Jul 08 2010

Discounter mit Supermarkt?

Veröffentlicht von um 00:08 unter Pressespiegel

vom 07.07.2010

Bei der Bürgerversammlung sagte Schultes Altenberger: „Wir möchten keinen Vollsortimenter auf den Spitzäckern“

Kernen-Stetten (schi). Eine gut besuchte TV-Halle, überraschende Neuigkeiten aus dem Mund des Bürgermeisters, bohrende Fragen aus dem Publikum: Die Kernener Bürgerversammlung am Montag beackerte ein steiniges kommunalpolitisches Feld, das beim Discounter in Rom anfing und dem geplanten Seniorenwohnheim in Stetten endete. Die Nachricht des Abends: Kernen ist bald schuldenfrei.

Dass der geplante Aldi – kombiniert mit einem Vollsortimenter – auf den Römer Spitzäckern einigen Kernenern unter den Nägeln brennt, trat auch bei der jüngsten Bürgerversammlung zutage. Und doch war er nur ein Thema unter vielen. Bürgermeister Stefan Altenberger hatte in seinem Rechenschaftsbericht den Ball vorgelegt. Es stehe nur noch die Frage im Raum, verkündete Altenberger: „Bekommt Kernen endlich einen Discounter, bei dem über 40 Prozent der Bevölkerung einkaufen, oder nicht.“ Bei diesem Prozentsatz liegt der Kundenanteil für Discounter bundesweit. Ob die Zahl sich auf Kernen herunterbrechen lässt? Der Stettener Eberhard Kögel zweifelt. Er sieht in Aldi keinen Frequenzbringer, weder für Rommelshausen noch für Stetten. „Und wenn ein Vollsortimenter dort hinkommt, ist das der Tod vom Rewe in Stetten.“

Irrtum, wie Ernst Maile sen., Chef von Freundliches Kernen, entgegnete: „Den Rewe-Vollsortimenter in Stetten führt ja die Familie Lang, der junge Lang betreibt den in Korb. Der hat uns gesagt: Wenn in Rommelshausen ein Vollsortimenter gebaut wird, würde er ihn gerne betreiben.“ Auch Altenberger widersprach Kögel: Fakt sei nun mal, dass über 40 Prozent im Discounter einkauften. „Wir wollen das auch anbieten. Die müssen dann nicht alle nach Endersbach fahren. Ich sage, wenn ich im Aldi in Weinstadt bin, eine halbe Stunde lang ,Grüß Gott’. Alles Kernener.“
Ein Rommelshausener hakte zum Thema Vollsortimenter nach. Die Tendenz gehe bei Lebensmittel-Konzernen wie Kundschaft zu größerer Ladenfläche und breiterem Sortiment. Er befürchte, dass unter diesem Vorzeichen „Rewe zumacht, weil es sich nicht mehr lohnt“. Gleiches gelte für Edeka. Wie berichtet interessiert sich Edeka längst für einen Neubaustandort in Rommelshausen. Eine Planvariante für die Spitzäcker sieht Supermarkt plus Discounter vor.

Altenbergers Position zu den drei Vollsortimentern in Rom und Stetten ist klar: „Wir würden sie gerne dort belassen und stärken und, wenn eine Chance besteht, den Rewe-Markt in Stetten erweitern. In Rommelshausen sieht’s allerdings etwas schwierig aus mit einer Erweiterung.“ Sicher, räumt Altenberger ein, es gebe „Strömungen, die einen größeren Zuschnitt für Vollsortimenter wollen, aber wir wollen vorerst keine Veränderungen im Gemeinderat. Wir lassen Edeka aus der Nummer nicht rauskommen.“ Damit meinte er den Markt Karlstraße. Sollte, wie zu hören ist, im Discounter-Beschluss für die Spitzäcker am 28. Juli die Sperrfrist für den Bau eines Vollsortimenters auf fünf Jahre beschränkt sein, dürfte Edeka an der Optimierung in der Karlstraße aber nicht gelegen sein.

Sicherung der Grundversorgung und Erhöhung der Kaufkraftbindung durch die Ansiedelung neuer Läden sei eine Daueraufgabe, sagte Stefan Altenberger in seinem Rechenschaftsbericht. „Mit dem Gesamtpaket Tankstelle, Discounter, dem neu entstehenden Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Karl-/Tulpenstraße sowie dem Bürgerhaus mit einem Café haben wir eine so schnell nicht wiederkehrende Chance, den Ortskern zu beleben.“

Aus Sicht des Gutachters taugt die Römer Tulpenstraße wegen hohen Verkehrsaufkommens nicht für einen Einkaufsmarkt. Aber auch die klimatische Beeinträchtigung der Kaltluftschneise Kirchgärten und Talaue durch Bürgerhaus und das neue Geschäfts- und Wohnhaus Würthele/Volksbank macht den Anliegern Sorgen. Altenberger beruhigte mit Hinweis darauf, dass für 2019 hinter der Wohnbebauung sogar ein „Grünprojekt“ angedacht sei. Nicht mit Biolandwirt Felix Leyde. „Hallo, hier gibt’s auch noch Landwirte“, warf er unwirsch ein, als der Schultes von dem kleinen Park schwärmte, wo Leyde jetzt noch ein Flurstück der Familie Schert bewirtschaftet. „Dann bezahlen Sie dort fünf Euro für den Quadratmeter. Nein!“ Altenberger lenkte ein: „Wenn Sie nicht mitmachen, müssen wir uns andere Gedanken machen.“

Quelle: Waiblinger Kreiszeitung v. 07.07.2010 / Text: Hans-Joachim Schechinger

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