Folge hat ein Beschluss? Die Konsequenzen haben damit zu tun, wo der Markt angesiedelt wird: In der Ortsmitte, wo andere Läden von seiner Anziehungskraft profitieren, oder am Ortsrand, wohin die meisten mit dem Auto fahren, und anschließend gleich weiter dorthin eilen, wo es die ganz große Auswahl gibt. In vielen Gemeinden haben Discounter am Ortsrand zum Ladensterben in der Ortsmitte geführt. Auch in Kernen?

Der Fehler der Kernener Gemeindepolitik war es, dass sie im Verlauf eines langen Zeitabschnitts von zehn bis 20 Jahren kein besseres Baugrundstück in der Ortsmitte gefunden oder entwickelt hat. Dort, wohin der Discounter nach Meinung aller Entscheidungsträger eigentlich hingehört. Dieses Versäumnis stellt einer ganzen Reihe von Bürgermeistern und den Gemeinderäten mehrerer Amtsperioden ein schlechtes Zeugnis aus. Jahrelanges Parteiengezänk, das bis heute nicht überzeugend geschlichtet ist, erlebten die Bürger stattdessen. Ein demokratischer Richtungswechsel zu einer neuen Mehrheit als Ergebnis der jüngsten Kommunalwahl hat das Thema stattdessen vorentschieden.

Heute überwiegt zwar nun die Vorfreude auf die künftigen Sparmöglichkeiten und Schnäppchenkäufe. Den ersten Wermutstropfen bekommen die Bürger allerdings schon eingeschenkt, die ersten Nebenkosten sind schon zu bezahlen: Ein Marketingkonzept für 100 000 Euro, für das der Steuerzahler teilweise zur Kasse gebeten wird.

Quelle: Fellbacher Zeitung vom 30.07.2010 / Text: Hans-Dieter Wolz

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